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«Die Auszeichnung ist immer wieder Ansporn, die Position zu verteidigen»

«Die Auszeichnung ist immer wieder  Ansporn, die Position zu verteidigen» «Die Auszeichnung ist immer wieder  Ansporn, die Position zu verteidigen»

Peter Hilfiker, der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schwyzer Kantonalbank (SZKB), ordnet die Auszeichnung zur besten Kantonalbank der Schweiz ein und äussert sich zu Negativzinsen, zum Filialnetz und zu den Turbulenzen rund ums Bankpräsidium.

STEFAN GRÜTER

Die SZKB wurde in diesen Tagen vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern zum fünften Mal zur besten Kantonalbank und zur zweitbesten Bank der Schweiz gewählt. Wird das nicht langsam langweilig? Überhaupt nicht. Diese Auszeichnung ist immer wieder Ansporn, die Position zu verteidigen.

Was ist für Sie bedeutungsvoller, der erste Rang unter den Kantonalbanken oder der zweite Platz unter allen Banken? Ganz klar der erste Rang unter den Kantonalbanken. Wir vergleichen uns vor allem mit den anderen Kantonalbanken. Wird es nicht schwierig, sich aufgrund dieser Positionierung Ziele zu stecken? Es sind nicht Ziele, die wir uns ausschliesslich für diese Bewertung stecken, sondern wir setzen unsere Strategie konsequent um, und das führt letztlich dazu, dass wir in den vergangenen Jahren unsere Position verteidigen konnten. Was ist es denn, das für die SZKB zu einer so guten Bewertung führt?

Die Mitarbeitenden der Schwyzer Kantonalbank sind sehr engagiert und kompetent. Sie arbeiten äusserst effizient, was in der Kennzahl Cost-Income-Ratio zum Ausdruck kommt. Wir benötigen nicht einmal die Hälfte unseres Ertrages, um die Kosten decken zu können. Hinzu kommt, dass wir in den letzten zehn Jahren das Eigenkapital auf gut 1,8 Milliarden Franken ausbauen konnten. Damit ist die Bank hervorragend kapitalisiert. Und schliesslich werden wir von der Ratingagentur Standard & Poor’s mit einem AA+ bewertet, was ebenfalls ein Spitzenwert ist.

Hier spielt aber auch die Finanzlage des Kantons mit … Genau, und diese ist ja bekanntlich derzeit auch wieder sehr gut. Der Kanton als Eigentümer profitiert andererseits aber auch vom hervorragenden Zustand der Kantonalbank; in den vergangenen zehn Jahren haben wir 1,2 Milliarden Franken verdient und 440 Millionen Franken – also fast eine halbe Milliarde – dem Kanton abgeliefert. 1,8 Milliarden Franken Eigenkapital, da bräuchten Sie die Staatsgarantie eigentlich gar nicht … Ich bin sehr glücklich mit der Staatsgarantie, das kann durchaus ein Wettbewerbsvorteil, ein Asset, sein. Mit dem hohen Eigenkapital verfolgen wir ganz klar das Ziel, dass niemals ein Steuerfranken für die Geschäftstätigkeit der Schwyzer Kantonalbank benötigt wird. Wie reagiert die Kundschaft auf die IFZ-Auszeichnung? Da und dort gibt es ein Echo, aber kein grosses Jubelgeschrei, das würde auch nicht zu den Schwyzerinnen und Schwyzern passen. Manche freuen sich mit uns und sehen sich in der Wahl ihrer Hausbank bestätigt. Diese Bewertung erleichtert es uns auch, neue Kunden zu akquirieren.

Und was sagen die Mitarbeitenden?

