Sie sind froh über den Schulstart
Zwei Stiftsschüler beschreiben, wie es ist, nach dem «Lockdown» wieder in den Unterricht zu gehen
Nach knapp acht Wochen «Homeschooling» kehrten Schülerinnen und Schüler gestern wieder in ihre Klassen zurück. Wie fühlt sich das an? Anna Höfliger (14) und Dennis Kälin (13) aus der Stiftsschule Einsiedeln standen Rede und Antwort.
WOLFGANG HOLZ
«Eigentlich bin ich ganz froh, dass jetzt wieder die Schule begonnen hat», freut sich Anna Höfliger aus der 2c der Stiftsschule Einsiedeln. Sie habe das digitale «Homeschooling» nicht so gern gehabt. Dies sei viel anstrengender als der normale Unterricht im Klassenzimmer.
Auch Dennis Kälin, eine Klasse unter ihr, fand das digitale Lernen nicht so effektiv. «Manchmal war es ein bisschen unübersichtlich und man wusste als Schüler gar nicht, welche Aufgaben man nun genau zu machen hatte», so der 13-Jährige. Deshalb habe er auch mal vergessen, Aufgaben abzugeben.
Aber bietet so ein digitales Klassenzimmer nicht auch viele Fluchtmöglichkeiten und vor allem viel Freizeit – weil man ja nicht den ganzen Tag in der Schule sitzen muss, und nicht direkt von den Lehrern kontrolliert wird?
Langeweile macht kreativ «Unsere Lehrer haben wir nicht wirklich vermisst», räumen die beiden Stiftsschüler ein. Auch rühmen sie die viele Freizeit, die sie zu Hause gehabt hatten. «Aber eben die ganze Zeit zu Hause sein zu müssen und meine Kolleginnen nicht treffen zu dürfen, ist schon anstrengend gewesen», sagt Anna. Sie sei zwar per Handy viel im Kontakt mit ihren Freundinnen gewesen. Aber das sei natürlich nicht das Gleiche. Andererseits sei es ihr «uschnell» langweilig geworden. Sie habe dadurch aber auch Neues entdeckt. «Zum Beispiel bin ich viel nach draussen gegangen und war joggen», erzählt die 14-Jährige. Spiele, Fernsehen, YouTube
Dennis fand die viele Freizeit zu Hause auch eine grosse Umstellung. «Ich habe auch viel Sport getrieben – ich bin viel Velo gefahren und gejoggt.» Ausserdem habe er mehr Zeit für die Familie gehabt. «Mit meiner jüngeren Schwester habe ich mich eigentlich ganz gut verstanden», findet Dennis. Auf der anderen Seite habe sich das familiäre Leben für ihn nicht wesentlich von jenem im Vergleich zu Schulzeiten verändert. «Ich war oft in meinem Zimmer, und hauptsächlich zum Essen haben wir uns getroffen.» Anna fand das neue Leben in der Familie – ihre Eltern waren beide im Homeoffice – im Prinzip auch nicht schlecht. «Wir haben viele Spiele gemacht, zum Beispiel abends Canasta.» Oder Fernsehen geschaut. «Netflix haben wir nicht, dafür war ich viel auf Youtube.» Allerdings sei sie auch ab und zu schon mal mit ihren beiden Brüdern aneinandergeraten. Der klassische Lagerkoller, eben.
«Man hat digital dazugelernt»
Beide sind unterm Strich also glücklich wieder in der Schule sein zu dürfen. Und doch haben beide auch positive Seiten am «Homeschooling» entdeckt. «Man weiss jetzt viel besser Bescheid, wie digitale Programme und Anwendungen funktionieren, man kennt sich aus», erklärt Dennis. Anna stimmt ihm zu: «Man hat digital dazugelernt. »
Zurück in der Schule: Dennis Kälin und Anna Höfliger. Foto: Wolfgang Holz