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Beat Suter

Beat Suter Beat Suter

Gross 46 Jahre Schulleiter/Primarlehrer Wohnraum 220 m² 4 Personen zu Hause Und täglich grüsst das Murmeltier! Ich will aber überhaupt nicht jammern. Als Bewohner eines Einfamilienhauses gehören meine Familie und ich wohl zu den privilegierten Personen. Da ich momentan auch meinen Beruf als Schulleiter/ Primarlehrer weiterhin ausüben darf, bin ich derjenige in der Familie, für den sich in diesen schwierigen Zeiten am wenigsten verändert hat.

Was für mich persönlich die positivste Änderung darstellt, bedeutet für meine drei Frauen zu Hause wohl eher das Gegenteil. Während ich vor den bundesrätlichen Massnahmen beim Nachhausekommen oft ein leeres oder zumindest halbleeres Haus angetroffen habe, werde ich nun regelmässig mit einem dreistimmigen «Hallo» begrüsst. Vor allem die erste Woche nach der Schulschliessung war für die Mädels nicht einfach. Da es sich beim Coronavirus um einen unsichtbaren Feind handelt, war es für sie schwierig zu verstehen, warum man sich nun von seinen Freundinnen fernhalten muss und kein Besuch mehr möglich ist. Zwei Mädchen in der Pubertät und eine Frau, welche nicht mehr arbeiten darf? Das konnte ja heiter werden! Meine schlimmsten Befürchtungen trafen glücklicherweise nicht ein. Entgegen kam uns das neue Trampolin, für welches meine Töchter seit einiger Zeit ihr Weihnachts- und Geburtstagsgeld auf die Seite gelegt hatten und das nun genau zur richtigen Zeit geliefert wurde. Dieses sorgte nach dem Aufbau neben viel Freude auch für zusätzliche Bewegung und ausgedehntere Momente an der frischen Luft – und geschonte Nerven bei meiner Frau und mir. Ein schöner Nebeneffekt!

Not in Form von Langeweile macht aber auch erfinderisch. So wurde das Haus an einem Sonntag spontan in ein Hotel umgewandelt. Die Kids empfingen uns bei der Kücheninsel, der Rezeption, bekochten uns, nahmen uns mit auf die hoteleigene Joggingtour und verwöhnten uns mit Wellness- und Fussbad und putzten vor dem Bezug sogar noch (freiwillig) die Zimmer! Sowas habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Diese Gelegenheit wurde von meiner Frau und mir natürlich gnadenlos ausgenützt, da man nie weiss, ob es einen solchen Tag je wieder geben wird! In unserem Fall hat Social Distancing fast schon paradoxe Auswirkungen. Die Distanz zu anderen hat uns als Familie näher zusammengebracht. Ein schönes Beispiel, welches zeigt, dass in der ganzen Tragik auch immer wieder Lichtblicke zutage gebracht werden. Es sind genau diese Momente, welche es ermöglichen, Zeiten wie diese mit Geduld, Durchhaltevermögen und Solidarität zu überstehen.

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