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Schnabi-Lift feiert 50. Geburtstag

Schnabi-Lift feiert 50. Geburtstag Schnabi-Lift feiert 50. Geburtstag

Der 300 Meter lange Skilift auf dem Schnabelsberg ist nicht mehr wegzudenken

Morgen Mittwoch sind es genau 50 Jahre, seit der Bennauer Architekt Thomas Kälin mit viel Mut und Enthusiasmus «seinen» Skilift eröffnete. Unzähligen Kindern und Erwachsenen wird mit dieser Anlage Jahr für Jahr viel Wintersport-Freude ermöglicht. Noch liegt am Nordosthang aber zu wenig Schnee für den Betrieb.

WERNER BÖSCH

Von den gut 1800 Bügel-Schleppliften der Schweiz ist der aus vier Masten und 27 Bügeln bestehende Schnabi-Lift einer der ganz kleinen. Das will aber keineswegs heissen, dass die 70-Höhenmeter- Anlage für Einsiedeln keine wichtige Bedeutung haben soll. Im Gegenteil: Jährlich steht der Lift mit gut 500 Betriebsstunden zu Buche und lockt Skifans aus nah und fern auf den Schnabelsberg. Das reibungslose Funktionieren des Familienbetriebs ist nur dank viel Idealismus und Herzblut möglich.

Gleich nach der Eröffnung ein Rekordwinter Für Thomas Kälin und seine Frau Thildi muss wohl ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen sein, als sie nach genauer Prüfung eines idealen Standortes im Sommer 1969 mit dem Bau des Liftes begannen und die Anlage genau am 25. Dezember desselben Jahres eröffnen durften. Schwieriger als die Baubewilligung für die eigentliche Anlage soll gemäss Sohn Fritz Kälin die Erlaubnis für das kleine Talstations- Häuschen mit integriertem Kiosk gewesen sein. Es existieren weder Bilder vom Errichten des Skilifts noch können Angaben über den ungefähren Preis gemacht werden. Jedenfalls entsprach der Schnabi-Lift – nicht zuletzt infolge seiner Nord-Exposition als schneesicher geltend – den Vorstellungen seiner Kunden aus der Region, sodass sich die Besitzerfamilie nicht über mangelnde Arbeit beklagen konnte.

Kam hinzu, dass sich der erste Winter mit 114 (!) Betriebstagen (25. Dezember bis 21. April) gleich zu einer Hammersaison entwickelte. Zum Vergleich: In all den 50 Betriebsjahren lief die Anlage im Durchschnitt während rund 60 Tagen. Nur ein einziges Mal – das war anno 1990 – sorgte Sturm Vivian Ende Februar für «herumfliegende Bäume». Da bis zu diesem Zeitpunkt auch gar kein Schnee fiel, stand diese Saison schlussendlich mit null Betriebstagen in der Statistik.

Immer wieder in die Talstation investiert Bereits 1971 wurde die «Holzhütte » erweitert: Ein grösserer Kiosk sowie eine WC-Anlage sollten etwas mehr Komfort bringen. Für die Familie Kälin – die Eltern und ihe Kinder Fritz, Theo, Peter und Doris – wurde der Schnabilift im Winter zu einer Art zweitem Zuhause. Nicht selten sass eines dieser Kinder im kleinen Häuschen der Bergstation, wo ein kleiner Ofen für etwas Wärme besorgt war, und drückte bei einem Abbügeln-Zwischenfall den ominösen «roten Knopf». Kurze Zeit später wurde eine Kamera installiert, die an der Talstation zeigte, was oben passierte. 2014 fand die letzte grössere Renovation statt: Der Restaurationsraum wurde erneut vergrössert und den aktuellen Bedürfnissen angepasst.

Auch am Skilift wurden regelmässig die geforderten Arbeiten getätigt: So ersetzte man 1999 und 2010 das Tragseil, das obere Umlenkrad wurde erneuert, der Bügelwächterturm auf den neusten Stand gebracht und der obligate Rollenservice durchgeführt. Man muss wissen, dass alle zwei Jahre eine Kontrolle durch das Seilbahnkonkordat stattfindet.

