Veröffentlicht am

«Wir sind über die Zuweisungen ebenfalls unzufrieden»

«Wir sind über die Zuweisungen  ebenfalls unzufrieden» «Wir sind über die Zuweisungen  ebenfalls unzufrieden»

In den beiden kantonalen Durchgangszentren für Asylsuchende geht man kein Risiko ein. Bislang ist noch niemand positiv auf Covid-19 getestet worden. Probleme bereiten aber neue Zuweisungen.

DANIEL KOCH

Der Kanton Schwyz betreibt derzeit zwei Durchgangszentren für Asylsuchende. Laut Fiona Elze, Leiterin der Abteilung Asylwesen im Amt für Migration, sind die Zentren Degenbalm (Morschach) und Biberhof (Bennau) derzeit im Schnitt zu 60 Prozent belegt. Bislang ist noch niemand positiv auf Covid-19 getestet worden. «Es gibt auch keine Verdachtsfälle», so Elze. «Aber wir haben gegenwärtig drei Personen in Isolation, weil sie sich unerlaubterweise vom Zentrum entfernt hatten. Wir gehen kein Risiko ein.» Weil sie gegen die Covid-19-Verordnung verstossen haben, werden diese drei Asylsuchenden gar eine Busse erhalten. «Es ist der erste Fall von fehlender Disziplin, und wir statuieren damit gleich ein Exempel der Null-Toleranz.» Würde es einen Corona-Fall geben, wären die Prozesse dafür genau definiert. Und es würde eine externe Quarantäneunterkunft für Covid-Erkrankte geöffnet. Mit dem kantonalen Führungsstab wurde zudem besprochen, wie bei einem Ernstfall vorzugehen ist, wenn infolge der Epidemie die Betreuung nicht mehr allein durch das Amt für Migration gewährt werden könnte.

Nur eine Person in Risikogruppe In den Zentren wurden laut Elze alle Massnahmen des BAG soweit als möglich umgesetzt. Allerdings gestalte sich gerade das Social Distancing schwierig, weil es keine Einzelzimmer gebe und in Gemeinschaftsküchen Essen zubereitet werde. «Erleichternd wirkt, dass gegenwärtig nur eine Person der Risikogruppe angehört. Diese ist allein in einem Zimmer untergebracht. Ausserdem haben wir in beiden Zentren medizinische Fachkräfte. Ebenso haben wir präventiv Isolationszimmer für allfällige Verdachtsfälle vorbereitet.» Insgesamt ist man laut Elze erstaunt, dass die Selbstdisziplin dermassen gut wirkt. Man führe dies auf die fehlenden Gesundheitssysteme in den meisten Herkunftsländern zurück. «Selbstkontrolle ist da die beste Prävention.» Wie in der übrigen Bevölkerung auch gebe es den einen oder anderen Jugendlichen, der meine, dass ihn das Ganze nicht betreffe. In der Regel verstehen die Asylsuchenden die Massnahmen laut Elze aber gut. Sie seien bezüglich Covid-19 eher ängstlich und machten sich deswegen auch Sorgen. Auch die Minderjährigen im Biberhof, wo man eher erwartet hätte, einmal ein Exempel statuieren zu müssen, würden sich an die Regeln halten. «Wir hatten einmal ein Problem mit drei jungen Männern aus den Gemeinden, die zu Besuch kommen wollten und die zurückgewiesen wurden. Es gibt in den Zentren ein Besuchsverbot und es gibt keine Ausnahmen.» Zentrumskoller verhindern In kleinen Gruppen dürfen die Flüchtlinge aber durchaus auch spazieren gehen. Zudem wurden zwei Kleinbusse so präpariert, dass die Freiwilligen am kantonalen Beschäftigungsprogramm teilnehmen können. «Diese finden im Freien statt und das Social Distancing ist einfach zu realisieren. So verhindern wir den Zentrumskoller, was sehr wichtig ist.» Zudem werden die Bewohner der kantonalen Zentren weiterhin betreut. Man habe aber ein Splitting in zwei Teams vorgenommen, die sich nun alternierend ablösen. «So stellen wir sicher, dass, falls ein Team ausfällt, das andere übernehmen kann.» Gleichzeitig habe man die Deutschlehrer, die infolge der Schulschliessungen nicht unterrichten können, in den Zentren integriert. «Dadurch können wir die Zentren personell auf einem guten Niveau weiterbetreiben », so Elze.

Einkaufen dürfen die Flüchtlinge selbst. Allerdings nur wenn notwendig und in kleinen Gruppen. Im Zentrum Degenbalm gebe es beispielsweise einen Shuttle-Bus zwischen Brunnen und Morschach. «Pro Bus können nur vier Personen befördert werden, und es gibt eine Tabelle, wer wann einkaufen kann. Hat jemand etwas vergessen, so muss er eine andere Person darum bitten, ihm das zu beschaffen.» Als problematisch stuft Elze die Tatsache ein, dass das Staatssekretariat für Migration (SEM) den Kantonen weiterhin Asylsuchende zuweist: «So mussten wir kürzlich eine siebenköpfige Familie aufnehmen. Die Bewohner nehmen die Bedrohung durch den Coronavirus sehr ernst und verstehen diese neuen Zuweisungen nicht. Wir sind ebenfalls unzufrieden, sehen aber ein, dass auch das SEM handlungsfähig bleiben muss.» Es gelte nun, in diesem Bereich gut zu kommunizieren. So mache das SEM beispielsweise spezielle Austrittstests.

Was macht aber der Kanton seinerseits bezüglich der Verteilung auf die Gemeinden? Diese erfolge zurzeit nach dem Prinzip «so viel wie nötig und so wenig wie möglich». Zum einen würden nur Gemeinden kontaktiert, die im Minus sind, und zum anderen würden vorgängig die damit verbundenen Transfers besprochen. «Ausserdem machen auch wir eine Austrittskontrolle », so Elze.

Die Asylsuchenden in den beiden kantonalen Durchgangszentren (im Bild der Biberhof in Bennau) sind sich der gefährlichen Lage bewusst und nehmen Covid-19 ernst.

Foto: Archiv

Share
LATEST NEWS