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«Es braucht viel Feingefühl»

«Es braucht viel Feingefühl» «Es braucht viel Feingefühl»

LEA LANGENEGGER

In einer Werkstatt im hintersten Gaden im Brunni ist Sepp Beeler fast täglich am Werken. Der 72-Jährige hat seit drei Jahren ein neues Hobby: Er baut Rodelschlitten. Sein neustes Projekt ist ein Dreierbob. Dafür hat er ein paar Wochen fast täglich zehn bis zwölf Stunden gearbeitet.

Der Rentner wohnt eigentlich in Alpthal. Momentan trifft man ihn aber morgens und nachmittags in der Werkstatt an. «Früher habe ich auf dem Bau gearbeitet, dann 13 Jahre lang geholzt und Holz geseilt, und später war ich noch 23 Jahre lang Maurer», erzählt er. Zu seinem Hobby ist Sepp Beeler eher zufällig gekommen. Er war vor drei Jahren mit einem Rodelschlitten aus Österreich unterwegs. Auf dem sass er so tief unten, dass er nicht mehr absteigen konnte. «Ich sah aus, als wäre ich betrunken, als ich probierte, von diesem Schlitten zu steigen», schmunzelt er. «Da habe ich mir gedacht, so etwas muss ich also wirklich nicht haben. Ich baue jetzt selbst einen Schlitten.» Mittlerweile hat er schon einige Schlitten verkauft, und 20 hat er noch an Lager. «Am Anfang war es ein Pröbeln. Ich wusste nicht genau, wie stark ich die Kufen biegen muss, oder wie breit sie sein sollen», erinnert er sich. Seit letztem Jahr weiss er aber, wie der Hase läuft. Für ein Exemplar braucht er eine Woche, wenn alles gut geht. «Es braucht viel Feingefühl. Man muss die Schlitten richtig einstellen, ansonsten lenken sie nicht gut.» Ums Geld geht es dem Alpthaler nicht. «Wenn es mir darum gehen würde, müsste ich etwas anderes machen», sagt er. Denn das Material, vor allem das Holz und das Eisen seien sehr teuer. Dementsprechend hoch sind auch die Preise für seine Werke. Es kommt dabei auf die Grösse des Schlittens an. Beeler hat Rodel mit Bremsen, ohne Bremsen oder auch solche für zwei Personen im Angebot. Die Preise für die sogenannten Mythenrodel bewegen sich zwischen 600 und 1000 Franken.

Dafür halten die Rodel aber auch einiges aus. «Eine Gruppe von sechs Leuten ging letztes Jahr schlitteln. Sie fuhren über jenste Schanzen, und am Ende war mein Schlitten der einzige, der gehalten hat.» Das liege daran, dass er alles verleimt habe. «Wert wären es die Schlitten schon, aber vielen sind sie zu teuer. Heute muss ja alles billig sein.» Sein neustes Projekt ist ein Dreierbob. Was er damit machen will, weiss er noch nicht. «Es ist ein Plauschbob. Ich schaue mal, ob jemand Interesse daran hat.» Ausprobieren werde er ihn aber selbst, wie alle seine anderen Rodelschlitten auch. Mit den Arbeiten für einen zweiten Bob hat er bereits begonnen, und für zehn weitere Rodel hat er auch schon Holz gesägt. Langweilig wird es Sepp Beeler in den nächsten Wochen bestimmt nicht.

Sepp Beeler – ein Tüftler, der zufällig zu einem neuen Hobby gekommen ist.

Foto: Lea Langenegger

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