Die Sache mit dem Podestplatz


Die Bedingungen für SRF-Publikumswettbewerbe bei Skirennen ermöglichen einem Oberiberger einen Gewinn
Ein Oberiberger Skifan hatte Glück und gewann bei SRF einen Preis während einer Weltcup- Übertragung – obwohl er falsch getippt hatte.
WOLFGANG HOLZ
Wer hat neulich wohl nicht Wendy Holdener die Daumen gedrückt, damit sie iåΩm Slalom von Killington aufs Podest fährt? Zwar lag sie mit 1,74 Sekunden nach dem ersten Durchgang deutlich hinter Mikaela Shiffrin zurück – aber sie war auf jeden Fall schon mal auf Platz drei positioniert.
Deshalb verwunderte es auch nicht,dass sage und schreibe 81 Prozent der Fernsehzuschauer mit Ja auf die SRF-Frage antworteten: Schafft es eine Schweizerin aufs Podest? Schliesslich hatte sich auch noch Michelle Gisin aussichtsreich nach dem 1. Durchgang auf dem 7. Zwischenrang platziert. Gisin Neunte, Holdener out
Doch Michelle Gisin wurde in der Endabrechnung Neunte, und die Unteribergerin Wendy Holdener fädelte bekanntlich leider schon am zweiten Tor ein. Was für ein Pech! Also, kein Podestplatz für die beiden Schweizerinnen.
Kurios mutete angesichts dieses Endergebnisses indes die Einblendung am Ende der Fernsehübertragung an, dass nämlich ausgerechnet ein Oberiberger, Roger Föllmi, in Sachen Schweizer Podestplatz mit Nein gestimmt und dafür auch noch etwas gewonnen haben sollte. So stand es am Ende der Fernsehübertragung jedenfalls auf dem Bildschirm – für jedermann lesbar. Denn – konnte es wirklich sein, dass gerade ein Oberiberger kein Fan des Unteriberger Skistars ist und ihr keinen Podesterfolg zugetraut hatte?
«Mein zehnjähriger Sohn Dave hat beim Publikumswettbewerb angerufen und am Telefon mit 01, also für einen Podestplatz für Wendy gestimmt», versichert Roger Föllmi gegenüber unserer Zeitung. Das habe er nachträglich anhand des Telefondisplays überprüft. Er sei zwar nicht im Fan-Klub von Wendy Holdener, aber «wir hoffen natürlich in jedem Rennen, dass Wendy das Podest schafft und vor allem im Slalom gegen Shiffrin endlich einmal gewinnen kann. Das wäre das Schönste.» Den Preis, 500 Franken Anlage als Fondssparplan von Raiffeisen, erhalte sein Sohn.
Dass Föllmi aber dennoch gewonnen hat, obwohl es, wie gesagt, weder Wendy Holdener noch Michelle Gisin aufs Podest geschafft haben, liegt überraschenderweise am SRF-Wettbewerbsmodus.
Wie Linus Bugmann, Mediensprecher SRF Sport, gegenüber unserer Zeitung erklärt, werden bei Publikumswettbewerben wie den Live-Übertragungen im Ski Alpin im Unterschied zu Wissensfragen die Wettbewerbspreise unter allen Teilnehmenden verlost. Also egal, ob jemand mit Ja oder Nein antwortet. Darauf weise SRF die Zuschauenden sowohl im Wettbewerbs-Clip als auch in den Teilnahmebedingungen hin.
Mehrzahl tippt nur eine Antwortmöglichkeit
Bugmann: «Die Gewinner werden nach Zufallsprinzip in einem ordentlichen Ziehungsverfahren mit gleichen Gewinnchancen unter allen regulär per Anruf, SMS und Gratis-Internetformular für Mobiltelefone eingegangenen Teilnahmen, egal ob richtig oder falsch getippt, gezogen.» In der Regel tippe die Mehrzahl der Teilnehmenden auf eine der beiden Antwortmöglichkeiten. Auf diese Weise wurde Roger Föllmi also gezogen und konnte trotz falscher Antwort gewinnen.
verlost.»
Die Frage bleibt bestehen, warum man auf eine Publikumsfrage im SRF überhaupt mit Ja oder Nein antworten soll – wenn am Ende alle Anrufer in den Lostopf kommen. Geht es womöglich am Ende nur darum, so viele Anrufe wie möglich für je 90 Rappen zu generieren?
«Wir hoffen natürlich in jedem Rennen, dass Wendy das Podest schafft und vor allem im Slalom gegen Shiffrin endlich einmal gewinnen kann.»
Roger Föllmi, Oberiberg
«Bei Publikumswettbewerben wie bei den LiveÜbertragungen im Ski Alpin werden im Unterschied zu Wissensfragen die Wettbewerbspreise unter allen Teilnehmenden
Linus Bugmann, Mediensprecher SRF Sport
Fährt eine Schweizerin aufs Podest? Ja oder nein – so lautet die Frage auf SRF. Gewinnen können Ja- und Nein-Sager. Screenshot: SRF