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Gefängnis, aber kein Landesverweis

Der 35-jährige Kosovare, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, bedankte sich am Montag beim Strafgericht, als er das Urteil mündlich eröffnet bekam.

RUGGERO VERCELLONE

Dabei muss er sechs Monate ins Gefängnis – und zwar entgegen dem Antrag des Staatsanwalts unbedingt. Diese Haftstrafe kann er – wie Gerichtspräsident Ruedi Beeler in seiner Urteilsbegründung erklärte – in Halbgefangenschaft absitzen, sodass er weiterhin arbeiten kann. «Ich liess mich zu Einbrüchen überreden» Grund für die Freude des Verurteilten war der Umstand, dass das Strafgericht auf eine Landesverweisung verzichtet hat. Wie schon der Staatsanwalt hat auch das Gericht auf einen Härtefall erkannt. Der Kosovare wuchs in der Schweiz auf, hat eine achtjährige Tochter, für die er Alimente bezahlt, und lebt mit einer Schweizerin und deren Sohn zusammen. Er geht seit Jahren beim selben Arbeitgeber einer geregelten Arbeit nach und hat zu seinem Heimatland keinen Bezug mehr. Der Beschuldigte wurde am Montag wegen Diebstahls, des mehrfachen versuchten Diebstahls und des mehrfachen Hausfriedensbruchs verurteilt. Bei drei Einbrüchen in Wohnungen war er Anfang 2019 in der Region Ausserschwyz und Zürich beteiligt. In zwei Fällen war er bloss der Fahrer des Haupttäters, in einem Fall drang er auch in die Wohnung ein. «Ich bin kein Einbrecher», sagte der Beschuldigte, «ich liess mich zu den Einbrüchen überreden. Das war nur dumm von mir.» Der Haupttäter war vor Wochen vom Strafgericht bereits im abgekürzten Verfahren verurteilt worden. Auch der am Montag Verurteilte stand an jenem Tag vor dem Strafgericht. Dieses lehnte aber damals das abgekürzte Verfahren ab. Hauptgrund dafür war, dass im abgekürzten Verfahren für den achtfach Vorbestraften eine bedingte Freiheitsstrafe und kein Landesverweis beantragt worden war. Das Gericht bestand damals auf einem ordentlichen Prozess.

Aufgrund der Vorstrafen und der nicht günstigen Prognose bestand das Gericht am Montag auf einer Freiheitsstrafe, die unbedingt zu vollziehen ist. Den Verzicht auf den Landesverweis habe das Gericht «sehr intensiv diskutiert», sagte der Gerichtspräsident.

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