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«Musik kann auch online übertragen werden»

«Musik kann auch online  übertragen werden» «Musik kann auch online  übertragen werden»

Der 47-jährige Lukas Meister ist seit 2018 Stiftskapellmeister im Kloster Einsiedeln. Wegen des Coronavirus mussten einige Aufführungen ersatzlos gestrichen werden, andere wurden verschoben.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie sind Sie als neuer Stiftskapellmeister im Klosterdorf angekommen?

Verglichen mit meinem hochgeschätzten Vorgänger Pater Lukas Helg, der über 40 Jahre als Stiftskapellmeister im Amt gewesen ist, befinde ich mich nach anderthalb Jahren erst in der Anflugschneise. Andererseits fühle ich mich nach fünf Jahren als Lehrer an der Stiftsschule und als Vater eines lebhaften Kindergartenkindes schon sehr zu Hause und ausserordentlich wohl in Einsiedeln. Was macht ein Stiftskapellmeister in Zeiten einer Coronavirus- Pandemie? Proben, Konzerte und Gottesdienste können zurzeit ja leider nicht stattfinden. Und gerade den herzlichen und hochmotivierten Stiftschor vermisse ich sehr. Aber andererseits laufen die übrigen Bereiche meines Amtes wie Organisation, Planung und Konzeption der Musik am Kloster Einsiedeln unvermindert weiter. Wie gestalten Sie den Unterricht mit Ihren Schülern, die Sie ja nun nicht mehr treffen können? Ich habe täglichen Kontakt mit Schülern, aber halt nur per Internet. Und leider können die Proben mit der Studentenmusik, dem Stiftsschulorchester und dem Cum-Anima-Chor momentan nicht stattfinden. Aber der Schulmusikunterricht wird sehr wohl durchgeführt, in verschiedener Hinsicht sogar individueller und – zumindest für mich – wesentlich arbeitsintensiver als sonst. Kann Musik als Medium online virtuell übertragen werden? Übertragen und konsumiert werden kann Musik online schon. Sie kann auch bis zu einem gewissen Mass erlebt werden. Aber das gemeinsame Musizieren verlangt eine so subtile, exakte und ganzheitliche Kommunikation, dass dies mit den üblichen elektronischen Kommunikationsmitteln nicht befriedigend möglich ist. Braucht Musik unabdingbar den analogen Austausch zwischen Lehrer und Schüler? Musikgeschichte und -theorie kann man zur Not auch auf Distanz unterrichten. Selbst der Instrumental- Einzelunterricht funktioniert bis zu einem gewissen Mass per Videochat. Aber mit grösseren Gruppen zusammen zu musizieren, ist sehr schwierig. Welche unmittelbaren Folgen hat die Corona-Krise auf Ihre geplanten Aufführungen? Einige Aufführungen mussten leider ersatzlos gestrichen werden, andere wurden verschoben. Wöchentliche Proben kann man nicht nach- und auch nicht aufholen. Die Herausforderung für mich ist, dass man nicht abschätzen kann, wann es wieder in welcher Form weitergehen kann. Da wird sehr viel kurzfristig neu geplant werden müssen. Wie trifft Sie Covid-19 selber?

Mit meinem Amt hat die momentane Ausnahmesituation nur wenig zu tun – das trifft andere Berufe wesentlich existenzieller. Auch habe ich als Operndirigent viele Situationen erlebt, in denen Proben und Aufführungen wegen Streiks, Bühnenunfällen oder Krankheit abgesagt wurden.

Die Gretchenfrage zum Schluss: Wie haben Sie es mit der Religion?

Ich bin mit dem katholischen Glauben aufgewachsen und der Glaube an die Gnade Gottes, an den Erlöser Jesus Christus und an den Heiligen Geist bedeutet mir persönlich viel. Ich empfinde die Gottesdienste, so wie wir sie in der Klosterkirche feiern dürfen, enorm schön, erfüllend und berührend. Ich empfinde es als grosses Privileg, musikalisch ein Teil davon sein zu dürfen.

Foto: zvg

Lukas Meister

Jahrgang: 1973 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Stiftskapellmeister und Schulmusiker am Kloster Einsiedeln

Hobbys: Bergsport

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