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Sand oder Mörtel – das ist die Frage

Sand oder Mörtel – das ist die Frage Sand oder Mörtel – das ist die Frage

Passanten rund um den Klosterplatz geben ihre Meinung zur künftigen Pflästerung und zum momentanen Prozedere ab

Die Verantwortlichen sind sich noch nicht einig, wie der «Platz im Platz» vor dem Kloster gepflästert werden soll. Mit Sand oder mit Mörtelverfugung? Wie würden Passanten und Klosterbesucher entscheiden? Eine nicht repräsentative, aber durchaus vielsagende Umfrage.

WOLFGANG HOLZ

Was für ein Pflaster wird Einsiedeln? Mit sandiger Patina oder zubetoniert? Diese Frage zur künftigen Pflästerung scheint inzwischen schon fast philosophische Züge anzunehmen – zieht man in Betracht, mit wie vielen Argumenten und Bedenken die Befürworter und Gegner der jeweiligen Variante sich überhäufen und diese quasi zu monolithischen Weltanschauungen erheben. Was denken eigentlich Besucher des Klosters, die täglich über das Pflaster gehen, zum Streit der Steine?

Manche bleiben anonym

Unsere Zeitung sprach Passanten rund um den Klosterplatz zu diesem Thema an. Nicht alle Befragten wollten sich äussern – manche trauten sich leider nur anonym.

Dabei hörte sich der eine oder andere schon ziemlich genervt an: «Es spielt für mich keine Rolle mehr, für welche Pflästerung sich die Verantwortlichen schliesslich entscheiden, solange es nicht blanker Asphalt ist – es wird nur höchste Zeit, dass dieses Theater vor dem Welttheater endlich ein Ende hat, und der Platz fertig gebaut wird», sagt ein pensionierter Einsiedler, dem es aufgrund seiner früheren beruflichen Beziehungen nicht möglich sei, seinen Namen zu nennen.

Keine Probleme hat damit dagegen Nikolaus Bürgi aus Biberbrugg.

«Folgekosten nicht so hoch»

Während seine Frau gerade beim Zahnarzt in Einsiedeln in Behandlung ist, spaziert er ums Kloster. «Ich finde, man sollte sich für die gemörtelte Variante der Pflästerung entscheiden », ist er überzeugt. «Wenn man den Klosterplatz schon neu macht, was ja viel kostet, sollte man diese Variante wählen – weil es schöner aussieht, und auch die Folgekosten nicht so hoch sind.» Dass die Frage zur Pflästerung überhaupt noch im Raum steht, kann er nicht verstehen: «Da hätte man sich doch auch im Vorfeld einig werden können. » Sand oder Mörtel? Für Karin Zehnder aus Einsiedeln ist die Sache ebenfalls sofort klar. Sie zeigt sofort auf den hellen, gemörtelten Teststreifen vor dem Kloster: «Die gemörtelte Variante ist viel besser. Sie ist nicht so rutschig und nicht so holperig zum Gehen», sagt sie. Vor allem Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollatoren, aber auch Mütter mit Kinderwagen würden es leichter haben bei der glatten Pflästerung. «Auch ich musste mich beim Musizieren während der Engelweiheprozession schon konzentrieren, um auf dem jetzigen Pflaster vor dem Kloster nicht ins Stolpern zu geraten. » Tatsächlich. Eine junge Mutter müht sich regelrecht mit ihrem Kinderwagen ab, indem sie ihn über das holperige Pflaster hinauf zur Klosterkirche schiebt.

Zigarettenstummel Einem rüstigen Rentner aus Nidwalden, der mit seiner Gattin das Kloster besucht, gehen derweil ganz andere Gedanken durch den Kopf. «Schon zum Reinigen des Pflasters ist die Mörtelvariante die viel bessere – auf den Pflastersteinen hier bleiben ja die Zigarettenstummel liegen », sagt er und zeigt auf den Abfall auf dem Boden. Allerdings könnte bei einer Pflästerung mit Sandverfugung das Wasser besser versickern. Seinen Namen will er nicht sagen: «Ich habe mir privat meine Gedanken gemacht », sagt er und lächelt freundlich.

«Für die Frauen, die Absätze tragen, ist die harte, gemörtelte Pflastervariante ganz klar besser », meint die in Moskau geborene Victoria Ventura. Sie wohnt in Zürich und kommt oft nach Einsiedeln, um das Kloster zu besuchen.

