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«Sehe ich eine Kapelle oder eine Kirche, muss ich hinein»

«Sehe ich eine Kapelle oder eine Kirche, muss ich hinein» «Sehe ich eine Kapelle oder eine Kirche, muss ich hinein»

Margrith Zuberbühler gestaltet 2020 für den Einsiedler Anzeiger die Feiertagstrilogie Oster – Pfingsten – Weihnachten

VICTOR KÄLIN

Eine abstrakte, faszinierende österliche Interpretation hat Margrith Zuberbühler für den Einsiedler Anzeiger geschaffen: Verheissung, Tod und Auferstehung. Gelb die Farbe der Hoffnung, grau die Zweifel, rot der Schmerz und schwarz der Tod. Ihr Acrylbild erzählt von der Verheissung Jesu, die bei den Jüngern Hoffnung, aber auch Zweifel und Unglaube hervorruft. Erst durch das Leiden und den Tod Jesu erfüllt sich die österliche Botschaft der Auferstehung: Aus der totalen Finsternis wird das ewige, mächtig leuchtende Licht. Wer möchte, kann das Bild von links nach rechts so lesen.

Ohne Zögern hat Margrith Zuberbühler die Anfrage des Einsiedler Anzeigers mit einem Ja beantwortet: «Die ganze Titelseite einer Zeitung zu gestalten, ist kein alltägliches Geschenk. Ich freue mich ungemein über diese Plattform.» Gut möglich, dass einige Einsiedler bereits Bilder der in Uitikon (Zürich) wohnhaften Künstlerin gesehen haben: Zusammen mit Emmy Nussbaumer, Jana Jaun, Elia Häberli und Esther Ramseier stellt auch sie seit Januar dieses Jahres einige ihrer Werke in den Praxisräumen von Medico-Plus aus. Durch einen Patienten sei sie auf die wechselnden Ausstellungen aufmerksam gemacht worden. Sie bewarb sich bei Kurator Zeno Schneider – mit Erfolg. Die Ausstellung dauert übrigens bis Ende 2020, sodass die Hoffnung bleibt, nach der Coronakrise die ausgestellten Bilder auch zu einem späteren Zeitpunkt in aller Ruhe betrachten zu können.

«Immer eine Reise wert» Im Gespräch outet sich die 1949 in Altdorf geborene Urnerin (Familienname Gisler) als Fan von Einsiedeln: «Dorf und Umgebung gefallen mir unheimlich gut. Ich komme oft und gerne in das gemütliche Städtchen.» Erste Anlaufstelle ist jeweils die «wunderschön verschnörkelte Barockkirche mit der schwarzen Madonna ». Nicht fehlen dürfen Spaziergänge über die Felder und die Einkehr in eines «der guten Restaurants». Die Auswahl sei gross, findet Margrith Zuberbühler, was praktisch «immer einen guten kulinarischen Ausklang» garantiere.

Die Kindheitserinnerungen an Einsiedeln sind typisch: Ausflug mit der Familie, Besuch der Klosterkirche, Anzünden der Kerzen, Spaziergang zum Frauenkloster. «Es ist einfach wahnsinnig schön», beteuert Margrith Zuberbühler. «Einsiedeln ist immer eine Reise wert.» Und selbst von der Neugestaltung des Klosterplatzes ist sie angetan: «Das kommt sehr gut!» Streng katholisch erzogen Als Urnerin hat auch sie ihre Prise Katholizismus erhalten. «Recht streng» sei sie katholisch erzogen worden. Die Primarschule verbrachte sie in der Klosterschule Altdorf; Klosterfrauen waren ihre Lehrerinnen. Das hiess «oft zur Kirche und viel beten – aber wir kannten nichts anderes. Es war einfach normal». Natürlich gab es auch Phasen «in denen ich einfach genug davon hatte ». Auch das ist normal.

Die Kindheitserinnerungen an Ostern sind ebenfalls typisch: «Meistens durften wir Kinder an Ostern erstmals Kniesocken tragen und mit den neuen Kleidern zur Kirche.» Es sei denn, das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung. Dann fand die «Modeschau» halt später statt. Margrith Zuberbühler bezeichnet sich durchaus als gläubigen Menschen, obwohl sich die Auswirkungen auf das tägliche Leben «in Grenzen halten». Doch sieht sie im Alltag oder in den Ferien irgendwo eine Kapelle oder Kirche, «dann muss ich hinein und eine Kerze anzünden – und in Einsiedeln natürlich zusätzlich die schwarze Madonna grüssen».

«Meine Gefühle und Visionen»

Obwohl malen schon in der Schule ihr Lieblingsfach gewesen war, hat Margrith Zuberbühler erst spät zu einer intensiven Beschäftigung mit der Kunst gefunden. Als es nach der Schule nämlich zur Berufswahl kam, hätte sie gerne die Kunstschule besucht oder sonst einen künstlerischen Beruf erlernt. «Das musste ich aber gleich wieder vergessen », erinnert sie sich noch gut. Auch im Urnerland hiess es: «Damit kannst du kein Geld verdienen.» So hat sie sich im kaufmännischen Bereich ausbilden lassen. Jahre später hat sie ihren Traum doch noch verwirklicht. Sie liess sich in die Kunst der Acrylmalerei einweihen.

Auch heute noch malt sie ausschliesslich mit Acrylfarben. Akzente setzt die Künstlerin mit Sand, Kohle oder verschiedene Strukturmaterialien. «Die Wahl der Farben», erklärt Margrith Zuberbühler, «erzählen Geschichten meiner Gefühle und Visionen. Je nach Stimmung entstehen abstrakte oder gegenständliche Werke.» Parallel zur Malerei entwirft und modelliert sie auch Figuren in gefestigten Textilien.

Mindestens etwas verdankt sie jedoch ihrem früheren kaufmännischem Beruf: Dieser führte sie in die Nähe von Uitikon, wo sie ihren späteren Mann Max Zuberbühler kennenlernte. Inzwischen wohnen die Zuberbühlers seit mehr als 40 Jahren in der kleinen Gemeinde am Fusse des Uetlibergs. Selbst wenn das Dorf auf der aus Schwyzer Sicht abgewandten Seite liegt, ist der Weg nach Einsiedeln über all die Jahre ein kurzer geblieben.

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Folgende Künstlerinnen und Künstler haben bisher für den Einsiedler Anzeiger die Titelblätter gestaltet: Maria Hensler, Olivera Kälin, Toni Ochsner, Franz Marian Kälin, Annette Brenner, Gottlieb Stalder, Amy Bollag, Sibylle Suter, Paolo de Caro, Marlis Schuler-Kälin, Pater Jean-Sébastien Charrière, Albert Fink, Jasminka Sakac, Christian Lienert, Zeno Schneider, die 6. Schulklasse aus Gross, die 5. Schulklasse Euthal/ Willerzell sowie die 6. Schulklassen B und C aus Einsiedeln.

Foto: zvg

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