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Junge haben es heuer schwer, ins Arbeitsleben einzusteigen

Junge haben es heuer schwer, ins Arbeitsleben einzusteigen Junge haben es heuer schwer, ins Arbeitsleben einzusteigen

Die Corona-Krise wirft Schatten auf die Berufsbildung: Lehrabschlussprüfungen fallen aus, Lehrstellen gehen verloren. Zudem sind Junge tangiert von Arbeitslosigkeit: Der Start ins Berufsleben ist in diesem Jahr überaus steinig, weil viele Betriebe wegen des Coronavirus einen Einstellungsstopp verfügt haben.

MAGNUS LEIBUNDGUT

«Die schriftlichen Lehrabschlussprüfungen entfallen heuer definitiv wegen der Corona- Pandemie», hält Oscar Seger, Leiter des Schwyzer Amts für Berufsbildung, fest: Sie sollen durch Erfahrungsnoten ersetzt werden. Demgegenüber finden die praktischen Prüfungen in der Regel statt, wenn auch teils in reduziertem Masse.

«Es gibt allerdings Ausbildungsgänge, in denen auch die praktischen Prüfungen entfallen », konstatiert Seger: So zum Beispiel im Fachbereich Gesundheit, weil wegen des Coronavirus eine Prüfung in den Spitälern nicht möglich sei. Hier würden betriebliche Beurteilungen anstelle der Prüfung für den Abschluss der beruflichen Grundbildung als Basis genommen. Ein Teilausfall der Prüfungen stelle für die Lehrlinge kaum ein Problem für den Übertritt ins Berufsleben dar, führt Seger aus: «Vielmehr sind die Umstände an sich schwierig, heuer ins Arbeitsleben einzusteigen.» Immer mehr Junge ohne Arbeit

Aufgrund der Wirtschaftskrise melden viele Betriebe weniger Bedarf an neuen Arbeitskräften an. «Sodass Arbeitslosigkeit grundsätzlich eher ein Thema wird in diesem Jahr», stellt Seger fest. Unter diesen Umständen wäre es sicherlich eine Alternative, wenn Lehrlinge nach dem Abschluss der Ausbildung bei ihrem Betrieb bleiben könnten – falls denn die Unternehmen überhaupt Bedarf an Arbeitskräften hätten.

Am meisten tangiert von Arbeitslosigkeit sind in dieser Zeit junge Leute unter 24 Jahren. Vor der Wirtschaftskrise, die durch den Coronavirus ausgelöst wurde, hatte diese Altersgruppe mit zwei Prozent die tiefste Arbeitslosenquote. Aktuell ist der Anteil bereits auf 3,3 Prozent gesprungen.

Und im Sommer beginnen zudem Zehntausende Lehr- und Hochschulabgänger mit der Stellensuche – heuer aber mit geringen Erfolgschancen: Viele Betriebe haben einen Einstellungsstopp verhängt. Firmen, die Kurzarbeit eingeführt haben, ist es rechtlich untersagt, neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Schnupperlehren fallen aus

Gleichsam ein Problem würden derzeit die Schnupperlehren darstellen, weil diese wegen des Coronavirus nicht immer stattfinden könnten: «Eine Verschiebung der Schnupperlehren ist nur schwierig umzusetzen», sagt Seger: Im Prozess seien diese in der achten Oberstufen- oder zweiten Sekundarklasse vorgesehen. Immerhin käme eine Verschiebung des Lehrstellenantritts vom August in den September/ Oktober in Frage.

«An sich kommt der Entscheid, eine bestimmte Berufsausbildung in Angriff zu nehmen, für einige Jugendliche eher zu früh», meint Seger: «Mit 14 Jahren ist man an sich noch sehr jung für diese Entscheidung.» Jedenfalls seien die Schüler derzeit erst recht aufgerufen, sich flexibel zu zeigen: «Vielleicht ist es angesagt, eine Ausbildung anzutreten, die nicht gerade mit dem ersten Berufswunschziel zusammenhängt», erläutert Seger.

Obwohl sich die Lehrstellensuche aktuell als schwierig herausstellt, weil wegen der Corona- Krise einige Lehrstellen verloren gegangen sind, bilanziert Seger positive Zahlen: Es seien im April im Kanton Schwyz 883 Lehrstellen besetzt worden: Das sind 39 mehr als im Vorjahr. Es gebe derzeit noch 416 offene Lehrstellen: Das sind 82 mehr als im Jahr 2019.

Lehrlingsmangel im Fokus «In diesem Sinne muss man nach wie vor von einem Lehrlingsmangel sprechen statt von einem Lehrstellenmangel», erklärt Seger. Bezüglich Berufswunschziel habe sich im Vergleich zu früheren Jahren wenig verändert: Nach wie vor seien eine kaufmännische Ausbildung oder eine Lehre im Detailhandel beliebte Berufswunschziele, währenddem Handwerkerlehren einen eher schwierigen Stand hätten.

In der Schweiz werden wegen der Corona-Krise nach Ansicht der Lehrbetriebe über fünf Prozent der Lehrstellen verloren gehen. Dies geht aus dem «Lehrstellen- Puls» der Professur für Bildungssysteme der ETH Zürich und der Lehrstellenbörse Yousty AG hervor: Wegen des Coronavirus seien bereits gegen drei Prozent der Lehrstellen verloren gegangen, heisst es in einer Medienmitteilung. 0,6 Prozent der Lehrstellen mit geplantem Start in diesem Jahr seien bereits aufgelöst worden.

Oscar Seger, Leiter des Schwyzer Amts für Berufsbildung, steht Red und Antwort über die Situation der Lehrlinge in diesem Jahr.

Foto: zvg

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