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«Das Parlament soll mit gutem Beispiel vorangehen»

«Das Parlament soll mit gutem Beispiel vorangehen» «Das Parlament soll mit gutem Beispiel vorangehen»

Von allen zehn Einsiedler Kantonsräten ist er am längsten dabei. Doch eine Session ausserhalb des Kantonsratssaales hat selbst Thomas Bingisser (SVP) noch nie erlebt.

VICTOR KÄLIN

Morgen Mittwoch tagt der Kantonsrat entgegen aller Usanz nicht im Schwyzer Rathaus. Warum? Wegen des Coronavirus besteht eine besondere Situation. Der Saal im Schwyzer Rathaus ist zu klein für die geforderten Sicherheitsabstände. Wir 100 sitzen dort eng aufeinander. Ich schätze, es sind etwa 30 Zentimeter Abstand von Ellbogen zu Ellbogen. Im MythenForum ist es möglich, jedem Kantonsrat einen eigenen Tisch hinzustellen und den geforderten Abstand von 2 Metern einhalten zu können. Finden Sie die Sicherheitsmassnahmen sinnvoll und gut? Auf jeden Fall. Ich finde, dass das Parlament mit gutem Beispiel vorangehen muss. Da im MythenForum der Abstand gewährleistet werden kann, müssen wir auch keinen Mundschutz tragen. Es gibt dafür extra zwei Rednerpulte, welche nach jedem Redner desinfiziert werden. Erstmals gibts eine gemeinsame Mittagsverpflegung. Wir werden tatsächlich direkt im Tagungsraum verköstigt. Die Bestellung Fleisch oder vegetarisch wurde längst eingeholt. Sodann werden wir in der Mittagspause die Unterlagen mit dem Teller austauschen. Die legendären Fraktionsessen entfallen … Ja, das ist für einmal so. Wer ein Glas Wein oder ein Bier möchte, wird es aber dennoch erhalten. Das nehme ich jedenfalls an. Letztmals getagt hat der Kantonsrat am 5. Februar. Seither hält die Regierung das Zepter in der Hand. Fühlen Sie sich als Kantonsrat «entmachtet», wie es einige Bundesparlamentarier tun?

Nein, definitiv nicht. Die meisten Entscheide des Regierungsrates entsprachen mehr oder weniger dem Vollzug der Bundesvorgaben. Übrigens gab es in den letzten Jahren immer wieder Sessionen, welche nicht durchgeführt wurden. Allerdings wegen mangelnder Geschäfte. Voraus ging der grundsätzliche Entscheid der Ratsleitung, dass am 27. Mai getagt wird – egal wo und wie. Ist es auch Ihrer Meinung nach nötig, dass das Parlament morgen wieder zusammensitzt?

Ja, wir haben doch einige Traktanden, die nicht noch länger aufgeschoben werden sollten – ich denke an die Genehmigung der verschiedenen Berichte der Schwyzer Kantonalbank, das Polizeigesetz oder auch an den umfassenden Bericht «Finanzen 2020». Zudem ist es auch die letzte Session der Abtretenden – und das sind nicht wenige.

Seit zwölf Jahren gehören Sie dem Kantonsrat an. Nun haben Sie nicht mehr kandidiert und morgen Mittwoch ist Schluss. Kommt da Wehmut auf? Nein. Zwölf Jahre war ich eines von hundert Zahnrädern, das sich für den Kanton Schwyz eingesetzt hat. Jetzt kommen neue, frische Kräfte. Nach zwölf Jahren war es für mich Zeit, diesen Platz zu machen. Zwölf Jahre waren Sie dabei. Sie müssen es wissen: Lohnt es sich, Kantonsrat zu werden? Und lohnt es sich, Kantonsrat zu sein?

Auf jeden Fall! Die Politik ist spannend. So klein der Kanton ist, deckt er doch von der Hochfinanz bis zur Landwirtschaft das ganze Spektrum ab: von typisch städtischen bin hin zu ländlichen Problemen und Anforderungen. Sich dafür, für unseren schönen Kanton einzusetzen, machte Freude. Auf die vielen Wiederholungen kann ich hingegen gut verzichten. Für mich als Unternehmer waren die Abläufe doch etwas langatmig. Foto: Victor Kälin

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