Einsiedeln hat die meisten Wohnungen
Regierungsrat beantwortet SP-Interpellation zur Mietpreisentwicklung im Kanton Schwyz
Die Pendlerströme morgens und abends zeigen es täglich an: Wohnen und Arbeiten ist in Einsiedeln häufig getrennt. Dabei gibt es immer mehr neue Wohnungen im und ums Klosterdorf – die meisten im Kanton Schwyz.
WOLFGANG HOLZ
Wer hätte das gedacht? In Einsiedeln gibt es die meisten Wohnungen im Kanton Schwyz: Und zwar 8035 Wohnungen laut Bundesamt für Statistik.
Das sind deutlich mehr Wohnungen als in Schwyz (7325). Das sind aber auch mehr als in der «Boom-Town» Freienbach in den Höfen (7845). Diese Zahl unterstreicht die Attraktivität des Bezirks Einsiedeln als Wohnort – ebenso als Pendlerort. Denn viele, die in diesen 8035 Wohnungen leben, tragen zum negativen Pendlersaldo Einsiedelns bei.
Interpellation zweier SP-Kantonsräte
Doch diese Zahlen zum Wohnungsbestand wurden von der Regierung des Kantons Schwyz nicht veröffentlicht in Sachen Pendlerströme. Vielmehr sollen diese und viele andere Zahlen die Frage nach der Mietpreisentwicklung im Kanton Schwyz beantworten.
Die Frage, wie teuer die Mieten geworden sind, haben die beiden SP-Kantonsräte Andreas Marty und Paul Furrer in einer Interpellation im Sommer dieses Jahres gerichtet. Nun hat die Regierung Antworten geliefert.
Die beiden SP-Kantonsräte sorgen sich um das auch im Kanton Schwyz seit 2008 um 12 Prozent gestiegene Mietpreisniveau – nicht zuletzt mitverursacht durch die Tiefsteuerpolitik des Kantons, die wohlhabende Steuerzahler anlockt. Resultat: Es mangele an preisgünstigem Wohnraum.
«Recht auf Wohnen» oder ist Wohnen Privatbedürfnis? Der Regierungsrat räumt in seiner Antwort ein, «dass es als Folge der Wohnraumnachfrage in den wachstumsstarken Teilräumen des Kantons schwieriger geworden ist, in den jeweiligen Gemeinden Wohnraum im untersten Preissegment zu finden ». Gleichzeitig legt die Regierung Wert auf eine «ausgewogene Bevölkerungsstruktur» und ein Wohnungsangebot in verschiedenen Preissegmenten. Dennoch scheut sie sich vor staatlicher Intervention. Grund: Interventionen oder Eingriffe der öffentlichen Hand gerade im Bereich der Wohnraumversorgung seien umstritten. Sprich: Die einen pochten darauf, Wohnen sei ein privates Bedürfnis. Die anderen forderten ein «Recht auf Wohnen». Vierzimmer-Mietwohnung kostet rund 500 Franken mehr Fakt ist: Die Mieten im Kanton Schwyz sind in den letzten 17 Jahren stark angestiegen: Zahlte man laut Bundesamt für Statistik für eine Vierzimmerwohnung noch 1263 Franken, liegt der Preis jetzt (ohne Heiz- und Nebenkosten) offenbar bei 1740 Franken. Wobei diese Preisexplosion aufgrund von weniger als 50 Beobachtungen ermittelt wurde – also nur mit Vorsicht zu interpretieren sei, so die Regierung. Gleichzeitig weist die Regierung daraufhin, dass laut Schwyzer Kantonalbank der Schwyzer Immobilienmarkt im Sommer 2019 «weiterhin kräftig mit Neubauten versorgt wurde. Das projektierte Bauvolumen im kantonalen Mietwohnungsmarkt bewegt sich rund 50 Prozent über dem Vorjahresniveau.» Wenig gemeinnütziger Wohnungsbestand in Einsiedeln Fest steht, dass der Anteil am gemeinnützigen, preisgünstigeren Wohnungsbestand in Einsiedeln bei 1,17 Prozent liegt – ein mittlerer Wert für Gemeinden im Kanton Schwyz. Wobei die Steueroase Freienbach kurioserweise einen Anteil von 5,88 Prozent aufzuweisen hat!
Was die Anteile von leerstehenden Wohnungen anbelangt, liegt Einsiedeln bei 1,05 Prozent (vor allem bei den Drei- und Vierzimmerwohnungen). In Alpthal steht 1,02 Prozent der 393 Wohnungen leer. In Oberiberg sind es 1,48 Prozent der 1152 Wohnungen, in Rothenthurm 1,78 Prozent der 1126 Wohnungen und in Unteriberg sind es am meisten im Kanton Schwyz – mit 3,75 Prozent der 1388 Wohnungen. Der Wegzug aus dem Dorf lässt offenbar grüssen – im Gegensatz zu Oberiberg, wo so manche Touristen Wohnungen füllen. Über die Hälfte lebt in Miete und muss dafür immer mehr berappen Per Ende 2017 lebten 57,3 Prozent der Schwyzer Wohnbevölkerung in Mietwohnungen, somit lag die Wohneigentumsquote im Kanton Schwyz bei 42,7 Prozent. Dabei muss das unterste Einkommensfünftel immer mehr Geld für die Miete berappen. Im Zeitraum 2012/14 waren es über 30 Prozent des Bruttohaushalteinkommens. Wohlhabende mussten dagegen im selben Zeitraum nur zehn Prozent aufbringen.
Unterm Strich will der Regierungsrat ein staatliches Engagement im Bereich der Versorgung der Bevölkerung mit kostengünstigem Wohnraum trotzdem nicht monetär fördern, sondern will sich auf die Möglichkeiten raumplanerischer Anreize beschränken.
«In den wachstumsstarken Teilräumen des Kantons ist es schwieriger geworden, Wohnraum im untersten Preissegment zu finden. »
Regierung, Kanton Schwyz
Auch in Einsiedeln sind die Mietpreise in den letzten Jahren angestiegen. Foto: Wolfgang Holz