«Ich möchte gerne von meinem Leben etwas zurückgeben»
Eigentlich hat der Einsiedler noch alle Hände voll zu tun – als Gründer und Verwaltungsrat seines Informatikunternehmens. Und doch bekennt sich der Unternehmer Franz Kälin (64) gerne zu seinem neuen sozialen Engagement im Rat der BSZ Stiftung.
WOLFGANG HOLZ
Vor vier Jahren hat man ihn angefragt – und er hat sofort zugesagt. Die Rede ist von Franz Kälin, dem Einsiedler IT-Unternehmer, der seit 1988 seine Firma ISE AG betreibt. Obwohl er immer noch sehr engagiert in seinem Informatikbetrieb mitwirkt – als Verwaltungsrat, nachdem er die operative Geschäftsführung kürzlich an zwei jüngere Mitarbeiter übertragen hat – und obwohl er mit 64 Jahren schon durchaus an die Pension denken dürfte, hat sich Kälin entschlossen, seine Energie noch einem sozialen Zweck zu widmen. Neu Stiftungsrats-Vizepräsident
Neuerdings ist er nämlich der einzige Einsiedler im sechsköpfigen Stiftungsrat der gemeinnützigen BSZ Stiftung Kanton Schwyz, die sich um Menschen mit Beeinträchtigungen kümmert. Und zwar als Stiftungsrats- Vizepräsident.
«Mir ist es in meinem Leben immer gut gegangen, deshalb möchte ich gerne etwas zurückgeben – als Dank an die Allgemeinheit », begründet der sympathische Unternehmer seine Entscheidung, sich für die BSZ Stiftung zu engagieren.
Die BSZ Stiftung integriert bekanntlich Menschen mit Beeinträchtigungen in den Alltag. Sie ist der drittgrösste Arbeitgeber im Kanton Schwyz. An mehreren Standorten bietet die Stiftung die Möglichkeit einer Ausbildung, in einer Wohngemeinschaft zu leben oder regelmässig einer Arbeit nachzugehen. Die Stiftung wird nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt. Die Zahl der Klienten ist relativ gleichbleibend stabil.
Die Einrichtung finanziert sich einerseits aus dem Ertrag der Produkte und Dienstleistungen: Dies waren 2018 19,2 Millionen Franken. Andererseits erhält die BSZ Stiftung vom Kanton Schwyz aufgrund einer Leistungsvereinbarung Betriebsbeiträge für behinderungsbedingte Mehrkosten. Diese beliefen sich im letzten Jahr auf 24,9 Millionen Franken. Zudem unterstützen Institutionen und Privatpersonen Projekte mit Spenden und Legaten. Neue BSZ-Zentrale in Steinen
«Auch als Stiftungsrat kommt man immer wieder in Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigungen », sagt Kälin und betont, dass diese Personen – derzeit sind es 560, die in der BSZ betreut werden – «keine Patienten, sondern Klienten sind». Es gelte, diesen Menschen, die mit körperlichen, psychischen oder geistigen Einschränkungen leben müssten, Herausforderungen zu bieten, einen Lebenssinn zu ermöglichen und deren Angehörige zu unterstützen. Die BSZ hat einen Standort in Einsiedeln – die neu gebaute Zentrale befindet sich in Steinen. Kälin: «Es braucht solide Angebote, weil man diese Leute ja nicht wegsperren kann.» Wobei er schon als Rotarier immer wieder den Kontakt zu Menschen mit Beeinträchtigungen gesucht habe – indem er diese auf Ausflügen begleitete. «Es ist sehr bereichernd und hinterlässt tiefe Eindrücke, mit diesen Menschen Zeit zu verbringen, sich in sie und ihre Bedürfnisse hineinzudenken – sie verstehen zu lernen.» Dabei glaubt Kälin zu spüren, dass diese Menschen zwar nicht die gleichen Ansprüche wie andere haben, «aber unglücklich sind sie nicht». Rund 110 Personen in einer Wohnung untergebracht Sagts und betont, dass die BSZ Stiftung gerade in einer Gesellschaft, die immer älter werde, eine zunehmende Verantwortung übernehme. «Denn auch die von der BSZ betreuten Personen werden älter und haben ein Anrecht darauf, im Alter versorgt zu sein.» Wobei die neuen Finanzierungsmodelle mit Fallpauschalen auch eine Herausforderung für die Stiftung selbst darstellten – etwa bei der Wohnungsunterbringung. Rund 110 Personen mit einer Beeinträchtigung leben derzeit in einer Wohngemeinschaft und nutzen ein intern betreutes Arbeitsangebot der BSZ Stiftung.
Strategische Aufgaben
Für Kälin persönlich bedeutet der Zusatzaufwand, im BSZ Stiftungsrat mitzuarbeiten, vier halbtägige Sitzungen sowie einen «Klausurtag» pro Jahr. Daneben hat er Repräsentationstermine wahrzunehmen. «Die neue Strategieperiode beginnt im Sommer 2020 – dann wird auch der neue Geschäftsführer Rolf Müller seine Arbeit beginnen», so Kälin. Bis dahin geht dem Einsiedler Unternehmer die Arbeit nicht aus. «Ich bin derzeit für die IT-Strategie und für Führungsthemen in der BSZ Stiftung zuständig », erklärt er. Auch müsse er noch bei der Suche nach einem neuen Finanzchef mitarbeiten. «Ich mache das gerne.»
«Menschen mit Beeinträchtigungen sind keine Patienten, sondern Klienten.»
Franz Kälin, neuer BSZ-Stiftungsrats Vizepräsident
Der neue Stiftungsrats-Vizepräsident und IT-Unternehmer Franz Kälin aus Einsiedeln.
Foto: Wolfgang Holz