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Blau-weiss und blau-grün

Blau-weiss und blau-grün Blau-weiss und blau-grün

Während sich im Hoch-Ybrig derzeit Tausende Skifahrer tummeln, stehen andernorts wegen Schneemangels die meisten Lifte still

Das Hochdruckgebiet Wiltrud hat Einsiedeln und der Region in den vergangenen Tagen viel Sonnenschein beschert. Resultat: Nur im Hoch-Ybrig kommen allerdings Skifahrer voll auf ihre Kosten. Im Flachland sind die Lifte mangels Schnee abgeschaltet. Manchenorts wird indes «gezaubert».

WOLFGANG HOLZ

«Wir warten auf Schnee. Der Skilift ist geschlossen», so trostlos lautet die lapidare Botschaft für Skifahrer auf der Homepage der Liftanlage Sattelegg. Ein Signal, das im Moment auch viele andere Skiliftbetreiber in der Region an die Freunde von Carving und Pulverschnee aussenden. Verzweifelt sind sie deshalb aber nicht.

Schon oft so im Januar

«So grün war es schon oft Anfang Januar», sagt Fritz Kälin, dem Betreiber des «Schnabi»-Lifts in Einsiedeln. Sein kleiner Lift am Schnabelsberg ist zumeist der erste, der in Gang gestzt wird, weil er an einem Nordhang liegt.

«Da hilft nur Beten – was anderes kann man ja nicht machen.»

Fritz Kälin, Schnabelsberglift Doch im Augenblick strotzen die morgens noch mit dickem Reif überzogenen Wiesen vor allem vor frühlingshaftem Grün. Deshalb steht auch Kälins Lift momentan still. «Da hilft nur Beten – was anderes kann man ja nicht machen », beschreibt der Liftbetreiber humorvoll seine Lage. «Aber es ist ja noch früh, wir haben erst Januar, der Schnee kommt sicher noch», blickt er optimistisch in den Frühlingswinter. Wobei er klarstellt: Sollte es wie vom Wetterbericht vorhergesagt, heute etwas schneien, würde das noch nicht ausreichen, um in Einsiedeln den Lift anzuschalten. Auch andere Flachland-Lifte stehen momentan still. Beispielweise der Skilift hinter dem Kloster der Skischule Einsiedeln auf dem Acher. Statt Ski zu fahren, machen viele deshalb einen ausgedehnten Spaziergang durch die herrlich sonnenbeschienene Landschaft, die jetzt eben blau-grün statt blau-weiss erstrahlt. «Wir würden natürlich jetzt lieber schlitteln gehn», sagt ein junger Familienvater, der seiner kleinen Tochter zärtlich über die Wollmütze streicht. Aber es sei auch schön, hier auf dem St. Benediktsweg in der Sonne spazieren zu gehen. «Und morgen fahren wir dann eben nach Davos, um etwas Schnee zu geniessen. »

«So viele Gäste hatten wir noch nie.»

Wendelin Keller, Hoch-Ybrig AG

Historischer Rekordbesuch

Dabei müsste die junge Familie gar nicht so weit fahren. Denn im Hoch-Ybrig ist klassisches Blau-Weiss angesagt. Sprich: Es herrschen ideale Bedingungen für Skifahrer bei strahlend blauem Himmel und 50 bis 60 Zentimeter Schnee. «Wir haben heute einen Rekordtag», schwärmt Wendelin Keller von der Ferienund Sportzentrum Hoch-Ybrig AG. Sage und schreibe mehr als 7000 Personen tummelten sich am Donnerstag im Skigebiet, das bis auf rund 1800 Metern liegt. «So viele Gäste hatten wir noch nie – das ist ein historischer Rekord.» Die Wartezeit an den Liften betrüge trotzdem nur zehn Minuten, berichtet Keller von der Schneesonnenfront. Schon morgens um acht fallen Berufspendlern die Autokolonnen Richtung Ybrig auf. Und abends stauen sich die Autos vom Ybrig her Richtung Zürich kilometerlang. Von Einsiedeln bis Schindellegi braucht man rund eine halbe Stunde.

Die Sache mit dem «Schneezauber» Nur einige Hundert Meter weiter unten, in Oberiberg ist der Skilift Roggen dagegen ausser Betrieb. Die warme Sonne frisst den Schnee regelrecht auf. «Normal ist das nicht», ist Walter Holdener vom Skilift Roggen überzeugt. Aber es passiere nun eben immer häufiger, dass über Weihnachten der Schnee ausgehe. «Das ist nicht schön, aber da kann man nichts machen – das ist die Natur », so Holdener. Aber haben dieser Schneemangel und diese Januarwärme nicht eher etwas mit der immer gravierenderen Klimaerwärmung als mit der Natur zu tun?

«Schneearmut zwischen Weihnachten und Neujahr hat es auch früher schon gegeben», ist sich der Oberiberger Liftbetreiber sicher. Frustriert sei er deshalb nicht. Denn zum einen ist er überzeugt, dass es beim Mondwechsel Mitte Januar bald schneien wird. Zum anderen gibt es ja noch jenen «Zauberstab». Genauer gesagt: jene «Zauberteppiche » – Miniliftanlagen, auf denen Kinder automatisch nach oben gezogen werden. «Diesen Bereich haben wir mit Kunstschnee eingeschneit, und deshalb sind heute zahlreiche Familien mit Kindern hier», ist er zufrieden.

Im Brunni auch viele Familien

Auch im Brunni, wo die Skilifte wegen der Schneearmut nicht laufen, haben sich viele Kinder mit ihren Eltern eingefunden, um per «Zauberteppich» ein wenig Spass im Schnee zu haben. «Es sind wirklich viele Kinder hier», freut sich Corinne Auf der Maur vom Skilift Brunni. Speziell findet sie es allerdings, dass es in der Höhe so warme Temperaturen gebe. Da könne man dann mit dem Kunstschnee nicht mehr viel ausrichten. «Tendenziell kommt der Schnee halt immer später», bedauert sie. Ins gleiche Horn stösst Urs Birchler vom Skilift Brunni/Haggenegg. «Es muss jetzt einfach mal schneien – denn der beste Schnee ist natürlich Naturschnee. »

«Wenn es keinen Schnee hat, gehe ich eben Biken statt Langlaufen. Hauptsache, die Sonne scheint!»

Roman Bisig, Einsiedeln Relativ gelassen nimmt indes so mancher Einsiedler die winterlaunigen Wetterkapriolen hin. Ihnen scheint die schneelose Zeit nicht so viel auszumachen. Wie etwa Roman Bisig – der es sich mit seinem Sohn Livio gerade im «Loipencafé» in Einsiedeln, wo schon alles für Gäste hergerichtet ist, bequem gemacht hat und wohlig in die Sonne blinzelt. «Wenn es keinen Schnee hat, gehe ich eben Biken statt Langlaufen. Hauptsache, die Sonne scheint!» sagt er und freut sich ob der Januarwärme.

Blau-grün beziehungsweise Reif für Schnee: Das Liftrad im Einsiedler Acher steht still, die Wiesen sind komplett schnee-, der Himmel dafür wolkenlos.

Foto: Wolfgang Holz

Blau-weiss: Ideale Bedingungen herrschen auf den Skipisten im Hoch-Ybrig, wo am Donnerstag ein Rekordbesuch von mehr als 7000 Gästen registriert wurde.

Foto: zvg

Blau-weiss-grün: Dank «Zauberteppich» und Kunstschnee – wie hier in Oberiberg am Skilift Roggen – können tiefer gelegene Skigebiete in der Region zahlreiche Gäste anlocken. Foto: Walter Holdener

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