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Eine gemeinsame ARA als Investition in die Zukunft

Eine gemeinsame ARA als Investition in die Zukunft Eine gemeinsame ARA als Investition in die Zukunft

Eine gemeinsame ARA rückt bei der Abwasserentsorgung im Einzugsgebiet Höfe, Einsiedeln und Oberes Sihltal in den Fokus. Die ARAs Einsiedeln und Oberes Sihltal sollen bis zum Jahr 2030 aufgehoben werden, falls das Projekt auf Zustimmung stösst. Eine Urnenabstimmung soll 2023 über die Bühne gehen.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Der Abwasserverband Höfe (AVH), der Bezirk Einsiedeln und der Abwasserverband Oberes Sihltal (AOS) haben eine Studie zur Abwasserentsorgung 2030 im Einzugsgebiet erstellt. Darin wurden Zusammenschluss und Alleingang der drei Abwasserreinigungsanlagen (ARAs) umfassend geprüft, schreibt der Abwasserverband Höfe in einer Medienmitteilung: «Es zeigt sich, dass der Zusammenschluss im Jahr 2030 aus ökologischer, fachtechnischer und wirtschaftlicher Sicht sowie aus Gründen der Betriebssicherheit vorteilhaft ist.» Der Kanton empfehle den Zusammenschluss der ARAs. Der Abwasserverband Höfe habe 2016 die Öffentlichkeit über das Projekt «Genereller Entwässerungsplan des Abwasserverbandes » informiert. Im Jahr 2017 bewilligten die Höfner Stimmbürger den Planungskredit. Zurzeit würden mehrere Teilprojekte des Plans bearbeitet, schreibt der Verband: «Das Projekt ist auf Kurs.» Zusätzliche Reinigungsstufe

Ein Teilprojekt habe Auswirkungen über die Bezirksgrenze und Ausstrahlung über die Kantonsgrenze hinaus. «Die kantonale Abwasserplanung sieht vor, die ARAs Einsiedeln und Oberes Sihltal unter Anschluss der Abwässer an die ARA Höfe mittelbis längerfristig aufzuheben», teilt der Verband mit.

Der Bund verlange vom AVH und dem Bezirk Einsiedeln, auf ihren ARAs in den nächsten Jahren eine zusätzliche Reinigungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen zu realisieren, heisst es in der Medienmitteilung: «Beide Vorgaben beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt der Anlagen zur Abwasserentsorgung weit über 2030 hinaus.

«Die Anlageninhaber haben sich zu einer Planungsgemeinschaft zusammengefunden», teilt der Verband mit: Den behördenverbindlichen Vorgaben im kantonalen Richtplan entsprechend habe sie eine umfassende Studie zu den Vor- und Nachteilen von Zusammenschluss und Alleingang der Anlageninhaber erstellen lassen.

Gewerbeland für Einsiedeln

Im Rahmen einer Ämterkonsultation hätten sich die kantonalen Fachstellen einem positiven Fazit angeschlossen. «Die ökologischen Vorteile des Zusammenschlusses liegen beim Gewässer- und Landschaftsschutz», stellt der Verband fest: «So werden verschiedene Gewässer – Alp, Sihl und Minster im Mündungsgebiet – bei Trockenwetter über weite Strecken abwasserfrei. » Die Auswirkungen des Zusammenschlusses auf den Zürichsee seien verhältnismässig gering, weil das anfallende Abwasser mit modernsten Verfahren gereinigt und mit dem Zusammenschluss die Elimination der Mikroverunreinigungen aus dem ganzen Einzugsgebiet gewährleistet werde, führt der Verband aus.

«Vom weitgehenden Rückbau der ARA Oberes Sihltal profitiert der Landschaftsschutz», konstatiert der Verband: «Und dem Bezirk Einsiedeln wird nach dem Zusammenschluss zusätzliches Gewerbeland zur Verfügung stehen. » Der Zusammenschluss bringe mehr Sicherheit bei der Abwasserentsorgung, betont der Verband: Mit spezifischer Ausund Weiterbildung könne das Betriebspersonal den ständig steigenden Anforderungen gerecht werden und den Betrieb auch im Krisenfall gewährleisten. Viel Schmutzstoff vom Ybrig

«Die im Ybrig tourismusbedingt im Winter stossartig zunehmenden Schmutzstofffrachten sind für die Betriebssicherheit der verhältnismässig kleinen ARA Oberes Sihltal problematisch», ist der Medienmitteilung zu entnehmen: «Die ungleich grössere ARA Höfe kann schwankende Schmutzstofffrachten demgegenüber viel besser bewältigen.» Der Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Zusammenschluss und Alleingang der Anlagen bemesse sich an den Investitionskosten, den zu erwartenden Staats- und Bundesbeiträgen sowie der Nutzungsdauer der Anlagen.

