Veröffentlicht am

«Die Zeit wird langsam knapp, Lehrstellen noch besetzen zu können»

«Die Zeit wird langsam knapp,  Lehrstellen noch besetzen zu können» «Die Zeit wird langsam knapp,  Lehrstellen noch besetzen zu können»

«Wir dürfen die Zukunft unserer Jugend nicht aufs Spiel setzen, denn sie ist unsere Zukunft», findet Carlo Fisch als Unternehmer und als Präsident des Gewerbevereins Einsiedeln.

VICTOR KÄLIN

Wie wirken sich das Coronavirus und der Lockdown aus Sicht der Arbeitgeber auf die Rekrutierung von zukünftigen Lehrlingen aus? Was ist da überhaupt noch möglich? In gewissen Branchen, die auch Mitglieder bei uns sind, ist es im jetzigen Zeitpunkt gar nicht möglich, überhaupt eine Schnupperlehre zu absolvieren. Die Betriebe sind per Verordnung bis am 27. April oder noch länger geschlossen. Daher wird auch die Rekrutierung von Lernenden sehr schwierig – oder fast unmöglich. Eine rein theoretische Schnupperlehre macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Es ist nötig, genau aufzuzeigen, was im Beruf verlangt, respektive im Betrieb konkret gemacht wird. Was hat sich für Arbeitgeber im Hinblick auf die Lehrlingsrekrutierung konkret verändert, verschlechtert?

Die Zeit wird knapp, unbesetzte Lehrstellen im Sommer 2020 noch zu besetzen. Für einige Berufe wird es fast unmöglich, eine seriöse Rekrutierung durchzuführen.

Wie behelfen sich Arbeitgeber aufgrund der Corona-Situation? Mit den heutigen technischen Mitteln gibt es sicher gewisse Möglichkeiten, um ein erstes Vorstellungsgespräch per Skype zu machen. Dann jedoch muss man wohl oder übel die Schnupperlehre vertagen, bis man wieder einen einigermassen normalen Betriebsablauf hat. Wie sieht es mit der Lehrlingssuche generell aus? Für den Sommer 2020 sind sicher viele Lehrverträge schon unter Dach und Fach. Aber es gibt natürlich auch noch viele unbesetzte Stellen. Gerade in der Gastrobranche, der Coiffeuroder Kosmetikbranche. Aber auch in Büros, wo die Personenund Abstandregeln eingehalten werden müssen, sehe ich ein Problem, um die noch nicht besetzten Lehrstellen bis im Sommer zu belegen. Ich denke aber, dass hier das Berufsbildungsamt mit den betroffenen Branchen einen gemeinsamen Weg finden wird. Haben Sie derzeit die Befürchtung, dass wegen Coronavirus und Lockdown viel mehr Lehrstellen als üblich verwaist bleiben?

Die Lehrlingssuche war schon vor Corona für viele Betriebe und Branchen eine grosse Herausforderung. Ich denke, dass nach dem Lockdown etwa die gleichen Probleme dominieren werden. Wie sieht es bei Ihnen im eigenen Geschäft Elektro Fisch AG aus? Auf den Sommer 2020 haben wir einen Lehrling, der seine Berufslehre beginnt. Für den Sommer 2021 würden wir auch gerne wieder einem Lehrling einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch 2021 wieder einen Lehrling finden können. Wie gehen Sie vor? Was ist anders als im Vorjahr ohne Corona?

Wir werden nach dem normalen Rekrutierungsprozess, den wir immer anwenden, vorgehen. Bei den Bauberufen und gewissen Dienstleistungsbetrieben sehe ich keinen Grund, um keine Schnupperlehre durchzuführen – natürlich unter Einhaltung der Regeln des Bundes sowie dem Einverständnis aller beteiligten Parteien. Die Gesundheit aller geht natürlich vor; bei Vorerkrankungen wie Asthma und dergleichen würde ich natürlich abraten. Was lehrt die Corona-Krise?

Wir dürfen die Zukunft unserer Jugend nicht aufs Spiel setzen, denn sie ist unsere Zukunft! In irgend einer Form werden viele zukünftigen Lernenden, aber auch die Lehrlinge, die schon in Ausbildung sind, Corona und die Auswirkungen des Lockdowns zu spüren bekommen …

«Die Lehrlingssuche war für viele Betriebe und Branchen schon vor Corona eine grosse Herausforderung»: Carlo Fisch, Unternehmer und Präsident des Gewerbevereins Einsiedeln. Foto: Archiv EA

Share
LATEST NEWS