Durch das letzte Netz gefallen
KOMMENTAR
Die wirtschaftliche Sozialhilfe ist das letzte sozialstaatliche Auffangnetz. Wer durch dessen Maschen fällt, droht auch unter die Armutsgrenze zu fallen. Bei 2260 Schwyzerinnen und Schwyzern war dies 2018 knapp nicht der Fall: Sie wurden finanziell unterstützt.
Da die Sozialhilfe sich aber lediglich zur Überbrückung temporärer Notlagen versteht, versiegt dieser Geldfluss irgendwann. Bei einem Drittel der Betroffenen geschieht dies aus erfreulichem Grund, da sich die Erwerbssituation verbessert hat. Bei einem zweiten Drittel wurde die Sozialhilfe durch eine andere Sozialleistung abgelöst, wie zum Beispiel durch eine IV-Rente. Doch beim letzten Drittel endete die Zuständigkeit der involvierten Sozialdienste – meist wegen Wegzug, aber auch, weil der Kontakt zur unterstützten Person abgebrochen ist.
Was mit diesen Menschen passiert, wie es ihnen geht und wie sie sich täglich durchs Leben schlagen, ist nicht bekannt. Aus den Augen ist oft auch aus dem Sinn. Dennoch leben sie irgendwo und irgendwie – als Mensch gewordene Armut. Vielleicht gar in der Nachbarschaft. Dass die Sozialhilfestatistik jeweils in der Adventszeit erscheint, muss so gesehen kein Zufall sein. Das kann als Aufruf verstanden werden, die Augen zu öffnen und zu helfen. Seite 11
VICTOR KÄLIN