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«Einfach schön schaffen halt»

«Einfach schön schaffen halt» «Einfach schön schaffen halt»

Die Einsiedlerin Tamara Füchslin macht eine Lehre als Automobilassistentin – und hat viel Freude

Wenn junge Menschen sich für einen Beruf entscheiden müssen, sind sie sich in ihrer Wahl oft unsicher. Tamara Füchslin aus Einsiedeln macht eine Lehre als Automobilassistentin. Ein Männerberuf, der ihr sehr viel Spass bereitet.

WOLFGANG HOLZ

«Floristin wollte ich nicht werden, weil ich nicht ständig an einem Fleck stehen konnte und Blumen zusammenbinden wollte », sagt die 21-jährige Einsiedlerin. «Da habe ich während einer Schnupperlehre sogar Blasen an den Füssen bekommen», erinnert sich die junge Frau und lacht. Auch für einen Pflegeberuf habe sie sich nicht entscheiden können – «weil ich es nicht schaffe, andere Menschen anzufassen ».

Macht nichts. Denn Tamara Füchslin hat inzwischen längst ihren Traumjob gefunden: Sie macht derzeit eine Lehre als Automobilassistentin bei der Autogarage Scheiweiler, wo sie Autos der Marken Suzuki und Toyota wartet.

Transformer-Fan

Aber wie ist sie bloss auf die Autobranche gekommen? Das ist doch eher eine klassische Männerdomäne. «Ich habe als Jugendliche einfach gerne Transformer- Filme geschaut», erzählt sie. «Transformer» sind jene Riesenroboter, die sich zur Tarnung in Autos verwandeln können. Ausserdem habe sie als Kind, wie ihr ihre Eltern berichteten, eben immer lieber mit Autos als mit Barbie-Puppen gespielt.

Dass sie in ihrem Beruf öfters ölige und schmutzige Materialien anfassen muss, stört sie nicht. Im Gegenteil. «Ich habe kein Problem mit Dreck», sagt Tamara Füchslin und lächelt sympathisch. Die junge Frau, die sehr aufgestellt wirkt, ist fasziniert, wenn sie sich mit technischen Dingen befassen kann. Am liebsten repariert sie Bremsen. Sie mag es, mit Schrauben umzugehen und zu sehen, wie danach alles funktioniert: «Das fühlt sich gut an.» Langweilig findet sie es dagegen, Bremsflüssigkeit nachzufüllen. «Da steht man nur rum und schaut zu.» Auch an ihrem eigenen Suzuki Swift hat sie schon einiges selbst repariert. Nur wenn sie komplizierte Einzelteile für Reparaturen heraussuchen müsse und nicht finde, fühle sie sich schnell überfordert.

Insgesamt verleiht der Beruf Tamara Füchslin viel Selbstvertrauen. «Ich weiss, dass ich es kann», sagt sie selbstbewusst. Von ihren männlichen Kollegen fühlt sie sich respektiert. «Wir haben auch einen Teamleiter, der einen sehr respektvollen Umgang pflegt», freut sie sich. Sie fühlt sich deshalb sehr wohl an ihrem Arbeitsplatz. Der Beruf hilft ihr auch persönlich – denn sie leidet an Depressionen. «Die Arbeit gibt mir einen gewissen Halt und eine Tagesstruktur», meint die Einsiedlerin, die in der Garage von Scheiweiler in Wollerau tätig ist.

In ihrer Freizeit schläft sie gerne. Zeichnet gerne Fantasiefiguren. Spielt Games. Mit den rund 600 Franken, die sie momentan in der Lehre erhält, ist die Automobilassistentin, die zu Hause wohnt, zufrieden. Jüngst hat sie sich sogar zwei Tattoos von Transformer-Logos geleistet, die sie sich auf die Oberarme tätowieren liess.

Von zu Hause mit dem Auto zur Arbeit

Wenn sie später die Ausbildung zur Fachfrau abgeschlossen habe, die nochmals drei Jahre dauert, verdiene sie rund 3200 Franken monatlich. «Ich brauche ja keinen Lamborghini, ich habe jetzt schon mein Traumauto», sagt sie bescheiden und lacht. Wobei sie mit ihrem Suzuki Swift Sport mit 136 PS eigentlich nur vom Wohnort zur Arbeit fahre – und wieder zurück.

Später einmal eine eigene Autogarage zu führen, kann sie sich nicht vorstellen. «Ich glaube nicht, dass ich die Verantwortung für ein ganzes Unternehmen tragen möchte», ist Tamara Füchslin überzeugt. Auch würde sie sich nicht so fürs Kaufmännische interessieren. Kein Wunder. Ihr jetziger Job bereitet ihr schon genügend berufliche Befriedigung und Spass. «Einfach schön schaffen halt», lautet ihr Motto. Sagts und strahlt.

«Ich brauche keinen Lamborghini, ich habe jetzt schon mein Traumauto.»

Tamara Füchslin, Automobilassistentin

«Ich weiss, dass ich es kann.»

Tamara Füchslin

Hat kein Problem mit Öl und Schmutz: Tamara Füchslin macht ihre Lehre zur Automobilassistentin grossen Spass. Foto: Wolfgang Holz

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