Seit Betriebsbeginn steht bereits das dritte Pistenfahrzeug im Einsatz: Am Anfang kam eine kleine «Prinot-Maschine» – ohne Pflug notabene, dafür mit Cabriolet- Beifahrersitz – zum Einsatz, welche 1985 durch ein grösseres Fahrzeug aus der Titlisregion abgelöst wurde. 30 Jahre leistete es treue Dienste, bis 2016 vom Club Schwedentritt ein modernes Kässbohrer-Pistenfahrzeug mit Pflug und Fräse erworben werden konnte. Gefahren wird dieses Gerät von Fritz Kälin und dessen beiden Söhnen Josef und Louis; Fritz Kälin und seine Frau Maria haben den Lift im Jahre 2010 von Thomas und Thildi Kälin, die ein und drei Jahre später verstarben, übernommen. Was eventuell viele Leserinnen und Leser gar nicht wissen: Seit 1969 dient die Anlage auch als Nachtlift; jeweils am Donnerstag- bis Samstagabend kann von 19 bis 21.30 Uhr im Scheinwerferlicht dem Skifahren gefrönt werden.

Treue Helfer und Helferinnen

Seit Beginn weg legte sich die Familie Kälin für ihren lieb gewonnenen Schnabilift wacker ins Zeug. Fritz Kälin betrachtet die Arbeit als Hobby und meint: «Ich gehe immer sehr gerne zu unserem Lift hinüber, der mir ans Herz gewachsen ist.» Auch auf seine beiden Söhne Josef und Louis ist Verlass. Ein «Zehnder» darf jedoch nicht unerwähnt bleiben: Louis Zehnder steht dem Lift seit Beginn treu zur Seite und ist damit zu einer ganz wertvollen Stütze geworden (siehe Kasten). Werner Herger und Wisel Zehnder sind auch stark engagiert und für die Kälins eine grossartige Hilfe. Das «Kiosk-Team» besteht aus fünf Frauen (Maria Kälin, Judith Herger, Cornelia und Katharina Kälin sowie Monika Biberger), die für das leibliche Wohl der jüngeren und älteren Gäste zuständig sind.

Nicht reich, aber zufrieden Man nimmt es Fritz Kälin ohne Weiteres ab, wenn er meint, das Hobby «Skilift» mache einen nicht zu einem reichen, dafür zu einem zufriedenen Mann. Er ist trotzdem froh, wenn Ende Saison jeweils ein kleiner Gewinn resultiert, sodass man den Angestellten einen «Batzen» für ihre uneigennützigen Dienste übergeben darf.

Schneekanonen sind gar kein Thema, zumal es kein Wasser gibt und die Kosten ohnehin viel zu hoch wären. «Wir fahren, wenn es Schnee hat», lautet das Credo. Beim Thema «Schnabi- Rennen» kommt Fritz Kälin ins Schwärmen. Der unvergessliche Beat «Vögi» Waldvogel hat diesen Event 1983 ins Leben gerufen. Bis heute hat er nichts an Attraktivität verloren. Am kommenden 8. Februar wird dieses Rennen mit einem «Legendenrennen » verbunden (siehe Inserat heutige Ausgabe).

Man sieht: Der Schnabi-Lift entspricht noch immer einem Bedürfnis. Es bleibt zu hoffen, dass schon bald genügend Schnee den gemütlichen Liftbetrieb auf dem Schnabelsberg ermöglicht.

Fritz Kälin und seine Frau Maria ehren Louis Zehnder.

Zielgelände beim traditionellen Schnabi-Rennen.

Idyllisch liegt der Schnabi-Lift auf 950 bis 1020 Metern über Meer.

1979: Das Dach muss vom Schnee befreit werden.

Der Schnabi-Lift in den Anfängen seiner Geschichte im Winter 1969/70.

Josef Zehnder hilft Pit Kälin 1970 beim Anbügeln.

Louis Zehnder im Einsatz.

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