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Rendezvous mit Amerikanern

Rendezvous mit Amerikanern Rendezvous mit Amerikanern

BRIEF AUS DEN USA

Bei den Amerikanern dreht sich nicht nur in den Hollyw oodfilmen viel ums Kenn enlernen des anderen Geschlechts. Immer wieder werde ich unfreiwillig Zeugin von Gesprächen, welche sich um die Welt der amerikanischen Rendezvous drehen. Vor allem der weibliche Anteil der amerikanischen Bevölkerung hat eine lange Wunschliste. Nicht selten rezitieren auch Damen im mittleren Alter Qualitäten wie finanziell stabil, emotional erreichbar, galant, sportlich, intelligent und sozial versiert. Und oft höre ich Bemerkungen wie: «Ich bin nun bereit mit Männern auszugehen » oder «Ich mache bewusst ein halbes Jahr Pause». Meine Nackenhaare stehen jedes Mal auf, wenn jemand sagt: «Ich hasse es, mit Männern auszugehen, tue es aber trotzdem, weil ich nicht alleine sein will.» All diese Bemerkungen sowie meine mehrjährigen Beobachtungen lassen darauf zurückschliessen, dass es in Amerika vorwiegend um das ganz gezielte Suchen nach dem richtigen Partner geht und nicht so sehr um die spontanen Schmetterlinge im Bauch. Ich wage fast zu sagen, dass die Amerikaner erst mal den idealen Menschen suchen und sich dann erhoffen, dass sich alles andere automatisch ergibt. Viele Amerikaner sind felsenfest überzeugt, dass Liebe eine Entscheidung ist und kein Gefühl. Und in Amerika kann man ganz gut jemanden temporär nicht mögen, aber doch lieben.

Hier gibt es den Ausdruck Serienverabreder. Barbara kann sich heute mit Jim zum Mittagessen verabreden und morgen mit Jack ins Kino gehen, bevor sie dann zwei Stunden später mit Jonatan in eine Disco fährt. Manchmal wissen alle Beteiligten, dass das Objekt ihres Interesses sich gleichzeitig mit anderen Anwärtern trifft. Daher macht es auch Sinn, dass irgendwann mal, falls beiderseits Sympathie besteht, das «exklusive Gespräch» stattfindet. Wie der Name andeutet, geht es darum, gemeinsam zu entscheiden, ob die Serie der Rendezvous in die nächste Stufe übergeht. Nämlich ob die Zwei sich gegenseitig das Exklusiv- Recht geben und auf die Verabredungen mit anderen Interessenten verzichten. Eine Weile später kommt es dann zum nächsten Gespräch, in dem definiert wird, ob man nun ein offizielles Paar ist und in Zukunft den Titel Freund und Freundin benutzen wird. Bis zu dieser Stufe liegt die Initiative bei Beiden. Sobald es aber um den Ernstfall, also ums Verloben und Verheiraten geht, übernimmt der männliche Teil die Initiative. Dies geht mit viel Pomp und Trulala vonstatten. Ganz wie im Märchen erwartet die Dame, dass sich ihr Prinz vor ihr hinkniet und ihr an Ort und Stelle einen teuren Diamantring an den linken Ringfinger steckt. Im Idealfall ist das Ganze von Feuerwerken, roten Rosen und viel Kitsch begleitet, während ihre Verwandtschaft die Szene mit roten Köpfen durch das Dickicht des Märchenwaldes beobachtet. Regula Grenier * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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