Bei unseren rund 550 Mitarbeitenden stelle ich Freude und Stolz auf diese Auszeichnung fest. Sie sind es denn auch, die diesen Erfolg für sich verbuchen dürfen. Jede und jeder hat seinen Beitrag geleistet, das macht mich persönlich auch stolz auf unser Team. Wenn man immer wieder zu den Besten gehört, besteht da nicht die Gefahr, dass man übermütig wird? Diese Gefahr besteht durchaus. Man darf jedoch nicht ausruhen und muss seine Leistung immer wieder hinterfragen. Die Negativzinsen und die Digitalisierung halten uns wach. Wie wirkt sich diese Auszeichnung auf die SZKB als Arbeitgeberin aus? Ein Blick in die Liste der offenen Stellen bei der SZKB zeigt, dass doch einige Stellen zu besetzen sind. Wir haben die Hoffnung, dass diese Bewertung ein Argument ist, um gute Mitarbeitende anzulocken. Menschen wollen generell bei einem erfolgreichen Arbeitgeber tätig sein. Aber es ist schon so: Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden bleibt schwierig. Welche Bilanz beziehungsweise Zwischenbilanz ziehen Sie zu Ihrem Frauenförderungsprojekt? Stellen sich entsprechende Erfolge ein? Ein gewisser Erfolg ist spürbar. Wir haben uns auf allen Stufen mit gut ausgebildeten Frauen verstärken können, so leitet nun eine Frau unser zentrales Digital-Projekt. Im SZKB-Talentprogramm hatten wir zudem dieses Jahr erstmals mehr Frauen als Männer. Frauenförderung ist eine permanente Aufgabe. Derzeit stellen wir Überlegungen an, um im Rahmen eines Wiedereinsteigerinnen- Programms Frauen zurückzuholen, die fünf oder zehn Jahre pausiert haben. Im Bereich Firmenkunden hat die SZKB zentralisiert. Damit scheinen nicht alle glücklich zu sein … Manche Firmenkunden mussten sich zuerst daran gewöhnen, dass ihre Ansprechpartner nicht mehr in der Filiale vor Ort, sondern in den Gewerbekundenzentren in Pfäffikon oder Küssnacht ansässig sind. Heute ist dies aber fast kein Thema mehr, weil die Kundschaft spürt, dass sie im Gegenzug noch kompetenter beraten wird. In einigen Bereichen also Zentralisierung, auf der anderen Seite ist die SZKB noch immer in praktisch allen Schwyzer Gemeinden vor Ort. In Reichenburg wird gar neu gebaut. Andere Banken dünnen ihr Filialnetz aus. Wieso schwimmt die SZKB hier gegen den Strom? Wir sind unseren 140’000 Kundinnen und Kunden sehr nahe, weshalb ich ein grosser Verfechter unseres dichten Filialnetzes bin. Der erste Kontakt ist meist ein physischer, nicht Schaltertätigkeit im herkömmlichen Sinn, sondern Beratung. Das ist so etwas wie unser Geheimrezept. Die Bevölkerung will eine Bank vor Ort. Da sind Filialschliessungen kein Thema? Nein, es wird keine Filialschliessungen geben.

Die Banken geraten generell zunehmend in die Kritik – Stichwort Negativzinsen. Wie geben Sie Gegensteuer? Die Negativzinsen sind unsere zentrale Herausforderung, denn drei Viertel unserer Erträge erwirtschaften wir im Zinsgeschäft. Aufgrund der tiefen Zinsen ist dies zurzeit ein Überlebenstraining. Wir versuchen, Negativzinsen wenn immer möglich zu vermeiden. Vor allem bei den Sparern ist dies kein Thema. Mit einzelnen Kunden, die sehr viel Geld bei uns deponieren, suchen wir das persönliche Gespräch. Wenn Sie also morgen mit fünf Millionen Franken zu uns kommen, dann werden wir mit Ihnen das Gespräch suchen. Und was empfehlen Sie dann – das Geld unter die Matratze zu legen? Die Matratze ist wohl der schlechteste Ort, aber es hat einzelne Kunden gegeben, die Bargeld im Schliessfach eingelagert haben. Wir empfehlen beispielsweise Anlagen in Fonds. Diese werfen Ertrag ab, und das Risiko ist überschaubar. Aber wir schauen jeden Kunden einzeln an und suchen mit ihm zusammen die Lösung, die ihm am besten dient.

