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«Irgendwann hat mich der Laufvirus gepackt»

«Irgendwann hat mich der Laufvirus gepackt» «Irgendwann hat mich der Laufvirus gepackt»

Claudia Zehnder aus Bennau rennt am Sonntag beim Zürcher Silvesterlauf mit. Für die 49-jährige Bäuerin gehört Laufen mittlerweile fest zu ihrem Lebensrhythmus. Früher war sie ein Sportmuffel.

WOLFGANG HOLZ

Frau Zehnder, Sie laufen bald 8,5 Kilometer in der Dunkelheit und Kälte durch Zürich. Warum tun Sie sich das an? Das mache ich zum Plausch mit meinem Bruder und der Freundin meines Bruders zusammen. Wir haben keine Ambitionen. Es ist einfach «uschön», durch das abendliche Zürich mit den Lichtern in der Bahnhofstrasse und der Altstadt zu laufen. Früher waren Sie ja eher ein Sportmuffel. Inzwischen sind Sie eine begeisterte Läuferin. Wie ist es dazu gekommen? Dank meiner Tochter Célestine. Als sie mit sieben Jahren fürs Grundlagentraining zum Langlaufen joggte, konnte ich sie ja nicht alleine durch den Wald rennen lassen. Ich habe sie begleitet, und irgendwann hat mich der Laufvirus gepackt. Mit welcher Joggingdistanz haben Sie angefangen? War es am Anfang sehr mühsam für Sie? Ja. Wir haben in Bennau im Frühjahr 2011 mit einer Runde begonnen, und sind auf dieser am Anfang eben einen Kilometer gelaufen und dann wieder gegangen. Immer im Wechsel. Ziel war es, bis im Herbst die Distanz von 9,5 Kilometer zu schaffen. Es war ein herrliches Gefühl für mich als Sportmuffel. Meine Tochter und ich haben uns immer gegenseitig motiviert. Was macht Ihnen am Joggen am meisten Spass? Das Abschalten – und in der Natur sein zu können. Etwas für die Gesundheit getan zu haben.

Wie oft laufen Sie?

Drei- bis fünfmal die Woche.

Laufen Sie schnell oder eher gemütlich?

Das kommt drauf an, auf welchen Lauf ich gerade trainiere. Einmal pro Woche laufe ich schnell: Ich gebe mir für zehn Kilometer 45 bis 50 Minuten. Und wie viele Kilometer rennen Sie pro Woche? Wenn ich auf einen Marathon trainiere, sind es 80 bis 100 Kilometer pro Woche. Minimum sind 30 Kilometer. Bis jetzt bin ich zweimal am Luzern Marathon gelaufen. Letztes Mal brauchte ich vier Stunden und vier Minuten. Das waren jeweils spezielle Erlebnisse. Denn ab Kilometer 30 bis 35 kommt der innere Schweinehund in einem hoch, den man überwinden muss. Das Gefühl, ins Ziel einzulaufen, ist dann unbeschreiblich. Es tut einem zwar alles weh, aber man ist überglücklich. Haben Sie Lieblingsstrecken?

Ich laufe schon verschiedene Strecken. Zum Beispiel von Bennau durchs Moor nach Rothenthurm. Oder von Pfäffikon über den Seedamm nach Jona. Um den Lauerzersee und um den Ägerisee ist es auch sehr schön. Als Bäuerin sind Sie ja schon viel an der frischen Luft und haben viel Bewegung. Brauchen Sie das Joggen überhaupt? Ja, ich brauche das Laufen als Ausgleich zur strengen körperlichen Arbeit. Die Zeit fürs Laufen nehme ich mir einfach. Wenn ich nach der Arbeit schon müde bin, laufe ich kürzere Strecken. Früher, als meine vier Kinder noch klein waren, hatte ich keine Zeit.

Haben Sie noch Ziele?

Ja, ich möchte noch den Swiss Alpine Marathon in Davos und den Jungfraumarathon laufen. Wie hat sich Ihr Leben durchs Laufen verändert? Ich habe mehr Zeit für mich. Früher konnte ich beim Wandern mit meinem Mann nie mithalten, jetzt bin ich besser. Inzwischen bin ich vom Laufen völlig angefressen: Laufen macht wohl süchtig.

Foto: Wolfgang Holz

Claudia Zehnder

Jahrgang: 1970 Wohnort: Bennau Beruf: Bäuerin Hobbys: Laufen Velo-, Skifahren, Heuen

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