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Die «Alten» sind heute modern

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100 Jahre: Pro Senectute schaut zum grossen Geburtstag lieber vorwärts als zurück

Noch im Kriegsjahr 1917 ist die Pro Senectute Schweiz gegründet worden. Ihre Aufgaben haben nichts an ihrer Bedeutung eingebüsst.

JOSIAS CLAVADETSCHER

Entstanden ist die Pro Senectute Schweiz in der Wirtschaftskrise und aus der Not heraus, die Armut, Einsamkeit und fehlende Hilfe bedeutet hat. Zwei Jahre später ist die Pro Senectute Schwyz entstanden. Sie steht also in ihrem Jubiläumsjahr, das im Mai mit einer speziell gestalteten Jahresversammlung, im September mit einer Sternwanderung und jetzt mit einer abschliessenden Informationsveranstaltung und Theater in Goldau begangen worden ist. Die Babyboomer werden jetzt Senioren Auffallend ist, dass das 100-jährige Geburtstagskind keine grosse Rückschau macht und gemacht hat. Die Geschichte wurde nur am Rande gestreift. Die Pro Senectute schaut lieber vorwärts. «Wir sind jetzt zwar selber alt geworden, gehören aber nicht zum alten Eisen», betonte Kantonalpräsident Kurt Zibung. Man wolle vorwärtsschauen, denn die Pro Senectute stehe wiederum in einer schwierigen Phase.

Das einstige Modell werde momentan durch den demografischen Wandel überrollt. Die Zahl der über 80-Jährigen werde sich in den nächsten Jahren verdoppeln, die Babyboomer sind im Pensionsalter angekommen. Auch sei die Drei-Generationen- Gesellschaft schon längst Tatsache geworden. Die Tätigkeit der Pro Senectute hat sich darum immer mehr verlagert. Im Mittelpunkt stehen heute Beratung und Hilfe, um möglichst lang selbstständig und unabhängig bleiben und fit am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Man ist nie zu alt für etwas

Zu dieser Ausrichtung auf dem Weg ins zweite Jahrhundert passte das dreigeteilte Referat der Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello. Untermauert mit empirischen Daten, räumte sie mit einigen Vorurteilen oder falschen Annahmen auf. Etwa, dass das Wissen und die Gedächtnisleistung generell im Alter abnehmen. Viel mehr entwickle sich dies in allen Altersstufen «sehr unterschiedlich ».

Auch habe man festgestellt, dass weniger die Gene und die physische Gesundheit darauf Einfluss haben, sondern eher der Lebensstil, die Bildung, die jeweilige Persönlichkeit und die soziale und finanzielle Lage. Darum sei lebenslanges Lernen enorm wichtig. Man müsse «dranbleiben». Die Aussage nach einem 70. Geburtstag, dass dies oder jenes nichts mehr für einen sei, das sei völlig falsch. Sich interessieren, Hobbys und Aktivitäten würden auch einen Demenzbeginn hinauszögern.

Andere Studien wiederum haben belegt, dass im Alter das Glück und Wohlbefinden zunehmen, der Stress abnimmt. Der Grund: Man habe in diesem Alter «die Lektion des Lebens gelernt und verstanden» und meist auch einen anderen Lebenssinn gefunden. Wenn der Roboter durchdreht?

Die durchaus anspruchsvollen Referate von Perrig-Chiello wurden bunt aufgelockert durch Auftritte der Theatergruppe Colori. Sie führte in mehreren Sketches vor, wie die Altersbetreuung sich entwickeln könnte oder entwickeln wird. Etwa indem programmierte Roboter die Arbeit übernehmen und dabei auch mal die Kontrolle über diesen Roboter aus dem Ruder laufen kann. Oder dann machte sich das fünfköpfige Ensemble über den profitorientierten Wellness-, Botoxund Anti-Aging-Wahnsinn lustig.

Anstossen auf den 100. Geburtstag (von links): Geschäftsführerin Edith Dürst Odermatt, Referentin und Professorin Pasqualina Perrig-Chiello und Kantonalpräsident Kurt Zibung. Foto: Josias Clavadetscher

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