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Weihnachtsmanie à la Americana

Weihnachtsmanie à la Americana Weihnachtsmanie à la Americana

BRIEF AUS DEN USA

Während sich die Schweizer während der Adventszeit im Guetzlibacken messen, versuchen die Amerikaner, sich im Dekorieren zu übertrumpfen. Kurz nach dem amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli erscheinen die ersten Weihnachtsdekorationen und Plastikweihnachtsbäume in den Läden. Ab Mitte Oktober, noch vor Halloween, erlaubt die soziale Etikette, einen perfekt geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufzustellen. Manche Familien sind auch stolz darauf, dass darunter bereits sämtliche Geschenke liegen. Ab Anfang November sind auch Aussenbeleuchtungen keine Seltenheit.

Aber nicht nur vom Terminkalender her sind die Amerikaner wohl Spitzenreiter. Hier gilt das Motto: je grösser, desto besser und je bunter, desto festlicher. Es ist schwierig, einen echten kleinen Baum zu finden. Auch Weihnachtskränze sind vor allem gross. Meine Kinder amüsierten sich kürzlich über ein Ehepaar mit zwei Kränzen, welche sie gemeinsam zum Auto tragen mussten.

Letztes Jahr waren die Kinder zu einer Weihnachtsfeier bei den Grosseltern von Spielkameraden eingeladen. Das Haus hätte perfekt in einen Katalog gepasst: Jedes Kissen auf dem Sofa hatte einen weihnachtlichen Überzug, jedes Gemälde an der Wand zeigte eine Weihnachtsszene und im Badezimmer waren nicht nur die Handtücher sondern auch der Seifenhalter festlich. In der Küche waren Pfannenlappen mit Weihnachtsmotiven perfekt platziert.

Kürzlich diskutierten zwei Mütter in meiner Müttergruppe darüber, wie sie am besten und natürlichsten eine Fotoszene mit dem Thema «Weihnachtsbacken mit der ganzen Familie in der eigenen Küche» kreieren könnten. Kristel meinte, sie würde alle Küchenschränke mit einer grossen roten Samtmasche versehen und Brandy neigte dazu, die Küchenschränke mit Geschenkpapier einzukleiden. Lebhaft diskutierten sie, welche farblich abgestimmten Outfits wohl trotz Mehl und Glitzer am fotogensten seien. Trotz meiner eigenen Fotografenvergangenheit musste ich doch vor allem an die kleinen Kinder denken, welche während der Aktion irgendwie bei Laune gehalten werden müssen.

Meine Kinder haben bereits dreimal die amerikanische Version des Samichlaus gesehen, bevor sie das 6. Türchen am Adventskalender öffnen konnten. Wir könnten noch manchen Chlaus besuchen.

Man würde denken, dass bei all der amerikanischen Dekorationsmanie die festliche Stimmung noch eine Zeit nach Weihnachten nachhallen würde. Tatsache ist aber, dass wenige Tage nach dem Heiligen Abend alles wieder fein säuberlich in Kisten gepackt und in der Garage gelagert wird. Normalerweise dient diese Aktion als Fitnessübung und geschieht noch vor dem Silvester. Regula Grenier * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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