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«Das Gröbste war Schneefall mit einer eisigen Bise»

«Das Gröbste war Schneefall  mit einer eisigen Bise» «Das Gröbste war Schneefall  mit einer eisigen Bise»

Zum 43. Mal nimmt Sepp Lagler heute Freitag am historischen Morgartenschiessen teil. Selbst für den Routinier noch immer ein spezieller Anlass.

VICTOR KÄLIN

Haben Sie am 15. November auch schon ’mal über das Wetter geflucht, als Sie mit der Pistole in der Hand die Scheibe kaum sahen und so richtig «verhudlet» wurden? Geflucht nicht, aber gehadert. Man wünscht sich immer bessere Verhältnisse. Liegt allerdings Schnee, sieht man die Scheiben besser, da die Kontraste grösser sind. Das Gröbste, was ich in all den Jahren erlebt habe, war starker Schneefall mit einer eisigen Bise von der Seite … Und wir stehen jeweils völlig ungeschützt da. Umso wichtiger ist die richtige Kleidung. Mehr als 1500 Pistolenschützen haben sich für die Ausgabe 2019 angemeldet! Was macht die Faszination dieses Schiessens aus?

Es ist die Geschichte, die hinter diesem Anlass steht. 1315 fand hier eine bedeutende Schlacht statt. Daran erinnert nicht nur das Schiessen, sondern auch die Gedenkfeier, an der viele Gäste aus Politik und Militär teilnehmen. Das wird noch richtig zelebriert. In der Schoren steht auf einer Wiese ein improvisierter Schiessstand bereit. Ist das Morgartenschiessen ein schwieriges Schiessen? Ein herausforderndes. Als Schütze steht man in unebenem Gelände mit einer wackligen Ladekante vor sich. Es gibt keinen Schutz vor Wind, Regen, Schnee oder Sonne. Auch die Pistole könnte eine Herausforderung sein: Zugelassen sind nämlich nur Armeepistolen, die für Wettkämpfe meistens benutzten Sportpistolen hingegen nicht. Sie sind ein routinierter Schütze. Was ist Ihr Bestresultat?

Ich hatte das Glück, dieses Schiessen schon zweimal gewinnen zu können. 1989 ein erstes Mal (nimmt den Einsiedler Anzeiger vom November 1989 hervor). Meine 58 von maximal 60 Punkten waren ein Glanzresultat. So etwas kann man nicht jeden Tag erzielen. Zumal wir damals noch einhändig schossen. 2000 gab es für mich einen Exaequo- Sieg. Um vorne mithalten zu können, braucht es regelmässiges Training, eine gute körperliche Verfassung, ein klares Auge, hohe Konzentrationsfähigkeit … Man muss sich in einen Tunnel hineindenken können. Was ist für Sie der Morgartenanlass: eher ein Wettkampf oder eher eine Erinnerungsveranstaltung?

Für einen Schützen kommt zuerst der Wettkampf. Doch die Schlachtfeier gehört zwingend dazu. Sie erinnert daran, was unsere Vorfahren geleistet, wofür sie gekämpft haben. In unserer Zeit fällt das Erinnern ja etwas ausser Mode. Dass wir heute aber in Freiheit leben können, ist nicht einfach geschenkt, auch wenn es für spätere Generationen so aussehen mag. Der Pistolenschützenverein Einsiedeln reist mit einem Dutzend Mitglieder an. Unternimmt man da etwas gemeinsam? Wir essen gemeinsam, besuchen miteinander die Feier und schiessen gemeinsam. Je nach Resultat wird anschliessend mehr analysiert – oder dann mehr gefestet. Gegenüber früheren Jahren nehmen wir es aber etwas ruhiger.

Es kommen Schützen von Lugano bis Basel und von Genf bis St. Gallen. Spürt man diese Vielfalt? Ja, das spürt man. Da kommt ein bodenständiges Volk zusammen. Das Fest ist entsprechend friedlich. Ein kameradschaftliches Zusammentreffen. Und auf was freuen Sie sich am meisten? Auf den Wettkampf an sich. Und auf das «Höcklen und Plaudern». Foto: Victor Kälin

Sepp Lagler

Jahrgang: 1951 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Pensionierter Polizist Hobbys: Sport allgemein, Pistolenschiessen, Skifahren, Schwyzerörgeli

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