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«Ich trete wieder an bei einer Bundesratswahl»

«Ich trete wieder an bei einer Bundesratswahl» «Ich trete wieder an bei einer Bundesratswahl»

Der Einsiedler Arzt und Biobauer Felix Albert Küchler hat die Wahl zum Bundesrat zwar verpasst. Deswegen lässt er aber den Kopf nicht hängen. Ganz im Gegenteil: Der 66-Jährige wird an der nächsten Wahl wieder kandidieren.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie haben Sie geschlafen in der «Nacht der langen Messer»?

Ich habe prima geschlafen, allerdings nicht lange. Ich musste bereits um fünf Uhr aufstehen, um rechtzeitig um sieben Uhr auf dem Bundesplatz einzutreffen. Leider durfte ich dann nicht ins Bundeshaus hinein. Ein Paradoxon: Jeder Schweizer Bürger kann zwar zum Bundesrat gewählt werden. Ins Bundeshaus hinein dürfen aber nur Räte aus den Fraktionen. Wie haben Sie den Wahltag am Mittwoch erlebt? Es herrschte eine super Stimmung auf dem Bundesplatz. Die Jugend demonstrierte für das Klima, und wir sangen begeistert Lieder.

Konnten Sie Ihre Rolle als Joker übernehmen?

Leider nicht. Alle Bundesräte wurden der Reihe nach bei der Wahl bestätigt. Als Cassis dran war, gab es 82 Stimmen für die Grünen- Präsidentin Regula Rytz und 11 Stimmen für Verschiedene. Es würde mich freuen, wenn die eine oder andere Stimme für Verschiedene an mich gegangen ist. Wurden Sie von den Parteien im Vorfeld der Wahl angehört? Keine einzige Partei lud mich zu einem Hearing ein. Das ist enttäuschend. Immerhin habe ich allen Parlamentariern mein Buch «Klimaschutz konkret» zugeschickt. Ist Ihre Kandidatur bei den Schwyzer Politikern im Parlament auf Resonanz gestossen? Vermutlich nicht. Ich habe jedenfalls nichts dergleichen gehört. Ich habe aber auch nicht direkt Kontakt aufgenommen mit den Räten, etwa mit Nationalrat Alois Gmür aus Einsiedeln. Haben Sie sich Chancen ausgerechnet, die Wahl zu gewinnen? Ich bin mental so in die Wahl eingestiegen, dass ich mir gesagt habe: Ich werde gewählt. Das hat jetzt zwar nicht geklappt. Nichtsdestotrotz werde ich bei der nächsten Bundesratswahl wieder kandidieren, falls sich nicht eine jüngere Person manifestiert, der ich dann gerne den Vortritt lasse.

Waren Sie blauäugig genug, um zu glauben, dass Sie die Wahl schaffen könnten? Ich glaube an die Vernunft. Und an die Jugend, die ein berechtigtes Interesse auf eine unversehrte Umwelt in der Zukunft hat. Wie werden Sie sich nun in Zukunft für das Klima einsetzen? Ich werde mich für ein Projekt in Afrika einsetzen, in dem es um Aufklärung in Sachen natürliche Empfängnisverhütung geht. Im Fokus dieses Ausbildungsprogramms stehen sowohl Christen wie Muslime. Klar ist: Ein Bremsen der Bevölkerungsexplosion dient dem Schutz des Klimas. In Einsiedeln fehlt es an grünen Kräften. Ist für Sie eine Rückkehr ins Klosterdorf denkbar? Nein. Ich habe im Wallis einen Biobauernhof und ein Haus und bin überdies glücklich verheiratet mit einer Walliserin. Deswegen ist für mich eine Rückkehr ins Klosterdorf jetzt nicht aktuell. Was wird mit unserer Erde geschehen, wenn der Klimawandel nicht gestoppt werden kann?

Wenn die westliche Industrie nicht aufhört, unsere Umwelt mit Gift und Plastikmüll zu kontaminieren, wird es übel aussehen auf unserer Erde. Wie würde die Welt dann aussehen?

Vielleicht wird es noch Inseln geben auf der Erde, auf die sich ein paar Menschen retten können. Doch bin ich guten Mutes, dass die Menschheit den Wandel schafft und die Klimaerhitzung gestoppt werden kann. Foto: zvg

Felix Albert Küchler

Jahrgang: 1953 Wohnort: Miège (Kanton Wallis) Beruf: Arzt, Biobauer Hobbys: Singen, Jagd

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