Aber es ist ja schon so, dass der einfache Sparer keinen Zins mehr erhält, dafür Gebühren sein Konto belasten. Die Gebühren sind der Preis für die Dienstleistungen, welche die Bank und ihre Mitarbeitenden erbringen. Sie vermögen den Ausfall im Zinsgeschäft bei Weitem nicht zu decken. Die SZKB ist Marktleaderin im Kanton Schwyz. Im Spätsommer tauchte ein Inserat auf, in dem die SZKB St. Galler Kundinnen und Kunden anwarb. Mit Erfolg? Will die SZKB eine nationale Bank werden? Wir haben in diesem Jahr eine neue Strategie erarbeitet. Darin hat uns der Bankrat beauftragt, unsere Fühler auch über den Kanton Schwyz hinaus auszustrecken. Ein Instrument ist die E-Hypothek, die von überall her beantragt werden kann. Zudem werden wir in interessanten Gebieten aktiv. Andere Kantonalbanken machen auch nicht vor der Schwyzer Kantonsgrenze Halt. Ich darf sagen, dass wir recht erfolgreich unterwegs sind. Wir sind bei Neukunden, die ihren Sitz nicht im Kanton Schwyz haben, aber restriktiver als bei Kunden im Kanton Schwyz. Eine Ungleichbehandlung also?

Das ist ein klarer risikopolitischer Entscheid. Bei der Vergabe von Hypotheken sind wir im Kanton Schwyz bei der Beurteilung der Tragbarkeit da und dort etwas grosszügiger. Die Vorgaben der Finanzaufsicht Finma gehen von einer Verzinsung von fünf Prozent aus, auch wenn heute Festhypotheken mit einem Zinssatz von einem Prozent erhältlich sind. Da ist es unsere Aufgabe, genau hinzuschauen und die Tragbarkeit jedes einzelnen Schuldners zu prüfen. Die Turbulenzen um den Bankratspräsidenten Kuno Kennel und letztlich dessen Rücktritt hat die SZKB diesen Spätsommer in die Schlagzeilen gebracht. Hat die Bank dadurch Schaden erlitten? Vonseiten der Kundschaft haben wir kaum negatives Echo erhalten, die Seriosität der Bank als solche wird nicht bezweifelt. Allerdings besteht ab und zu Erklärungsbedarf. Die Turbulenzen, wie Sie sie nennen, haben das operative Geschäft der Bank nicht betroffen. Jetzt geht es darum, einen neuen Bankpräsidenten oder eine Bankpräsidentin zu finden? Ja, es dürfte durchaus eine Frau sein. Ich selbst habe aber keinerlei Einfluss auf die Wahl. Für mich ist die direkte Zusammenarbeit entscheidend. Wie ist der Geschäftsgang der SZKB im laufenden Jahr? Wir sind gut unterwegs. So wie es jetzt aussieht, im Rahmen des Vorjahres, und das Jahr 2018 war immerhin das viertbeste in der Geschichte der SZKB. Und die Aussichten fürs 2020?

Die Vorzeichen sind gut, aber wie gesagt, die Negativzinsen machen uns zu schaffen. Sie werden in knapp eineinhalb Jahren 65 Jahre alt. Da rückt der Ruhestand näher … Das ist tatsächlich so. Ich beabsichtige, bis zur Erreichung des Rentenalters im März 2021 CEO der Schwyzer Kantonalbank zu bleiben. Auch nachher, als Rentner, werde ich im Kanton Schwyz wohnhaft bleiben, denn hier fühle ich mich sehr wohl.

Peter Hilfiker

Geburtsdatum: 1. März 1956 Wohnort: Brunnen Zivilstand: geschieden, zwei erwachsene Söhne Beruf: Jurist, seit 2011 CEO der Schwyzer Kantonalbank Hobbys: Fliegerei, Kultur Stärken: Führungsqualitäten, Durchsetzungsvermögen, strategischer Horizont, emotional stabil Schwäche: Pflege der Details, etwas ungeduldig

Peter Hilfiker: «Mit der Strategie 2019–2022 streckt die SZKB ihre Fühler auch über den Kanton Schwyz hinaus.» Foto: Stefan Grüter

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