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«Fremdstoffe dürfen nicht auf der Wiese landen»

«Fremdstoffe dürfen nicht auf der Wiese landen» «Fremdstoffe dürfen nicht auf der Wiese landen»

Feldrandkompostierung Birchler verarbeitet 3000 bis 4000 Tonnen Grüngut

Die Generationengemeinschaft Beat Birchler senior und junior am Waldweg 3 in Egg liefert rund 1000 Tonnen Material zur Energiegewinnung in eine Biogasanlage nach Trachslau und produziert rund 600 bis 700 Tonnen Gartenerde.

KONRAD SCHULER

«Die Verträge und Abrechnungen bezüglich der Anlieferung von Grüngut und der Abgabe von geshreddertem Material an die Biogasanlage laufen über den Maschinenring Etzel und Linth. Wir sind die Verarbeiter. Pro Tonne angelieferter Ware erhalten wir einen Pauschalbetrag», so Beat Birchler senior zur aktuellen Situation.

Vor rund 25 Jahren hat er zusammen mit zwei weiteren Bauern im Waldweg mit der Kompostierung begonnen. Vom Bezirk Einsiedeln seien anfänglich etwa 300 Tonnen Grüngut geliefert worden. Jeder der drei Bauern habe etwa 100 Tonnen zur Verarbeitung zugewiesen erhalten. Der gewonnene Kompost wurde schon damals zur Bodenverbesserung auf dem eigenen Hof verwendet. In den letzten Jahren sei die angelieferte Menge ständig gewachsen.

Beat Birchler senior und junior bewirtschaften 34 Hektaren Land. 16 Hektaren sind Eigentum, 18 Hektaren sind Pachtland der Genossame Dorf-Binzen und Privatpachtland. Der Hof wird aktuell in zweiter und dritter Generation geführt. Am Waldweg 3 stehen im Wesentlichen ein zusammengebautes Wohn- und Stallgebäude sowie eine Remise. Dazu kommen je ein Wohnhaus und Stall in der Meieren. Total werden aktuell 78 Tiere gehalten, davon 35 Mutterkühe.

3000 bis 4000 Tonnen

Beim System der Feldrandkompostierung geht es darum, Siedlungsabfälle zu verwerten. Die Grüntour-Sammlungen werden im Bezirk Einsiedeln jeweils am Mittwoch und Freitag durchgeführt. Jährlich werden aus dem Bezirk Einsiedeln etwa 700 Tonnen Grüngut zum Waldweg gebracht. Einmal pro Woche wird auch aus den Gemeinden Rothenthurm, Sattel und Steinerberg Grüngut angeliefert. Am meisten Material kommt aus der March. Jeweils am Mittwoch fahren bis zu acht Lastwagen vor. So kommen pro Tag 60 bis 70 Tonnen zustande. Die gesamte Menge aus der March macht pro Saison etwa 2000 Tonnen aus. Private bringen etwa 500 Tonnen vorbei. Insgesamt werden am Waldweg 3 jährlich also rund 3000 bis 4000 Tonnen Grüngut verarbeitet. 1000 Tonnen in Biogasanlage

Das angelieferte Material wird mit dem Pneulader sortiert. Nach der Anlieferung wird es möglichst schnell umgeschichtet. Von Hand werden die Fremdstoffe entfernt.

Zirka alle drei Wochen wird das Grüngut geshreddert. Zur Energiegewinnung in der Biogasanlage in Trachslau muss das geshredderte Grüngut zusätzlich abgesiebt werden. Nur das feine Material kann in der Biogasanlage verwertet werden. Das sind rund 1000 Tonnen jährlich.

Das grobe Material wird kompostiert. Beim Verrottungsprozess muss es zu Beginn praktisch jeden Tag gewendet werden. Durch diese Umsetzung wird Sauerstoff hinzugefügt. Immer wieder müssen Fremdstoffe entfernt werden. Bis die Erde da ist, vergehen zirka zehn Wochen. Beim Verrottungsprozess fällt fast die Hälfte des Materials in sich zusammen. So gibt es jährlich insgesamt etwa 1000 Kubikmeter Gartenerde, die ein Gewicht von 600 bis 700 Tonnen aufweist. Etwa ein Drittel davon wird als Humus auf dem eigenen Land verstreut, der Rest wird verkauft. Aus dem Siebüberlauf bleiben etwa 120 bis 130 Tonnen an Material übrig, das nicht verwendet werden kann. Dieses wird in eine Spezialverbrennung transportiert.

Zusatzverdienst zu Einkommen Das Betreiben der Feldrandkompostierung bringt der Generationengemeinschaft einen willkommenen Zusatzverdienst zum landwirtschaftlichen Einkommen.

An Anlieferungstagen der Bezirke kommen Beat Birchler senior und junior sowie Andrea Alpiger als Partnerin hie und da an die Grenzen ihrer Arbeitskräfte. So sind sie jeweils am Mittwoch ab 11 Uhr bis zwischen 20 und 21 Uhr im vollen Einsatz, am Freitag braucht es alle drei Arbeitskräfte etwa während drei bis vier Stunden. Vor allem mittwochs sind sie froh und dankbar, wenn sie von der einen oder anderen Hilfskraft unterstützt werden.

Appell an Bevölkerung

Zum Grüngut gehören Rasen, Strauchmaterial, Rüstabfälle und Gartenabfälle. «Leider wird tendenziell zunehmend immer mehr Abfall via Grüngut entsorgt. Pro Woche fallen so bei uns vier bis fünf Container Abfall an. Ein Container wiegt dabei zwischen 600 und 700 Kilogramm», stellt Beat Birchler senior fest.

«Wir appellieren stark an die Bevölkerung, für eine korrekte Entsorgung der Abfälle zu sorgen und eine bessere Trennung des Abfalls vorzunehmen. Fremdstoffe dürfen am Schluss nicht auf der Wiese landen und von den Tieren gefressen werden», wird er deutlich.

Insgesamt fallen jährlich rund 50 Tonnen Abfall an, die im Grüngut gelandet sind. Die Familie Birchler kann eine lange Liste von Fremdstoffen aufzählen, die nicht im Grüngut hätte landen dürfen: Speiseresten, vakumierte Fleisch- und Wurstwaren, Haus- und Küchenabfälle, Bierflaschen, Spraydosen, Plastik, Metall, Sagex, Windeln, Velos, Taschenrechner und vieles mehr. «Ein grosses Problem sind die kompostierbaren Abfallsäcke. Ja selbst ganze Gartenzäune, Möbelstücke und Hanteln mussten wir schon aussortieren. Nur Bargeld haben wir leider noch nie gefunden », führen die Birchlers aus und hoffen, dass der Aufruf in der Zeitung gehört wird.

«Wir appellieren stark an die Bevölkerung, für eine korrekte Entsorgung der Abfälle zu sorgen und eine bessere Trennung des Abfalls vorzunehmen.»

Beat Birchler junior, Beat Birchler senior, Andrea Alpiger mit der 15 Monate alten Diana bewirtschaften den Hof und betreiben die Feldrandkompostierung.

Beat Birchler senior zeigt den Kompost während der mehrwöchigen Verrottungsphase.

Rund 50 Tonnen Fremdstoffe werden leider jährlich als Abfall via Grüngut-Tour falsch entsorgt.

Fotos: Konrad Schuler

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