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Viele Bauern sind auf Nebenerwerb und Direktzahlungen angewiesen

Schwyz ist ein lediglich unterdurchschnittlich entwickelter Landwirtschaftskanton. Im Vergleich mit den Nachbarn schneidet er schlecht ab.

VICTOR KÄLIN

Acht Jahre nach der für den Kanton Schwyz ausgearbeiteten Landwirtschaftsstrategie und auf Anregung einer Interpellation von Kantonsrat Bruno Beeler (CVP, Arth) zieht die Regierung eine Bilanz. Sie fällt ernüchternd aus.

Kleinflächige Strukturen

Das in der Strategie 2011 angestrebte Wachstum der Schwyzer Betriebe – weg von Nebenerwerbsbetrieben hin zu professionell geführten Haupterwerbsbetrieben – fand gemäss Regierungsrat «im Kanton Schwyz noch nicht in gleichem Masse statt, wie in anderen vergleichbaren Kantonen». Ein durchschnittlicher Schwyzer Betrieb hat derzeit eine Grösse von 15,2 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Schwyzer befinden sich damit im hinteren Bereich der Statistik. Nur die kleinräumigen Kantone Uri (12,0 Hektaren), Obwalden (12,7) und Nidwalden (13,9) weisen noch kleinere durchschnittliche Grössen auf. Die Durchschnittsgrösse der Betriebe im Kanton Luzern beträgt 16,6 Hektaren, im Kanton Glarus und Zug je 19,1 Hektaren Nutzfläche. Schweizweit liegt der Durchschnitt bei 20,5 Hektaren.

Die Nutzfläche der Betriebe im Kanton Schwyz hat im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 zwar um 7,0 Prozent zugenommen; der Schweizer Durchschnitt von plus 12,6 Prozent ist jedoch erkennbar grösser.

Schwyz hinkt hinterher

Die Nutzfläche hat auch Einfluss auf das Nettounternehmenseinkommen pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche und Jahr. Auch hier bewegt sich der Kanton Schwyz auf tiefem Niveau – das Einkommen ging im Zeitraum von 2008 bis 2018 gar um 21,2 Prozent zurück. Einzig im Kanton Nidwalden reduzierte sich das Unternehmenseinkommen in der gleichen Periode mit 25,2 Prozent noch stärker.

In Anbetracht des tiefen Einkommens und unter Berücksichtigung der ebenfalls im Vergleich tiefen durchschnittlichen schwyzerischen Betriebsgrösse kommt der Regierungsrat zum Schluss, «dass im Kanton Schwyz die meisten Bauernhöfe Nebenerwerbsbetriebe sind und diese nur dank des zusätzlichen – ausserhalb der Landwirtschaft – erwirtschafteten Erwerbs eines Familienmitglieds überleben». Zudem ist für ihn ersichtlich, dass es «landwirtschaftlichen Bewirtschaftern in anderen Kantonen offenbar besser gelingt, auf der gleichen Fläche höhere Einnahmen zu generieren ». Direktzahlungen sind höher als der Produktionswert Die 1603 erfassten Schwyzer Bauernbetriebe erhalten pro Jahr durchschnittlich 49’345 Franken Direktzahlungen. Der jährliche standardisierte durchschnittliche Produktionswert eines Betriebes kommt im Kanton Schwyz auf bescheidene 28’200 Franken. Einzig Uri (23’000 Franken) weist eine noch geringere Zahl aus. In Glarus beträgt der Produktionswert 42’800 Franken, in Luzern 70’000 Franken, in Nidwalden 35’800 Franken, in Obwalden 46’900 Franken und in Zug 54’100 Franken. Der schweizerische Durchschnitt liegt bei 57’600 Franken. Wie Glarus und Uri weist auch Schwyz Direktzahlungsbezüge aus, die höher als der Produktionswert sind. Der Erlös, welcher mit Produkten auf dem Markt erwirtschaftet wird, reicht damit bei den meisten Betrieben im Kanton Schwyz nicht, um den damit verbundenen Aufwand (Fixkosten und variable Kosten) abzudecken. Direktzahlungen (für gemeinwirtschaftliche Leistungen) müssen somit für die laufenden Produktionskosten eingesetzt werden, womit sie für künftige Investitionen nicht mehr zur Verfügung stehen. Zur Verschuldung der Landwirtschaftsbetriebe führen weder der Kanton noch der Bund ein langfristiges Monitoring, sodass eine abschliessende Beurteilung nicht möglich ist. Allerdings lässt die Schuldzinsentwicklung einige Rückschlüsse zu. Immerhin haben sich die Schuldzinsen pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche im Kanton Schwyz in den vergangenen zehn Jahren um 33,5 Prozent verringert.

Doch auch hier gibt es Schwyzer Wermutstropen: Erste Tendenzen zeigen nämlich bereits wieder leicht nach oben. Und bis auf den Kanton Glarus haben sich in allen anderen Kantonen die Schuldzinsen deutlicher reduziert. Ob diese Entwicklung durch eine effektive Tilgung oder durch den Rückgang der Schuldzinsen verursacht wurde, kann die Regierung nicht eruieren. Allerdings sollten in diesem tiefen Zinsumfeld noch mehr Amortisationen getätigt werden, um die künftigen Herausforderungen optimal angehen zu können.

Für die Regierung sind die Schwyzer Betriebe deshalb «weniger flexibel und vorbereitet, zukünftige Herausforderungen zu meistern, da sie sich im Vergleich mit Betrieben in anderen Kantonen länger vergangener Investitionen befassen müssen».

«Die Verantwortung nicht entziehen» Die Frage, ob der Kanton Schwyz auf die Herausforderungen der Schwyzer Landwirtschaft Einfluss nehmen kann, beantwortet die Regierung zurückhaltend. Für sie zeichnet sich die schweizerische Landwirtschaft gerade dadurch aus, «dass jeder Bewirtschafter ein Unternehmer sein und auch bleiben soll». Damit stehen für die Regierung in erster Linie die Landwirte in der Verantwortung: «Es ist darauf zu achten, dass ihnen trotz der vorgenannten Entwicklungen diese Verantwortung nicht entzogen wird.» Unterstützung erkennt die Regierung in optimal gestalteten Rahmenbedingungen, in zukunftsgerichteten Ausbildungsangeboten sowie in punktuell finanziellen Anreizen für innovative Projekte.

Insgesamt kommt die Regierung zum Schluss, «dass die strukturellen Anpassungen sowie die Steigerung der Wertschöpfung in der Schwyzer Landwirtschaft noch zu wenig weit fortgeschritten sind». Deshalb soll die Strategie 2011 «zeitnah weiterentwickelt und anschliessend mit geeigneten Massnahmen umgesetzt» werden.

Die umfassende Antwort des Regierungsrates schliesst mit dem Versprechen, dass der Kanton mithelfen will, «die Schwyzer Landwirtschaft fit für die Zukunft » zu machen.

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