Veröffentlicht am

Alte Tradition soll wieder aufleben

Alte Tradition soll wieder aufleben Alte Tradition soll wieder aufleben

Ringen: Länderkampf zwischen der Schweiz und Deutschland abgesagt

Viele Ringeranhänger freuten sich auf den Länderkampf zwischen der Schweiz und Deutschland am 6. Juni im aargauischen Beinwil. Doch die beiden Landesverbände mussten dieses Prestigeduell wegen der Situation um COVID-19 um ein Jahr verschieben.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Nach der Absage des Aargauer Kantonalen Schwingfestes vom 7. Juni wird der Anlass um ein Jahr verschoben. Damit fällt auch der mit viel Spannung erwartete Länderkampf zwischen der Schweiz und Deutschland ins Wasser. Dieser hätte am Vorabend des Schwingfestes im grossen Festzelt durchgeführt werden sollen. Die beiden Landesverbände unterstützen den Vernunftsentscheid und verzichten auf den Ländervergleich.

Swiss Wrestling möchte den Anlass im nächsten Jahr am neu angesagten Termin des Aargauer Kantonalschwingfestes nachholen. In zehn Begegnungen beider Stilarten wären grosse Namen des Ringsports auf die Matte gegangen und hätten für zahlreiches Publikum gesorgt. Die Schweiz hat in den letzten beiden Jahren auf internationaler Ebene einen grossen Sprung nach vorne gemacht. So gewann Stefan Reichmuth an den Weltmeisterschaften die Bronzemedaille und Randy Vock (3.) und Samuel Scherrer (2.) standen an Kontinentaltitelkämpfen auf dem Podest. Überragender Ringer auf deutscher Seite ist der dreifache Welt- und aktuelle Europameister Frank Stäbler im griechisch-römischen Stil.

Einsiedler an Länderkämpfen In früheren Jahren zu den grossen Zeiten des Schweizer Ringsports wurden noch Länderkämpfe im Zürcher Hallenstadion vor einer grossen Zuschauerkulisse ausgetragen. Doch mit der Einführung von Mannschaftsmeisterschaften in den 70er-Jahren in verschiedenen Ländern fielen diese Vergleiche immer mehr weg. Von 1979 bis 1983 wurde zwischen der Schweiz, Frankreich und England ein Ländervergleich abwechslungsweise in Paris, London und Näfels ausgetragen. Von der Ringerriege Einsiedeln erhielt René Neyer bereits mit 16 Jahren ein Aufgebot für die Nationalmannschaft. Der heute 58-jährige Trachslauer war einer der besten Schweizer Freistilringer. Der zwanzigfache Schweizer Meister qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 1984 und 1988 sowie zehn Welt- und Europameisterschaften.

Bei seiner ersten olympischen Teilnahme in Los Angeles belegte er den siebten Platz und holte damit ein Diplom. Er erinnert sich gerne an die Länderkämpfe. «Diese Vergleiche brachten mich weiter und man lernte sich auch neben der Matte kennen.» Ebenfalls als Junior war Markus Steinauer im Leichtgewicht dabei. Nachdem er noch an den Junioren- Europameisterschaften in der Türkei teilgenommen hatte, verzichtete er auf eine internationale Laufbahn, holte aber mehrere Medaillen an nationalen Titelkämpfen und 102 Kränze, wovon 6 an Eidgenössischen Ringertagen, an Sägemehlringertagen. Eins ist ihm geblieben. «Wegen starken Schneefalls reisten wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Näfels.» Vielleicht lebt die Tradition wieder auf

Weil seither keine Länderkämpfe mehr auf dem Terminkalender des Verbandes standen, blieb es anderen Einsiedler Internationalen, wie etwa dem zweifachen Olympiateilnehmer Martin Müller, verwehrt, diese tolle Erfahrung zu machen. Hingegen fanden seither immer wieder Freundschaftswettkämpfe zwischen europäischen Klubs statt.

Ein Höhepunkt ist allerdings noch immer der Vergleich zwischen Amerika und Russland. Tim Vanni und der legendäre Wayne Cole, die Einsiedeln von 1987 bis 1989 an der Mannschaftsmeisterschaft verstärkten, waren an diesem Prestigeduell mehrmals dabei.

Wer weiss, vielleicht lebt die Tradition von Ringer-Länderkämpfen in der Schweiz wieder auf. Doch dazu müsste der überladene Terminkalender zuerst einmal ausgedünnt werden, was keine leichte Aufgabe ist.

In die Fussstapfen des Vaters treten Da erfolgreicher Nachwuchs von ehemaligen Spitzensportlern keine Seltenheit ist, besteht die Hoffnung, dass auch wieder Einsiedler für Länderkämpfe aufgeboten werden. Vielleicht schafft Kay Neyer, der jüngste Sohn von René Neyer, der sein Talent seinen fünf Söhnen weitergegeben hat, diese hohe Hürde. Der 18-jährige Maurerlehrling bringt die Voraussetzungen mit, um in die Fussstapfen seines Vaters treten zu können.

Kay Neyer bringt die Voraussetzungen mit, um in die Fussstapfen seines Vaters treten zu können. Foto: Werner Schönbächler

Share
LATEST NEWS