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Loblied auf die Stammbeiz (II)

Loblied auf die  Stammbeiz (II) Loblied auf die  Stammbeiz (II)

ZWISCHENLUEGETEN 3

HASCHI GYR

In der letzten Zeitung haben Sie an dieser Stelle gelesen, wie mein erster Beizenbesuch nach dem Corona-Lockdown so ätzend kackig in die Hose ging. Aber nicht mit mir. Nicht mit Haschi automech downtown zurich. Ich bin doch kein Depp, nicht.

Clever, wie ich nun ’mal bin, habe ich für meinen zweiten Anlauf frühzeitig einen Tisch reservieren lassen. Am Tag X hab’ ich mit meinem Aufmarsch extra zugewartet, bis meine Lieblingsbeiz pumpenvoll war, damit alle sehen konnten, dass es für mich, Haschi clevermech, immer Platz gibt. Das war meine Genugtuung für die Schmach des letzten Males.

Da sass ich also an meinem Zweiertisch, eingepfercht zwischen Holzlatten und Plexiglas, alleine und einsam. Niemand gesellte sich zu mir. Lags an den Vorschriften? Dem dröhnenden Ventilator über mir? An der Lage des Tisches neben der Toilette? An der Aussichtslosigkeit des Ortes?

Ich sah zwar nichts, aber ich hörte sehr wohl, wie an den anderen Tischen getratscht und gelacht wurde. Selbst meine Lieblingsservierdüse schäkerte unverschämt. Das sah ich zwar auch nicht, aber ich spürte es genau. Sie habe keine Zeit für mich; sie arbeite wegen der verminderten Platzzahl alleine und müsse deshalb dort sein, wo viel bestellt würde. Das hörte ich wohl und schraubte meine Konsumation umgehend auf das Level eines Vierertisches hinauf. Die krieg’ ich doch in mein schäbiges Separee. Wäre doch gelacht.

Ob es mir gelang, kann ich allerdings nicht sagen.An den zweiten Teil des Abends vermag ich mich beim besten Willen nicht zu erinnern.

* Ein Herr Hanspeter Gyr gibt niemals auf. Deshalb wollte er für Versuch III eine Gruppe bilden. Aber niemand, nicht einmal sein Freund Mäse, schloss sich ihm an. Deshalb entfällt die vormals geplante Kolumne «Loblieb III».

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