Würden Abgeltungen der öffentlichen Hand in die massgeblichen Kosten einbezogen, sei bis 2035 bei Alleingang der drei Anlagen mit Investitionskosten in Höhe von gesamthaft 68,6 Millionen Franken, beim Zusammenschluss von 76,4 Millionen Franken zu rechnen.

Die direkten Investitionskosten der Anlageninhaber seien beim Zusammenschluss höher, stellt der Verband fest: Es werde dabei aber in Kanäle investiert, deren Nutzungsdauer diejenige von Anlagenteilen auf Abwasserreinigungsanlagen weit übersteige.

79 Millionen Einsparungen

«Die Kosten können deshalb über wesentlich grössere Zeiträume abgeschrieben werden», teilt der Verband mit: «Was beim Zusammenschluss zu tieferen jährlichen Kapitalkosten pro Einwohner führt.» Auch die jährlichen Betriebskosten pro Einwohner seien beim Zusammenschluss tiefer als beim Alleingang. Dies sei auf die Reduzierung der Betriebsmittelkosten und nicht auf das Einsparen von Personalkosten zurückzuführen.

«Das Betriebspersonal der ARAs Einsiedeln und Oberes Sihltal ist damit auch beim Zusammenschluss nicht von Arbeitsplatzverlust bedroht», konstatiert der Verband: «Es wird seine Aufgaben in einer noch zu bestimmenden neuen Trägerorganisation wahrnehmen.» Modellrechnungen würden zeigen, dass die Investitionserträge die Mehrkosten des Zusammenschlusses bereits 2042 vollständig kompensieren. «Bis ins Jahr 2080 werden im Projektperimeter sodann Einsparungen von gesamthaft zirka 79 Millionen Franken ermöglicht. Vernehmlassung bis Ende Mai

«Die Mehrkosten für den Zusammenschluss stellen für die Anlageninhaber damit eine Investition in die Zukunft dar, welche sich auf längere Sicht nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich auszahlt», schreibt der Abwasserverband Höfe.

«Die langfristigen finanziellen Vorteile des Zusammenschlusses liegen in erster Linie beim AVH und beim Bezirk Einsiedeln », heisst es in der Mitteilung: «Aber auch für den AOS ist der Zusammenschluss ohne Mehrkosten gegenüber dem Alleingang finanzierbar, wenn die massgeblichen Investitionskosten beim Zusammenschluss von allen Anlageninhabern solidarisch mitgetragen werden.» Bis Ende Mai läuft nun die Vernehmlassung zum Projekt «Abwasserentsorgung 2030 im Einzugsgebiet Höfe, Einsiedeln und Oberes Sihltal». «Die Anlageninhaber und Kostenträger sind eingeladen, sich zur Zusammenschlussstudie, zur Stellungnahme des Kantons, zur Finanzierung und zum Entwurf einer gemeinsamen behördenverbindlichen Absichtserklärung zum Zusammenschluss zu äussern. » Die Information zum Ergebnis der Vernehmlassung erfolge dann im Sommer dieses Jahres, fasst der Verband zusammen.

Tiefere Jahreskosten auf Dauer «Im Anschluss an die Vernehmlassung soll eine Trägerorganisation gegründet werden, die eine konkrete Planung und ein Modell ausarbeiten wird», sagt Karin Thum, Betriebsleiterin Abwasserverband Höfe: «Eine Urnenabstimmung über das Projekt einer gemeinsamen ARA könnte im Jahr 2023 über die Bühne gehen.» Die Betriebsleiterin sieht der Venehmlassung gelassen entgegen: «Im Bezirk Einsiedeln stösst das Projekt auf ein gutes Echo – zumindest in fachtechnischer Hinsicht.» Wie die zukünftigen Kosten für den Bezirk Einsiedeln exakt aussehen werden, ist derzeit noch unklar: Da die Berechnung dynamisch ist und sich die Betriebs- und Kapitalkosten laufend verändern, kann nicht eine genaue Zahl der Kosten des Alleingangs oder des Zusammenschlusses gegeben werden. Zusätzlich hängen die Jahreskosten noch von der Kostenaufteilung ab.

Es steht fest, dass dank des Zusammenschlusses auf die Dauer tiefere Jahreskosten entstehen sollten. Als Momentaufnahme mit absoluten Zahlen werden im Jahr 2050 folgende Jahreskosten entstehen: Im Alleingang kämen für den Bezirk Einsiedeln Kosten in der Höhe von vier Millionen Franken zustande. Bei einem Zusammenschluss wären es im Jahr 2050 im Solidaritätsprinzip 3,7 Millionen Franken und mit dem Verursacherprinzip 3,8 Millionen Franken.

In der ARA Einsiedeln werden die Abwässer der Haushalte und der Industriebetriebe des Bezirks Einsiedeln (ohne Bennau und Euthal) und der Gemeinde Alpthal gereinigt. Die ARA Einsiedeln soll bis zum Jahr 2030 aufgehoben werden.

Foto: zvg

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