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«In der Kasse ist ein grosses Loch entstanden»

«In der Kasse ist ein grosses  Loch entstanden» «In der Kasse ist ein grosses  Loch entstanden»

Am kommenden Montag gehen die meisten Geschäfte nach wochenlangem Corona-«Lockdown» wieder auf. Auch die Papeterie Kälin öffnet ihre Pforten wieder.

WOLFGANG HOLZ

Frau Kälin, wie geht’s Ihnen und Ihrem Geschäft nach dem «Lockdown»? Ich selbst, meine Familie und meine Mitarbeiterinnen sind gesund, was in meinen Augen das Wichtigste ist. An meinem Geschäft ist der «Lockdown» jedoch nicht spurlos vorbeigegangen. Da wir die Papeterie von einem auf den anderen Tag schliessen mussten, ist in der Kasse ein grosses Loch entstanden.

Freuen Sie sich, dass Sie Ihre Papeterie wieder aufmachen dürfen? Ja, natürlich. Der persönliche Kundenkontakt fehlte mir sehr. Mein Team und ich freuen uns, bekannte und auch neue Gesichter wieder in der Papeterie Kälin begrüssen zu dürfen. Was wird sich in Ihrem Geschäft aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen konkret ändern? Von unserem Berufsverband VSP haben wir ein Standardschutzkonzept erhalten, an welchem wir uns orientieren werden. Darin wird beispielsweise vorgeschlagen, bargeldlose Bezahlungen zu bevorzugen. Ausserdem werden wir bei gewissen Verkaufsgesprächen einen Mundschutz tragen, um die Kundschaft zu schützen. Mit solch kleinen Änderungen muss man rechnen, doch das Einkaufserlebnis soll dadurch nicht beeinträchtigt werden. Wie hoch sind geschätzt Ihre Umsatzeinbussen? Diese belaufen sich zum jetzigen Zeitpunkt auf geschätzte 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Verluste werden wir in diesem Jahr wohl kaum wieder auffangen können. Und sollte der Einsiedler Weihnachtsmarkt dieses Jahr nicht stattfinden können, sieht es noch schlechter aus, da dieser eine wichtige Einnahmequelle in unserem Geschäftsjahr ist. Mal schauen, was die Zukunft bringt.

Was haben Sie unternommen, um Ihr Geschäft am Leben zu erhalten? Ich war täglich von Montag bis Freitag im Geschäft, um Telefonate und E-Mails beantworten zu können. Mir war wichtig, trotz eines geschlossenen Geschäfts, Präsenz zu zeigen. Kunden wurden laufend über Neuheiten informiert und beliefert. Hatten Sie zwischendurch auch existenzielle Sorgen? Selbstverständlich machte und mache ich mir Gedanken, wie es weitergehen wird. Mich beschäftigt die Frage, ob die Kunden wiederkommen werden oder nun definitiv auf Online-Shopping umgestellt haben. Aber mit dem Konzept des Projekts «starche Gäischt – zämä für Einsiedlä» sind wir Einsiedler Unternehmer auf einem guten Weg.

Sie hatten ja auch einen Online- Service – wie lief der? Ich bin zufrieden. Jedoch sind die Einnahmen, die wir damit gemacht haben, wirklich nur einen kleinen Tropfen auf den heissen Stein. Haben viele Leute für zu Hause bei Ihnen Büromaterial bestellt, weil derzeit viele im Homeoffice arbeiten? Druckerpatronen waren sehr gefragt. Oft wurden diese von Müttern bestellt, deren Kinder für das Homeschooling häufig Arbeitsblätter ausdrucken mussten. Ansonsten waren die Bestellungen nicht auffällig. Auf was freuen Sie sich am 11. Mai am meisten? Ich freue mich auf viele freundliche Begegnungen mit der Kundschaft, auf leuchtende Kinderaugen und ein Stück Alltag, der zurückkehrt. Trotz den schwierigen Zeiten, schaue ich positiv in die Zukunft und bedanke mich bei der Kundschaft für das entgegengebrachte Verständnis und Vertrauen.

Foto: Caroline Kälin

Sonja Kälin

Jahrgang: 1968 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Detailhandelsfachfrau Papeterie

Hobbys: Garten, Kochen, Reisen, Geschichte

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