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Mehr Gewalt in Familien?

Die räumliche Nähe im Rahmen der Corona-Pandemie stellt Ehepaare und Familien im täglichen Umgang vor Herausforderungen. Nicht immer gelingt es, dass man lieb zueinander ist. Die Kantonspolizei Schwyz stellt aber «keine Auffälligkeiten» fest.

JOHANNA MÄCHLER

Man will ja nicht Themen an den Haaren herbeiziehen, die vielleicht keine sind. Und trotzdem drängt sich die Frage auf, ob häusliche Gewalt ein Thema ist, welches die Kantonspolizei Schwyz zurzeit mehr beachten muss. Mediensprecher Florian Grossmann sagt kurz und bündig: «In den vergangenen Wochen wurden bei den Ausrückungen wegen häuslicher Gewalt keine Auffälligkeiten festgestellt.» Das heisst – vage ausgedrückt –, dass nicht häufiger als sonst Familienangehörige andere Familienangehörige bedrohen, beschimpfen, verprügeln oder eine andere Art von Gewalt gegen sie ausüben. Gewalt daheim ist nicht privat

Gemäss Kriminalstatistik der Kantonspolizei Schwyz waren im Jahr 2019 total 176 Straftaten zu verzeichnen. Dabei hatte es sich unter anderem um Tätlichkeiten, Drohungen, einfache Körperverletzungen oder Beschimpfungen gehandelt. Im Jahr zuvor waren es sogar noch 21 Delikte mehr gewesen.

«Häusliche Gewalt wird im Regelfall von Amtes wegen verfolgt und nicht nur auf Antrag der Betroffenen», ist erklärend auf der kantonalen Webseite zu lesen. Und weiter: «Dies bedeutet, dass … Gewalt zwischen Ehegatten, zwischen Partnern in eingetragenen Partnerschaften und in hetero- oder homosexuellen Lebenspartnerschaften nicht als Privatangelegenheit erscheint.»

Alle zwei Tage ein Vorfall

176 Straftaten übers Jahr gerechnet bedeuten auch, dass es durchschnittlich alle zwei Tage innerhalb einer Familie beziehungsweise eines Haushalts so sehr «chlöpft», dass die Polizei eingreifen muss. Unser Kanton ist da keine heile Welt. Dazu kommt die Dunkelziffer: Personen erleben Formen von Gewalt, ohne dies der Polizei oder sonst jemandem zu melden.

In diesem Zusammenhang weist die Kapo auf Beratungsstellen für Opfer und Täter hin, aber auch auf weitere Hilfsangebote im Kanton und schweizweit. Viele Dienste rechnen mit einer Zunahme von sozialen Schwierigkeiten aufgrund der andauernden Corona-Krise. Somit gilt, nicht warten, bis man den letzten Nerv verliert oder der Partner wieder ausrastet. Gefährdete Personen sollen sich Hilfe holen, lautet der Rat der Polizei, ebenso vieler Dienste.

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