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Achtung: Rot!

Achtung: Rot! Achtung: Rot!

IDA OCHSNER

Ich bleibe daheim, denn ich gehöre zur sogenannten Risikogruppe. Ich bin Pollenallergikerin. Schon morgens beim Aufstehen schau ich aus wie ein Boxer, der in der elften Runde k.o. gegangen ist. Noch bevor ich aufstehe, röchle ich wie ein übergewichtiger Mops, der die eine Treppe zur Futterschüssel überwinden muss.

Ein Blick auf den Pollenwarndienst zeigt mir die schlimmsten Bestätigungen: Alarmstufe Rot. Alle, die ein Problem mit Birken und Gräsern haben, könnten auch ein paar andere haben. Ich wage zu behaupten, dass ich den Weltrekord im Dauerniesen halte. In den Corona-Zeiten könnte man mich als Biowaffe ins Feld schicken. Mit meinen Niesattacken schlage ich jedes feindliche Heer in die Flucht.

Also bleibe ich zu Hause, wie mein Hausarzt per Homeoffice geraten hat. Man weiss ja nie. Und wie lange soll ich in Quarantäne bleiben? Je nachdem, wie sich mein Zustand verändert, meint er. In diesem Moment kam es zu einem riesigen Schwall von Nies-Attacken direkt auf meinen Bildschirm. Auf der anderen Seite der Leitung zuckte der Herr Doktor ein bisschen zurück. Weiterhin Video-Konferenzen. Es bedeutet: zu Hause bleiben. Auch schön. Schön langweilig.

Die in der Zeit so hoch gepriesenen Aktionen für Aufräum- und Ausmist-Manie halte ich schwer überbewertet. Meine eigenen Studien widerlegen alles, was Ausmistprofis predigen. Es stimmt nicht, dass man alles wegwerfen kann, was man ein Jahr lang nicht verwendet hat. Dafür reicht schon ein Blick auf den ganzen Krempel, der auf meinem Pult liegt. Ich steckte alles in einen Güselsack, um ihn richtig zu entsorgen. Geht ja nicht! Ob Pollenallergie oder Corona: Ich hocke in Quarantäne.

* Ida Ochsner (62) verlobt mit Heiri Strohmayer (65). Dieser ist kerngesund und macht sich Sorgen um seine Ida.

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