Karriere von Svenja Ochsner für drei Jahre gesichert
Die Einsiedler Tennisspielerin Svenja Ochsner hat sich ein neues Trainingsumfeld geschaffen und gründete eine Aktiengesellschaft. Die Zeichen stehen gut, dass es mit ihrer Karriere weiter aufwärts geht. Sie blickt auf ihr bisher bestes Turnier zurück.
BENNO KÄLIN
Zurzeit kämpfen die weltbesten Tennisspieler in Australien um Titelehren. Es ist auch eine Jagd nach viel Geld. Alleine den Siegern bei den Damen und bei den Herren winkt ein Preisgeld von umgerechnet je 2,6 Millionen Franken. Erstrundenverlierer kassieren immer noch rund 60’000 Franken. Von solchen Summen können die Spieler hinter den zirka 100 besten in der Weltrangliste nur noch träumen. Zu ihnen gehört auch die Einsiedlerin Svenja Ochsner. Sie hat sich mittlerweile in der Weltelite etabliert und gehört zu den rund 800 besten Spielerinnen. Zu verdienen gibt es in diesen Positionen allerdings nur wenig – bei einem Aufwand, der dem der Spitzenspielerinnen in nichts nachsteht. Svenja Ochsner trainiert täglich und ist Profispielerin. Für die Kosten ihrer Trainings und Reisen hat sie aber selber aufzukommen. Das ist im Tennis so üblich. In anderen Sportarten kommen für diese Auslagen, je nach Kaderstatus, die Verbände auf.
Geldgeber gefunden
Dank ihren guten Kontakten im Umfeld ist Ochsner nun ein grosser Schritt gelungen: Die bald 20-jährige gründete eine Aktiengesellschaft. Damit ist ihre Karriere in naher Zukunft gesichert. 13 Personen verpflichteten sich, über die nächsten drei Jahre den finanziellen Grundstock zu legen. Ergänzt wird die Summe von weiteren Sponsoren, welche Geld à fonds perdu geben. Dazu fliessen auch noch kleinere Beiträge von der Sporthilfe und vom Kanton Schwyz. Svenja Ochsner ist allen Geldgebern unendlich dankbar: «Sie machen es möglich, dass ich meine Ziele weiterhin anstreben kann», so die talentierte Tennisspielerin. Speziell bedankt sie sich bei Dagmar und Beat Schädler aus Einsiedeln: «Sie haben alles eingefädelt, sind eine grosse Stütze und stehen mir auf meinem Weg schon lange bei. Ich bin ihnen von ganzem Herzen dankbar.» Zurück zu Michèle und Roy Sjögren Svenja Ochsner unternimmt alles, damit sie ihren Geldgebern eines Tages etwas zurückzahlen kann. So sieht es die Vereinbarung im Erfolgsfall vor. Mittlerweile hat sie ihr Trainingsumfeld neu gestaltet. Svenja wohnt wieder zu Hause in Einsiedeln und fühlt sich seither entspannter. Möglich ist dies, weil ihre Trainingsbasis nun in Kaltbrunn und nicht mehr in Biel oder im Tessin liegt. Dort wird sie vom Trainerpaar Michèle und Roy Sjögren trainiert. Es sind die gleichen Trainer, die Svenja Ochsner einst im Alter von fünf Jahren das Tennisspielen beibrachten und sie zur zeitweiligen Nummer Eins der Schweiz machten. Zu Ochsners Trainerstab gehört neuerdings auch der Einsiedler Jeroen de Leur. Momentan absolviert sie mit ihm eine fünfwöchige Aufbauphase. De Leur ist dafür zuständig, dass Ochsner die Saison mit einer guten Kraft- und Ausdauerbasis bestreiten kann. Zum Programm der beiden gehören auch Koordinationsübungen. Abgerundet wird Ochsners Trainerstab von einer Mentaltrainerin, dessen Dienste sie bei Bedarf in Anspruch nimmt.
Gute Turnierleistungen
Bis jetzt zahlen sich die Änderungen für Svenja Ochsner aus. Kaum war der Trainerwechsel im letzten Herbst vollzogen, spielte sie ihr bis jetzt bestes Turnier. Bei einem mit 15’000 US-Dollar dotierten ITF-Turnier in der Türkei scheiterte sie nach vier Siegen erst im Finale. Bei der knappen 5:7- und 6:7-Niederlage gegen eine aufstrebende Spielerin aus Israel hatte sie in beiden Sätzen Satzbälle. Es hätte also auch der Turniersieg sein können. Wie auch immer: Besser hatte Ochsner bei einem ITF-Turnier zuvor noch nie abgeschnitten. ITF – das sind Turniere der dritthöchsten Stufe im Damentennis. Starke Leistungen zeigte Ochsner auch an den Schweizermeisterschaften im letzten Dezember. Nach zwei klaren Siegen scheiterte sie in der dritten Runde; dort allerdings gegen die Nummer 2 des Turniers, die Walliserin Ylena In-Albon (N1). Auch hier hätte der Match zugunsten der Einsiedlerin verlaufen können. Den ersten Satz verlor sie nämlich nur knapp im Tie-Break, ehe sie den zweiten mit 1:6 abgeben musste.
Neue Taktik
Svenja Ochsner ist zuversichtlich, dass es im neuen Jahr weiterhin aufwärts geht. Erstmals seit Längerem wird sie nicht mehr von Verletzungen geplagt. Demnächst reist sie für weitere Turniere in die weite Welt nach Mallorca, Mexiko und Südafrika. Ihr Selbstvertrauen ist mit dem Trainerwechsel zu den Sjögrens gestiegen: «Sie setzen voll auf meine Stärken. Sie ermuntern mich, mit meinem Service und meiner Vorhand schnell und druckvoll zu spielen.» Diese Taktik behage ihr deutlich besser, als das Spiel auf Abwarten, welches ihr voriger Trainer von ihr sehen wollte, so Ochsner.
Sie hat sich nun das Ziel gesetzt, im Ranking möglichst bis auf etwa Position 400 der Weltrangliste vorzustossen. Dies würde es ihr ermöglichen, in die nächste Turnierstufe aufzusteigen. Es wäre die Stufe direkt unter den WTA-Turnieren, wo Stars wie Belinda Bencic spielen. Dort sind die Gegnerinnen kaum stärker. Es gibt aber mehr Geld und Rankingpunkte zu gewinnen. Svenja Ochnser ist überzeugt, dass sie auch auf dieser Stufe bestehen könnte: «Im Damentennis ist das Feld völlig offen. Der Unterschied zwischen einer Spielerin auf Position 200 oder 800 ist nicht gross.» Ochsner hat die Aussage selber schon unterstrichen. Bei einem Turnier in Verbier hat sie schon die Nummer 311 der Tennis-Weltrangliste geschlagen.
Training im Physio Care Center: Svenja Ochsner beim Aufbautraining mit ihrem Konditionstrainer, dem Einsiedler Jeroen de Leur.
Foto: Benno Kälin