Blockbildung und Blockade
KOMMENTAR
Ausschlaggebend für die Wahl von Othmar Reichmuth in den Ständerat war der weitverbreitete Wunsch, die Übervertretung der SVP in Bern zu brechen. Dass die Linke Pirmin Schwander nicht unterstützt, war offensichtlich. Dass sie aber dem CVP-Kandidaten für die Nachwahl gleich ihre eigene SP-Liste widmet, war ein Novum in der neueren Schwyzer Politgeschichte. Flugs hing die rechte Seite Reichmuth das Etikett eines «linken» Kandidaten um. Interessant war das Verhalten der FDP. Die Mutterpartei einigte sich halbherzig auf Stimmfreigabe; die Jungliberalen hingegen warben für Pirmin Schwander. Und so hat die Wahl zweier bürgerlicher Kandidaten –unddassindSchwander und Reichmuth nun einmal – im Kanton Schwyz zu einer Links-Rechts-Blockbildung geführt, wie sie bereits aus dem Kantonsrat bekannt ist.
Ob die Ständeratswahlen 2019 Vorgeschmack der Regierungs- und Kantonsratswahlen 2020 sind, wird sich weisen. Der Kanton wäre jedenfalls gut beraten, sich um eine funktionierende Mitte zu kümmern, statt die Pole zu stärken. Die Erfahrung lehrt, dass links- und rechtsaussen weder Mehrheiten zu holen noch praktikable Lösungen zu finden sind. Doch solche braucht der Kanton, um seine politische Stagnation zu deblockieren.
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VICTOR KÄLIN