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«Ich wollte dasselbe erreichen, wie diese erstaunlichen Rennfahrer»

«Ich wollte dasselbe erreichen, wie diese erstaunlichen Rennfahrer» «Ich wollte dasselbe erreichen, wie diese erstaunlichen Rennfahrer»

Marcel Fässler im EA-Interview über die Aufnahme in die Hall of Fame der FIA, seine grossen Idole, den Job als Formel-E-Moderator und sein anstehendes 20. Jahr als Profirennfahrer.

LUKAS SCHUMACHER

Marcel Fässler, wann und wie haben Sie erfahren, dass Sie in die Hall of Fame der FIA aufgenommen werden? Es war glaube ich im August. Da bekam ich eine E-Mail von der FIA mit der Bekanntgabe und mit dem Datum des Events.

Wie haben Sie reagiert?

Ich habe mich natürlich sehr gefreut und gleich meine Teamkollegen informiert, die die gleiche Einladung bekommen haben. Wie kann man sich diese «Hall of Fame» vorstellen? In Paris im Hauptgebäude der FIA beim Place de la Concorde ist ein Museum entstanden, das für alle zugänglich ist. Da gibts eine Wand, wo alle Formel-1-, Rallyeund nun auch die Langstreckenweltmeister namentlich verewigt werden. Utensilien, Rennanzüge und weiteres von den Rennfahrern, die in der Hall of Fame aufgenommen wurden, sind ausgestellt. Neu ist auch mein Anzug im Display. Sie wurden zusammen mit Ihrem Team für den Weltmeistertitel und den Sieg in Les Mans im Jahr 2012 geehrt. Waren dies die schönsten Erfolge Ihrer Karriere? Wir wurden 2012 Langstrecken-Weltmeister und haben in diesem Jahr unseren Sieg bei den 24-Stunden von Le Mans wiederholen können. Der erste Sieg von 2011 bleibt aber der schönste, weil es der erste war. Aber das Jahr 2012 war sportlich mein erfolgreichstes. Der Audi R18 e-tron quattro war an der Zeremonie in Paris ausgestellt. Weckte das Auto bei Ihnen und Ihren Teamkollegen Erinnerungen?

Es war das Siegerauto von unseren Teamkollegen aus dem Jahr 2013. Die Autos sind heute noch sehr beeindruckend und man spürt gleich wieder die Lust, so ein Biest zu fahren. Es stecken auch sehr viele Erinnerungen mit drin. Über ein paar erlebte Anekdoten aus der Zeit wurde natürlich heftig diskutiert. Wie haben Sie die Zeremonie in Paris erlebt? Es war ein sehr schöner Abend mit vielen interessanten Gesprächen. Man trifft sehr viele Leute, die ich seit einiger Zeit nicht mehr gesehen habe. Wie zum Beispiel mein damaliger Teamchef Dr. Wolfgang Ullrich. Es wurden alle Weltmeister seit 1980 berücksichtigt. Trafen Sie auf persönliche Idole? Jackie Ickx, eine lebende Legende, der noch mit Jo Siffert Rennen gefahren ist. Hans Joachim Stuck, Derek Bell, Jean Louis Schlesser (Sauber Fahrer) und viele andere grosse Namen aus den 80er-Jahren waren da. Sie waren die Helden meiner Kindheit und ich wollte dasselbe erreichen wie diese erstaunlichen Rennfahrer von damals.

Mein erstes ferngesteuertes Auto war übrigens ein Rothmans Porsche 956 von Hans Joachim Stuck. Welcher der Langstreckenweltmeister ist oder war ein besonderes Idol / Inspiration für Sie? Es war Stefan Bellof. Er war damals der junge Wilde in der Klasse und war auf dem Weg, ein ganz Grosser zu werden, auch in der Formel 1. Einen tragischen Unfall 1985 beim 1000-Kilometer- Rennen in Spa überlebte er leider nicht. Jackie Ickx war damals zwar schon älter, aber immer noch extrem schnell und auch heute noch strahlt er diese enorme Aura aus, wenn er den Raum betritt 27 von 29 aufgenommenen Weltmeistern waren anwesend … Wie war die Stimmung am Fest, was die Gesprächsthemen bei so vielen Weltmeistern an einem Ort … Natürlich schwelgten wir alle in den Erinnerungen. Für mich war es interessant, mit den Fahrern aus den 80ern zu plaudern. Sie haben noch Autos gefahren, die für mich weitaus anspruchsvoller waren als unsere, da die Technik für heutige Verhältnisse doch relativ einfach war. H-Schaltung anstatt Lenkradwippen zum Beispiel. Keine Servolenkung und so weiter. Auch die Sicherheit eines Boliden aus dieser Zeit war deutlich schlechter als wir es heute haben. Ich glaube, mit meinen zwei Teamkollegen waren wir die letzten, die ins Bett gingen. Aber man sieht sich ja auch nicht mehr so oft (lacht). Themenwechsel: Sie sind seit einigen Wochen als Moderator der Formel E im Einsatz. Wie gefällt Ihnen der neue Job? Es war für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich muss sicher noch einiges dazulernen. Es freut mich aber, dass das Feedback doch sehr positiv war. Sind Sie selbst schon mit einem Formel-E-Rennauto gefahren? Nur für Audi letztes Jahr im Simulator. Es ist eine ganz andere Art von Motorsport. Das Hauptmerkmal liegt auf dem Energiemanagement und nicht auf dem Vollgas schnell fahren. Dies ist ein ganz anderer Aspekt, hat aber auch seinen Reiz. Hatten Sie bereits Gelegenheit, den Einsiedler Weihnachtsmarkt zu besuchen? Leider noch nicht. Ich werde dies am Wochenende noch nachholen. Hoffe, es hat dann noch ein bisschen Glühwein übrig (lacht). Was sind Ihre Pläne bis Ende Jahr? Anfang Dezember habe ich mein Training wieder aufgenommen. Am 1. Januar fliege ich nach Daytona zum offiziellen Test des 24-Stunden-Rennens, welches Ende Januar stattfinden wird. Einige kleinere Termine, die noch anstehen, und die Planung für das nächste Jahr muss ich noch koordinieren. Ansonsten ist es eher ruhiger. Welche wichtigen Ereignisse stehen nächstes Jahr an? Was sind Ihre Ziele und Wünsche fürs neue Jahr? Nächstes Jahr gehe ich in mein 20. Profi-Jahr. Mein grosses Ziel ist, die 24 Stunden am Nürburgring zu gewinnen. Dieser Sieg fehlt mir noch im Palmarès. Ansonsten wird meine Saison analog wie letztes Jahr ausschauen. Die Langstreckenklassiker in Amerika und hier in Europa, welche ich wieder bestreiten werde. Saison-Highlight ist wieder die 24-Stunden von Le Mans Mitte Juni. Ich überlasse Ihnen das Schlusswort … Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit. Herzlichen Dank.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Der Grosser Rennfahrer Marcel Fässler durfte sich diese Woche in der Hall of Fame der FIA in Paris verewigen.

Foto: zvg

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