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Wie viel ist ein Leben wert?

LESERBRIEFE

Interview mit dem Arzt Antoine Chaix (EA 28/20)

Wie viel ist ein Leben wert? Wie viel in welchem Abschnitt des Lebens? In Bezug auf das informative, interessante und gelungene Interview mit dem Arzt Antoine Chaix kommen auch in mir diese Fragen immer wieder hoch, welche mich schon seit einigen Wochen während der Coronakrise beschäftigen. Bei mir geht die Fragestellung jedoch in eine andere Richtung.

Ich frage mich: Warum sind uns die 42 Millionen Babys, welche jedes Jahr weltweit durch eine Abtreibung sterben, nicht ebenso einen grossen Aufwand wert? Rund 42 Millionen Babys jährlich! Dem gegenüber stehen zurzeit rund 140’000 Coronatote weltweit. Die Massnahmen gegen das Coronavirus verschlingen weltweit Unsummen an finanziellen Mitteln. Alleine die Schweiz lässt sich dies rund 46 Milliarden Franken kosten. Würden wir Schweizer die in Not geratenen schwangeren Frauen ebenso grosszügig unterstützen und tragen, so würden vermutlich weit mehr als 1000 Menschenleben gerettet.

Ja, auch ich denke, es gibt noch sehr viele grundsätzliche Fragen zum Wert des Lebens in jedem Alter und zum Umgang mit Leben und Tod.

Verena Gyr, Erlengrundstrasse (Unteriberg)

Ein Dank für den Mut des EA, das Interview des Bieler Tagblatts zu veröffentlichen (EA 28/20). Und ebenso Dank und ein grosses Kompliment an Antoine Chaix für seine klaren, empathischen und differenzierten Aussagen. Das ist etwas vom Allerbesten was ich zum Thema Coronavirus in all den Wochen gelesen habe – weit weg von der reisserischen Sensationspresse. Da spricht jemand mit Lebenserfahrung, da teilt jemand tiefgründige Gedanken mit uns. Das sind Fakten und Aussagen, die zum Nachdenken anregen – oder anregen sollten. Andreas Peter, Paradiesli (Unteriberg)

Es wurde gemunkelt, dass die Zustellorganisation der Post demnächst geändert werden soll. Nun ist es offiziell, wie man den Zeitungen entnehmen kann. Die heutige Zustellstelle in Wollerau wird aufgehoben und ab Mitte Juni muss die Briefpost zum Verteilen für Schindellegi in Einsiedeln und diejenige für Wollerau in Wädenswil abgeholt werden. Wer schreibt, dass es dadurch für die Mitarbeitenden keine Änderungen gebe und keine Nachteile entstehen, der glaubt wohl an den Osterhasen!

Zum einen entstehen viel längere und intensivere Arbeitswege und somit auch Arbeitszeiten. Ganz zu schweigen davon, dass die Strecke zwischen Einsiedeln und Schindellegi sehr befahren, anspruchsvoll und gefährlich ist. Der nächste Winter kommt bestimmt und dieser kann auch wieder härter werden und mehr Schnee mit sich bringen. Zum anderen ist es auch in punkto Umwelt sicherlich kein kluger Entscheid, wenn Arbeitswege länger werden und Angestellte nur unter sehr umständlichen Bedingungen mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit fahren können.

Wer solche Entscheidungen fällt, dem fehlt vernünftiges und soziales Denken. Gerade in den heutigen Krisenzeiten sollte vernünftig gehandelt werden und nicht nur an die Finanzen, sondern auch an die Gesundheit der Mitarbeitenden gedacht werden. Reden nicht gerade jetzt alle von der Gesundheit? Meiner Meinung nach sind die Entscheidungsträger auf dem Holzweg. Oder täusche ich mich?

Fazit ist,dass dieser Entscheid für die Botinnen und Boten eine zusätzliche gesundheitliche und auch soziale Belastung ist. Wenn Mitarbeitende krank werden oder sogar verunfallen, nützt auch der beste Sozialplan der Post nichts. Ich bin überzeugt, dass ich mit diesen Gedanken nicht alleine bin und erwarte ein Umdenken. Die Post ist ein staatlicher Monopolbetrieb. Sie zahlt dem Bund, ihrem alleinigen Besitzer, eine jährliche Dividende von 200 Millionen Franken. Zudem entrichtete die Post im letzten Jahr rund 260 Millionen Franken an Steuern und Abgaben.

Sepp Kälin, Obere Aeschstrasse (Schindellegi)

Gedanken zum Corona-Alltag

Wandere durchs Dorf. Oh wie schön! Überall sind neue Sitzbänke aufgestellt. Menschen plaudern, sitzen, lachen, lernen einander für kurze Momente kennen. Am Friherrenberg geniesse ich beim St. Benedikt die Abendstimmung. Junge, frohe Menschen auf den Bänken unter der Statue unseres Heiligen. Alle lachen, plaudern, erzählen, gehen wieder auseinander. Zu Hause läutet das Telefon. Dies öfters als früher – vor Corona! Eine Freundin hat ihre Wohnung auf Hochglanz geputzt. Eine andere hat soeben alleine einen Wienerwalzer getanzt. Eine dritte päppelt ihre Fremdsprachenkenntnisse auf. Corona schenkt Zeit. Unser riesiger Klosterplatz: einsam, wunderschön. Keine Menschen. In unserer Klosterkirche ist der Gottesraum weit und einsam. Keine Blumen, wenig Menschen, die Gottesmutter im österlichen Kleid. Der weite, barocke Raum wirkt intensiv, schön, gepflegt. Die Wirkung dieser grossartigen Architektur ist einmalig.

Im Dorf vor den Apotheken, den wenigen geöffneten Läden, stehen die Menschen geduldig in Schlangenlinien, ihren Einkauf erwartend. Dasselbe vor der Post. In Radio und Fernsehen gibts täglich neue Horrorzahlen über noch mehr Tote. Der Himmel über uns ist ohne Kondensstreifen von Flugzeugen … Dieses Virus mit dem könglichen Namen «Corona» trennt und verbindet uns – weltweit. Möge es bald Vergangenheit sein.

Susi Birchler Schwanenstrasse Einsiedeln

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