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«Ich fahre gerne Postauto – auch an Heiligabend»

«Ich fahre gerne Postauto –  auch an Heiligabend» «Ich fahre gerne Postauto –  auch an Heiligabend»

Die Pflicht ruft den Postautochauffeur zur Unzeit: Statt mit seiner Familie Weihnachten zu feiern, fährt der 33-jährige André Schnüriger an Heiligabend Reisende bis tief in die Nacht vom Ybrig nach Einsiedeln.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt das bei Ihnen an, als Postautofahrer an Heiligabend im Einsatz zu sein? Ich fahre gerne Postauto – auch an Heiligabend. Das macht mir nichts aus, an diesem Tag im Dienst zu sein. Es ist besser, wenn an Heiligabend Väter frei haben, die ältere Kinder haben, um feiern zu können. Meine Tochter ist erst 17 Monate alt und geht schon um halb acht Uhr ins Bett. Sie freut sich, mit den Grosseltern und der Gotte Weihnachten feiern zu können. Mussten die Mitarbeiter Lose ziehen, wen es treffen soll für die Heiligabend-Schicht? Das läuft bei uns eigentlich via Dienstplan. Bei der Dienstplanung wird dazu berücksichtigt, dass jeder einmal frei hat an den Festtagen. Wer an Heiligabend sicher frei haben möchte, muss ein Jahr vorher Ferien eingeben. Dann haben zwei bis drei Fahrer, plus die Fahrer, die Frühschicht haben, am Abend des 24. Dezembers frei.

Wie fühlt es sich an, an diesem besonderen Abend bis tief in die Nacht über Land zu fahren? Es ist naturgemäss ein ruhiger Abend. Auf den Strassen fahren nur wenige Autos. Ganz einsam bin ich nicht im Postauto: Ein Gast fährt immer mit. Einige Passagiere besuchen Gottesdienste oder fahren von Weihnachtsfeiern nach Hause. Dann gibt es auch Fahrgäste aus anderen Religionen, die sind an diesem Abend auch unterwegs. Lassen Sie extra Weihnachtsmusik erklingen im Postauto oder singen Sie gar ein Lied?

Das Radio laufen zu lassen im Postauto ist uns Fahrern untersagt. Dass ich selber ein Weihnachtslied anstimmen würde, geht noch weniger, weil mich dies vom Fahren ablenken würde. Holen Sie den Heiligabend nach?

Natürlich würde ich schon gerne mit der Familie Weihnachten feiern. Aber da meine Frau auch Spätdienst im Spital Einsiedeln hat an Heiligabend, hätten wir eh nicht gemeinsamen feiern können. Wir holen die Feier einfach am 25. Dezember nach.

Just auf Heiligabend sind Schneefälle angekündigt. Das macht Ihre Abendschicht nicht wirklich einfacher? Ich fahre sehr gerne auf einem Schneeteppich – viel lieber als auf Matsch, auf dem es rutschig werden kann. Richtig viel Schnee gibt es leider nur noch selten. Seit acht Jahren fahre ich Postauto: Noch nie musste ich Schneeketten montieren. Ist es möglich, dass Sie dann zumindest den Silvester mit Ihrer Familie verbringen können?

Das kann ich in der Tat. Allerdings habe ich am 1. Januar Frühdienst und sollte dementsprechend nicht bis tief in die Nacht bechern, dass Gott erbarm (lacht). Denn bei uns gilt die Regel, dass sechs Stunden vor dem Dienstantritt kein Alkohol mehr konsumiert werden darf und die Promillegrenze bei 0,0 liegt. Welche Fahrt in diesem Jahr ist Ihnen in leibhaftiger Erinnerung geblieben? Wegen der Tour de Suisse ist ein Kurs ausgefallen, weitere Fahrten haben wegen gesperrter Strassen Verspätungen erlitten. Zum Glück habe ich in acht Jahren nur einen Unfall erlebt, als ein Auto auf einer schmalen Brücke in Studen zu schnell unterwegs war auf Schnee und dann das Postauto gerammt hat.

Machen Sie sich als Postautochauffeur Vorsätze für 2020?

Ja. Ich möchte meine Kunden immer sicher von A nach B befördern, mit guter Fahrqualität und Fahrplaneinhaltung.

Foto: Lukas Schumacher

André Schnüriger

Jahrgang: 1986 Wohnort: Unteriberg Beruf: Postautochauffeur Hobbys: Familie, Sport, Modelleisenbahn

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