Aber der glatten Variante fehlt doch später die historische Patina der gesandeten Variante, die schon seit 300 Jahren das Denkmal des Kloster auf den Wegen umgibt. «Das Kloster ist nicht in erster Linie ein Denkmal, sondern eine Kirche für die Leute und Pilger, welche die Kirche besuchen wollen. Deshalb sollte man die Pflästerung auch so wählen, dass das Kloster für die Besucher am leichtesten zugänglich ist.» Auch müsste man heutzutage an die vielen Rollstuhlfahrer denken. «So viele hat es vor 300 Jahren nicht gegeben. » Victoria Ventura stört inzwischen überhaupt die ganze «Bauerei» ums Kloster. «Das ist nicht gut fürs Image des Wallfahrtsorts. » An Rollstuhlfahrer denken

Sand oder Mörtel? Auch Annamarie Kälin aus Einsiedeln spricht sich im Grunde klar für die harte Art der Verfugung der zukünftigen Pflästerung auf dem Klosterplatz aus. «Davon profitieren Rollstuhlfahrer, aber auch alle anderen Gehbehinderten – weil es dann nicht mehr so holperig ist, und man dann auch nicht mehr so leicht umkippen kann.» Wenn es allerdings garantiert sei, dass es bei einer Sandverfugung genügend ebene Bahnen für Rollstuhlfahrer gebe, könnte sie sich auch mit dieser Variante anfreunden.

Öffentliches Hickhack

Was sie aber wirklich ärgert, ist das öffentliche Hickhack um die Klosterplatzpflästerung. «Diese Entscheidung hätte man wirklich vorher fällen können.» Dass jetzt zuerst ein Provisorium auf dem Platz im Platz gebaut werde, findet sie nicht in Ordnung: «So geht man mit unseren Steuergeldern um, obwohl sonst immer gespart wird. Wir als Familie haben auch nicht viel Geld und müssen uns stets überlegen, was wir uns leisten können und was nicht.» In diesem Punkt stimmt ihr Barbara Tanner aus Einsiedeln zu. Sie sitzt gerade auf einer Bank vor dem Kloster und ruht sich mit ihrer Tochter aus. «Dass mit dem Provisorium zusätzliches Geld ausgegeben wird, ist peinlich.» Sie habe Bekannte im Aargau, die würden sich schon lustig machen wegen des Einsiedler Theaters um die Klosterplatzpflästerung. «Da hätte man sich halt vorher besser abstimmen müssen. » Wenn es um die konkrete Frage geht, was für ein Pflaster Einsiedeln künftig sein wird, findet die junge Mutter eigentlich die historische Sandvariante «schöner». «Doch schon rein kinderwagentechnisch spricht eben viel für die Mörtel-Variante.»

Karin Zehnder aus Einsiedeln.

Noch im Nebel der Entscheidung: Auf dem Klosterplatz wird gerade der provisorische Belag aufgebracht – da die Verantwortlichen sich auf eine finale Pflästerung noch nicht einigen konnten.

Fotos: Wolfgang Holz

Nikolaus Bürgi aus Biberbrugg.

Victoria Ventura aus Zürich.

«Es wird höchste Zeit, dass dieses Theater vor dem Welttheater endlich ein Ende hat.»

Pensionierter Einsiedler

«Wenn man den Klosterplatz schon neu macht, sollte man die Mörtel-Variante wählen – weil es schöner aussieht.»

Nikolaus Bürgi, Biberbrugg

«Die gemörtelte Variante ist viel besser. Sie ist nicht so rutschig und holperig zum Gehen.»

Karin Zehnder, Einsiedeln

«Schon zum Reinigen des Pflasters ist die Mörtelvariante die viel bessere.»

Nidwaldner Rentner

«Das Kloster ist nicht in erster Linie ein Denkmal, sondern eine Kirche für die Leute und Pilger, welche die Kirche besuchen wollen.»

Victoria Ventura, Zürich

«So geht man mit unseren Steuergeldern um.»

Annamarie Kälin, Einsiedeln

«Dass mit dem Provisorium zusätzliches Geld ausgegeben wird, ist peinlich.»

Barbara Tanner, Einsiedeln

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