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An den Mittelschulen bleibt es beim Fernunterricht

An den Mittelschulen bleibt es beim Fernunterricht An den Mittelschulen bleibt es beim Fernunterricht

Das Schwyzer Bildungsdepartement hat entschieden: An den Mittelschulen soll bis zu den Sommerferien auf Präsenzunterricht verzichtet werden. Die Stiftsschule Einsiedeln kritisiert, dass der Bund an der Zwei-Meter-Abstandsregel an den Gymnasien festhält.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Der Kanton Schwyz hält am Fernunterricht an den Mittel- und Berufsfachschulen fest: «Der Grund dafür liegt in den einschränkenden Vorgaben des Bundes für die Öffnung, die eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts selbst im Halbklassenunterricht infrage stellen», schreibt die Schwyzer Staatskanzlei in einer Medienmitteilung.

Die Zeit bis zu den Sommerferien soll dazu genutzt werden, um sich mittels organisatorischer und pädagogischer Massnahmen auf die Wiederaufnahme eines Präsenzunterrichts mit Beginn des neuen Schuljahres vorzubereiten.

Gemäss Vorgaben des Bundes wäre es grundsätzlich ab dem 8. Juni möglich, auch an den Bildungseinrichtungen der Sekundarstufe II wieder den Präsenzunterricht aufzunehmen. Halbklassen nicht umsetzbar

«Faktisch scheitert dies aber an den strengen Auflagen für diesen Öffnungsschritt, die vom Bund vorgegeben werden», teilt die Kanzlei mit: Zu diesen Grundprinzipien würde die strikte Einhaltung der Zwei-Meter-Abstandsregel für Jugendliche und Lehrer bei allen Kontakten gehören.

«Für die Schwyzer Schulen der Sekundarstufe II bedeutet dies, dass aufgrund der vorhandenen Schulzimmer beziehungsweise deren Grösse bestenfalls in einem Halbklassenunterricht gestartet werden könnte», konstatiert die Staatskanzlei. Allerdings lasse sich das geprüfte Szenario «Unterricht in Halbklassen » in so kurzer Zeit nicht umsetzen.

«Es sind doch dazu aufwendige Anpassungen an die Lehr-, Stunden- und Belegungsplänen nötig, die durch Schulleitungen auszuarbeiten wären», heisst es in der Medienmitteilung.

Drei Gründe zählt Regierungsrat Michael Stähli, Vorsteher des Schwyzer Bildungsdepartements, auf, weshalb ab dem 8. Juni nicht mit einem Unterricht in Halbklassen an den Mittelschulen gestartet werden kann: «Es fehlt uns ein Konzept sowie an ausreichenden Schulräumen und Lehrern.» Das Ziel sei es, bis zu den Sommerferien ein Konzept für einen Unterricht in Halbklassen zu erarbeiten, führt Stähli aus: Auf dass nach den Sommerferien das neue Schuljahr mit diesem Konzept in Angriff genommen werden könne – falls dann ein Unterricht im normalen Klassenverband noch nicht möglich wäre.

Fernunterricht hat sich bewährt

«Weil im laufenden Betrieb bis zu den Sommerferien lediglich noch vier Wochen Unterricht verbleiben, erscheint daher die Aufrechterhaltung des Fernunterrichts als bessere Lösung», konstatiert die Kanzlei. Jedoch werde den Schulen die Möglichkeit eingeräumt, im Einzelfall Präsenzelemente für Prüfungen, die Verabschiedung der Abschlussklassen oder eine Unterstützung von schwächeren Lernenden einberufen zu können.

Mit Blick auf die vom Bund bereits beschlossenen Lockerungen der Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bestehe die Hoffnung, dass nach den Sommerferien wieder Unterricht im normalen Klassenverband auf der Sekundarstufe II möglich werde, ist der Medienmitteilung zu entnehmen: «Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren fordert denn auch in einem Schreiben an den Bundesrat, zumindest für die Sekundarstufe II die Abstandsvorschriften aus den Grundprinzipien zu streichen. » Gleichwohl werde die bis zu den Sommerferien verbleibende Zeit dazu genutzt, um die einzelnen Schulen auf eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts unter den aktuell bekannten Grundprinzipien des Bundes vorzubereiten.

Unerklärliche Abstandsregel

«Die Schulen sind nun daran, ihre Infrastrukturen im Hinblick auf die Einhaltung des erforderlichen Schutzkonzepts zu überprüfen und entsprechende Anpassungen einzuleiten», schreibt die Schwyzer Staatskanzlei. Ziel dieser Massnahmen sei es, Schüler, Eltern, Lehrbetriebe und das Personal an den Schulen noch vor den Sommerferien über den geplanten Schulbetrieb ab Beginn des Schuljahres 2020/2021 informieren zu können.

Die Pädagogische Hochschule Schwyz hat bereits Ende April entschieden, das Studienjahr im Fernunterricht abzuschliessen. «Ab dem 8. Juni soll nun aber das Gebäude wieder für einzelne Weiterbildungskurse und Zusatzausbildungen geöffnet werden, wobei die notwendigen Schutzmassnahmen deutliche Einschränkungen erforderlich machen», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Ebenfalls wieder aufgenommen werden könnten die Weiterbildungsangebote an den Berufsfachschulen – dies unter der klaren Bedingung, dass das Schutzkonzept jeweils eingehalten werde.

Auf wenig Verständnis stösst derweil bei Johannes Eichrodt der Umstand, dass der Bund an der Zwei-Meter-Abstandsregel an den Mittelschulen festhält: «Es ist unerklärlich, dass es diese Regel an den Schulen weiterhin geben soll. In den Gastrobetrieben wurde sie ja aufgehoben », sagt der Rektor der Stiftsschule Einsiedeln: «Es wäre ein Leichtes gewesen, mittels Kontaktdaten an den Schulen eine allfällige Ansteckung zurückzuverfolgen. »

Konfusion an Mittelschulen

Als Folge dieser Entscheidung entstünden nun wieder Verwirrung vor der Öffnung der höheren Schulen und erneut ein Flickenteppich im ganzen Land – wie bei den Maturaprüfungen.

Eichrodt begrüsst den Entscheid des Schwyzer Bildungsdepartements, bis zu den Sommerferien beim Fernunterricht zu bleiben: «Ab dem 8. Juni einen Unterricht in Halbklassen anzubieten, wäre auch für die Stiftsschule Einsiedeln mit einem riesigen Aufwand verbunden.» Nun erarbeite die Stiftsschule auftragsgemäss ein Konzept, um nach den Sommerferien mit einem Halbklassen-Unterricht ins neue Schuljahr starten zu können – falls denn bis dann immer noch an dieser Zwei-Meter-Abstandsregel festgehalten werde.

«Klar ist für uns, dass auch wir nicht mehr Schulraum und mehr Lehrer aus dem Hut zaubern können», stellt der Rektor fest. Im Zentrum dieses Konzepts stünde vielmehr der Versuch, Präsenz- und Fernunterricht parallel anzubieten. «Das könnte zum Beispiel heissen, eine Halbklasse ist in der Schule, währenddem die andere zu Hause ist. Wochenweise würde man vielleicht alternieren», führt Eichrodt aus.

Am Obergymnasium der Stiftsschule Einsiedeln wird bis zu den Sommerferien weiterhin Fernunterricht angeboten. Foto: Magnus Leibundgut

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