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Zu Hause

Zu Hause Zu Hause

LAURA KÄLIN

Die eigenen vier Wände rücken immer näher. Von wegen «my home is my castle». Mir geht es gesundheitlich zwar gut, aber ich sage Ihnen: Langsam gehen mir die Ideen aus, was ich machen soll. Zur Arbeit muss ich aktuell nur halbtags, da die Zahnärzte nur Notfälle behandeln und deshalb auch nicht so viele Assistentinnen brauchen. Zu Hause habe ich unterdessen die Küche geputzt – jedes einzelne Regal inklusive –, den Kleiderschrank ausgemistet und auch das Gestell, das ich mir schon lange gekauft hatte, aufgestellt. Dann habe ich mein Pult aufgeräumt, die alten Ordner ausgeräumt und die Uhr in meinem Auto auf Sommerzeit umgestellt.

Ich habe den Grossteil meiner verbleibenden Kleider gewaschen, gebügelt, nach Farbe und Saison einsortiert und das Kochbuch von vorne bis hinten durchgekocht. Auch neue digitale Fertigkeiten habe ich mir angeeignet. Nachdem ich mit meinen Eltern normal telefoniere, gibt es eine Houseparty (Videotelefonie-App) mit meinen Freundinnen und auch Tinder geht im Moment ab wie nie. Es müsste endlich mal ein Treffen her. Shoppen ist mir auch verleidet – ich kann die Webseiten und Newsletter schon nicht mehr sehen und würde mir am liebsten im Laden etwas Schönes anziehen.

Mit dem ungewohnt grossen Anteil an Freizeit kann ich echt nicht mehr umgehen. Auch Botengänge und Einkäufe für einige ältere Leute habe ich bereits gemacht. Vielleicht sollte ich mich beim Bezirk melden, ob sie noch andere Anfragen haben? Auf meinem täglichen Spaziergang begegnen mir auch oft dieselben Leute, man nickt sich zu und hält Abstand – genau so, wie es sein sollte. Dann ist hoffentlich die Isolation schneller vorbei.

* Die 20-Jährige überlegt sich, zur Unterhaltung ein Haustier zu kaufen. Vielleicht einen Hamster oder doch lieber einen Wellensittich?

ZWISCHENLUEGETEN 3

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