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Wunderschöne Musik am Sonntagabend

Wunderschöne Musik  am Sonntagabend Wunderschöne Musik  am Sonntagabend

Das passte stimmungsmässig: Exakt zum Winterbeginn lud der Orchesterverein Einsiedeln zum Konzert. Durch den eindunkelnden Tag in den Grossen Saal, wo einen Musik voller Gegensätze empfing – ein schöner Sonntagsabschluss.

PAUL JUD

Erfreulich viele Leute folgten der Einladung zum Konzert an diesem nasskalten Sonntagabend. Und man musste überzeugt sein, an etwas Schönem teilzuhaben. Es wäre so ein Abend zu gemütlichem Kaffeetrinken zu Hause gewesen. Aber eines vorneweg: Alle Besucher erlebten schöne Musikmomente voller Farbe und Kontraste. Abwechselnd klassisch und modern, das war ein Wechselbad, das man sich gerne gefallen liess.

Düstere «Trauermusik» von Hindemith Das «Concerto a cinque» des Venezianers Tomaso Albinoni war ein guter Beginn. Das Stück passte ausgezeichnet in den Saal. Nur das Licht war für diese Musik zu hell. Ein paar Kerzenständer hätten da besser gepasst. Das Adagio nach dem einleitenden Allegro kam schön getragen daher und füllte Raum und lauschende Ohren. Verzückt schloss man die Augen – und lauschen, lauschen. Mit dem abschliessenden Allegro erwachte man aus einem schönen Traum.

Nun erfolgte ein abrupter Stilwechsel. Die «Trauermusik für Bratsche und Streichorchester» des Hanauers Paul Hindemith kam düster, bedrückend rüber, eben Trauer. Dass aber Trauer so verzweifelt klingen kann, weiss wohl nur der, der schon echte Trauer erlebt hat. Die Bratsche, wunderbar bespielt von Lorenz Küchler, kam so jammernd, so hilfesuchend, vermittelte meisterhaft wiedergegebene Hoffnungslosigkeit. Giacomo Pucini, der Italiener, setzte nachdenkliche, klare Akzente, die durch das Orchester und seine Dirigentin gut zur Geltung kamen. Das war fliessende, körperreiche Musik in ziemlichem Kontrast zum Vorhergehenden.

Nordische Kälte zum Abschluss Die «Sinfonia D-Dur» des Litauers Johan Daniel Berliner forderte mit zwei Klarinetten einen Bläser- Zusatz im Orchester. Und sie setzten Farbtupfer, ja, das Andante prägten sie als Solisten. Sie waren im Streicher-Ensemble aber keine «Fremden», nein, sie verbreiteten Wärme, waren das Tüpfelchen auf dem «i».

Und dann kam zum Konzertabschluss der eigentliche Höhepunkt, die «Suite für Violine, Viola und Streichorchester» des aus Göteborg stammenden Kurt Atterberg. Die beiden Solisten, Meinrad und Lorenz, beherrschten ihren Part mit stupender Leichtigkeit. Das Stück strömte nordische Kälte aus, liess einen gedanklich frieren, ja, einfrieren. Ein Schelm, wer da an eine schwedische Gegenoffensive zur Klimakatastrophe dachte. Das Orchester war eine wirkungsvolle Stütze, verstärkte dieses nordische Gefühlsmoment.

Natürlich kam das Orchester nicht um eine Zugabe herum. Sie liessen den Abend kalt ausklingen, intonierten noch einmal das Adagio Atterbergs.

Und das Fazit dieses Klangerlebnisses? Ein Lob der sehr genau führenden Dirigentin Lucia Canonica. Sie hatte ihr Orchester jederzeit «im Griff». Orchester und Solisten bescherten den Zuhörern einen eindrücklichen Konzertabend.

Dirigentin Lucia Canonica führte das Orchester sehr genau und sorgte so mit den Musikern des Orchestervereins Einsiedeln für ein tolles Klangerlebnis.

Foto: Franz Kälin

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