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Wenn Praxis temporär zur Theorie wird

Wenn Praxis temporär zur Theorie wird Wenn Praxis temporär zur Theorie wird

Spannende Begegnungen mit Sportlern und zielorientierte Aufgaben miteinander verbinden

Mit dem Abschluss seines Studiums Gesundheitswissenschaften und Technologie kann sich der begeisterte Mountainbiker Silvan Kälin beruflich in verschiedene Richtungen orientieren und seine Tätigkeit auch mit seinen persönlichen Interessen kombinieren.

MARLIES MATHIS

Eigentlich hätte sich der ehemalige Weltcup-Biker bei den Junioren und den U23, zweifacher Gesamtsieger der Swiss Bike Marathon Series über die Mitteldistanz und Gewinner des Swiss Bike Cups 2017 bei den Amateuren in der Kategorie Masters, der Unteriberger Silvan Kälin, den Abschluss seines fünfjährigen Studiums anders vorgestellt.

Nachdem er an der ETH Zürich in Gesundheitswissenschaften und Technologie sechs Semester für den Bachelor und vier Semester für den Master, spezialisiert auf Bewegungswissenschaften und Sport, absolviert hat, hätte nun ein spannendes, dreimonatiges Praktikum in Magglingen sein Studium Ende April abgerundet. Allerdings dauerte diese interessante und konkrete Arbeit nur bis Mitte März und wurde dann aufgrund des Coronavirus leider in Homeoffice umgewandelt.

Beim Bundesamt für Sport, BASPO, hat der 26-Jährige seit Anfang Februar seine erworbenen Kenntnisse, unter anderem in Trainingswissenschaft, Sportphysiologie und -biomechanik, Anatomie, Ernährung und Leistung, Medizintechnik, Neurowissenschaften, Training und Coaching, … praktisch anwenden können. Diverse Leistungstests mit Schweizer Spitzensportlern in verschiedenen Ausdauer-Sportarten und die entsprechende Datenauswertung standen auf dem Programm. So wurden hauptsächlich die Ausdauerleistungsfähigkeit und die maximale Sauerstoffaufnahme getestet, aber ebenso Tests zur Bestimmung der persönlichen Trainingszonen, zum Vergleich mit vorherigen Tests oder zu anderen Athleten durchgeführt.

Nino Schurter und Co

Vergangene Woche wurde ja in der Schweiz in Ermangelung der Tour de Suisse, welche ebenfalls dem Coronavirus zum Opfer fällt, erstmals ein virtuelles Strassenrennen mit fünf Etappen und hochkarätigen Sportlern aus der ganzen Welt organisiert. Dabei waren die Fahrer bei sich zu Hause auf Rollen unterwegs, und via Bildschirm konnten die interessanten digitalen Wettkämpfe, seien es die Bergetappe auf den Nufenenpass oder das Zeitfahren in Frauenfeld, bequem auf dem Sofa daheim verfolgt werden.

Als Attraktion für die Zuschauer war das Schweizer Fernsehen täglich wechselnd bei Teilnehmern dieses Rennens live zu Hause oder absolvierte jeweils ein Rennfahrer eine Etappe im Studio. So konnten unter anderem der Routinier Michael Albasini oder der weltbeste Biker, Nino Schurter, welcher sich in der strengsten Etappe der «The Digital Swiss 5» mit etlichen Höhenmetern ebenfalls mit den Strassenfahrern mass, «hautnah » miterlebt werden.

Genau mit diesen Topsportlern, insgesamt rund einem Drittel der Schweizer Strassenund der Mountainbike-Nationalmannschaft, konnte Silvan Kälin die Leistungstests in Magglingen noch durchführen, bevor der abrupte Stopp folgte. Auf der Liste wären natürlich auch die restlichen Fahrer, ebenso wie Leichtathleten oder das Triathlon-Nachwuchskader, gestanden. Und nur zu gerne hätte der seit einem Monat in Einsiedeln wohnhafte Unteriberger weiter mit Veloergometer, Laufband oder Laktatanalysegerät gearbeitet. So aber beschränkt sich seine Tätigkeit nun auf die Theorie, das heisst auf Datenanalysen oder auch auf die Auswertung der Mountainbike-Weltcup-Ranglisten. Doch kann der selber begeisterte Rennradfahrer und Biker, der auch Langlauf und Skitourenfahren zu seinen Hobbys zählt, das Wissen für sich persönlich im Training anwenden und auch weitergeben.

Offen und bereit für vieles

Parallel zum Studium liess sich der ruhige, aber zielstrebige Sportsmann zum medizinischen Trainingstherapeuten ausbilden und steckt zurzeit noch im Abschluss zum «Medical Athlet Coach», einer Weiterbildung in Physiotherapie und Athletiktraining, in Salzburg, Österreich. Im Bereich Trainingstherapie und als Betreuer des Trainingscenters ist er auch bereits seit 2018 in Teilzeit beim Physio Care Center de Leur angestellt. Hier wird er auch ab kommender Woche, also nach der seit gestern beendeten Ausbildung, seinen Arbeitsplatz haben.

Er freue sich darauf, den Leuten zu helfen, gesund und fit zu bleiben oder wieder zu werden, ihnen die Wichtigkeit von Bewegung aufzuzeigen, aber auch sein Wissen in die Praxis umzusetzen und ebenso auf viele persönliche Kontakte in der Therapie. Um diesen Beruf erfolgreich, aber auch für sich selber erfüllend ausüben zu können, sind denn für den frischgebackenen Master-Absolventen mit der ausgezeichneten Note von 5,5 einige Voraussetzungen nötig. «Man muss bestimmt Freude am Menschen, am Körper und an der Bewegung und eine gewisse Sportaffinität, aber ebenso Geduld und Empathie haben. Ausserdem hast du mit diesem Studium in der Tasche verschiedene Möglichkeiten, dein für dich passendes Arbeitsfeld zu finden, sei es in der Leistungsdiagnostik, im Coaching, in der Wissenschaft, bei den Krankenkassen, in Medizintechnikfirmen und so weiter. Ich würde jedenfalls bezüglich Studium, respektive Berufswahl, nochmals gleich entscheiden und freue mich auf meinen Job als medizinischer Trainingstherapeut. » Wer den sympathischen jungen Sportler kennt, zweifelt keinen Augenblick, dass er sich aber auch weitere persönliche und berufliche Ziele setzen wird, eines hat er bereits verraten: Er möchte am Wasalauf in Schweden, dem längsten Langlaufrennen der Welt, teilnehmen.

«Man muss bestimmt Freude am Menschen, am Körper und an der Bewegung und eine gewisse Sportaffinität, aber ebenso Geduld und Empathie haben.

Silvan Kälin

Nationale Sportgrössen beim Leistungstest im Bundesamt für Sport in Magglingen. Foto: Silvan Kälin

Silvan Kälin an der Datenauswertung von Leistungstests in seinem Büro zu Hause, statt in Magglingen.

Fotos: Marlies Mathis

Seine Begeisterung für den Sport brachte Silvan Kälin zum Studium Gesundheitswissenschaften und Technologie, welches er gestern abschloss.

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