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Begeisternde Ausstellung im Forum Schwyz

Begeisternde Ausstellung im Forum Schwyz Begeisternde Ausstellung im Forum Schwyz

Es passte vom genialen Musiker über die unterschiedlichen Redner bis hin zur Tischdekoration und dem aufs Thema abgestimmten Apéro alles perfekt an der Vernissage der Ausstellung «Joggeli, Pitschi, Globi … Beliebte Schweizer Bilderbücher» am Samstag in Schwyz.

MARLIES MATHIS

Vorwitzig und frech guckt Kätzchen Pitschi als Blickfang aus dem gelben Bilderbuch auf dem grossen Plakat zur neuen Ausstellung im Forum Schweizer Geschichte Schwyz hervor, und schon sind die Neugier beim Betrachter und ebenso die Erinnerung an dieses Bilderbuch und damit an die eigene Kindheit geweckt. Aber auch die Begriffe «Joggeli» und «Globi» rufen sofort Bilder wach und lassen einen unwillkürlich in die bezaubernde Welt dieser Klassiker entführen.

Zumal auf den Tischen im Zelt auf der Hofmatt in Schwyz süsse Birnen die Geschichte von «Joggeli wott go Birli schüttle» noch verstärken und dem Berner Musiker, respektive Troubadour Bruno Bieri mit seinen gesungenen und gesprochenen Worten, begleitet auf seinem faszinierenden Instrument «Hang», ein unwiderstehlicher Einstieg in die Vernissage gelingt. Ebenso schafft er mit Tönen, Melodien und Liedern mit und ohne Worte den Bezug zu jedem Redner und jeder Rednerin, ja stiehlt diesen mit seinen kurzen und prägnanten, musikalisch erzählenden Sequenzen als roter Faden fast etwas die Show. Das interessierte, grösstenteils «mittelalterliche » und ältere Publikum mit vereinzelten Kindern oder Enkeln, welches das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt hat, verdankt seine Auftritte mit begeisterndem Applaus, und es macht sich eine wohltuende Atmosphäre breit und verleiht diesem Anlass einen eigentlichen Charme.

Ein echtes Kulturgut

So ist es denn auch ein Leichtes für alle, die etwas zu «Joggeli, Pitschi, Globi … Beliebte Schweizer Bilderbücher» zu sagen haben, die Besucher mit ihren Ausführungen in ihren Bann zu ziehen und sie zu motivieren, anschliessend gleich in die Ausstellung einzutauchen.

Für Andreas Spillmann, den Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, ist es klar, dass Bilderbücher, die doch zu jeder Kindheit gehören, noch lange nicht von digitalen Medien verdrängt werden, und gerade diese Ausstellungsform Familien mit kleinen und grossen Kindern ansprechen wird.

Hans ten Doornkaat,der Gastkurator, Lektor, Publizist, Dozent und damit wohl ohne Übertreibung profundester Kenner dieser Materie, nimmt die Anwesenden mit in die um 1900 lancierte Entstehungsgeschichte der Schweizer Bilderbücher und den unglaublich erfolgreichen, kontinuierlichen Einzug dieser «Longseller » in jede Familie. Sofern man sich dazumal diese sich bildlich wie textlich ergänzenden farbigen Kunstwerke überhaupt leisten konnte. Da nutzten in der krisengeprägten Zwischenkriegszeit Werbeabteilungen von grossen Firmen diese Situation, und so entstand beispielsweise 1932 zum 25-Jahr-Jubiläum des Warenhauses Globus die heute noch jedem Schweizer Kind bekannte und beliebte Werbefigur Globi.

Aus ihrer eigenen Kindheit und den ersten, aber sehr prägenden (Bilder-) Bucherfahrungen erzählt die in Portugal geborene und in der Schweiz aufgewachsene Kinderbuchautorin Katja Alves mit viel Herzblut. Bücher können Kinder fesseln, ihnen Chancen bieten, aber auch Freude oder Trost vermitteln und vor allem Begleiter fürs Leben sein.

Einmal Schellenursli sein

Konkret um die Ausstellung und ihre Trouvaillen geht es zum Schluss dieser Vernissage bei der Ausstellungskuratorin Anna Wälli. Da ist beispielsweise das Originalbuch «Die sieben Raben» von Felix Hoffmann, das er, inspiriert von den Grimm Märchen, ursprünglich für seine Kinder illustriert hat.

Die generationenübergreifenden und berührenden Motive sind aber nicht nur in Vitrinen sichtbar, sondern mit Accessoires und Wandmalereien richtiggehend in die zwei Räume im Untergeschoss übersetzt worden, und die teilweise übergrossen Dekorationsbauten machen die Ausstellung zu einem eigentlichen Bijou fürs Auge und fürs Gemüt. Und für die Kinder wird sie geradezu zu einem kleinen Paradies. Da kann man wie Joggeli Birnen vom Baum schütteln, sich im schmucken Engadinerhaus als Schellenursli verkleiden, sich im Postauto als hupender Chauffeur wie Globi fühlen oder sich mit Wonne ins riesige Federbett von Pitschi legen und ganz einfach hörend oder lesend und Bilder anschauend Geschichten noch und noch geniessen.

Sich einmal wie Schellenursli fühlen, ermöglicht das schmucke Engadinerhaus, in welchem sich die kleinen Ausstellungsbesucher nach Herzenslust verkleiden können. Foto: Marlies Mathis

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