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«Wir Frauen ziehen alle am gleichen Strick»

«Wir Frauen ziehen alle  am gleichen Strick» «Wir Frauen ziehen alle  am gleichen Strick»

Heute findet um 19.30 Uhr, im Gemeindesaal des Alten Schulhauses, in Einsiedeln, eine Kriminacht mit Silvia Götschi statt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Frauenvereine organisieren diese einen Anlass gemeinsam.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wird der Gemeindesaal heute Abend aus allen Nähten platzen?

Das hoffe ich doch sehr, auch wenn just heute Abend auch noch das Frauenkino über die Bühne geht. Ich rechne mit sechzig bis hundert Besuchern. Das würde ausreichen, auf dass wir die Kosten decken könnten. Immerhin gibt es tausend Mitglieder in Ihren Vereinen. Wieso haben Sie einen solchen Zulauf?

Frauenvereine boomen seit jeher in unserer Region. Allerdings gibt es auch bei uns Vereine, die unter Mitgliederschwund leiden. Abgesehen davon sind von den tausend Frauen längst nicht alle Aktivmitglieder. Wie kommen Sie dazu, diese Kriminacht im Klosterdorf gemeinsam durchzuführen? Damit lässt sich der Eintrittspreis der Veranstaltung senken. Es macht Sinn, die Kosten untereinander aufzuteilen. Das wollen wir zukünftig auch bei Kursen so handhaben, die zu teuer wären für einen einzelnen Verein. Ziehen die Frauen eher als die Männer am gleichen Strick? In der Tat ist das so (lacht)! Gut möglich, dass die Solidarität unter den Frauen hierbei eine Rolle spielt. Männervereine gibt es in diesem Sinne gar nicht. Ist es möglich, dass die Vereine in Gross, Trachslau, Willerzell, Egg und Einsiedeln dereinst fusionieren werden? Geplant ist, dass wir gewisse Anlässe miteinander organisieren und durchführen wollen.

Liest Silvia Götschi heute Abend auch aus ihrem Kriminalroman «Einsiedeln» vor? Dieser Roman steht sogar vollends im Zentrum der Kriminacht. Das ist toll, denn alle kennen ja die Kronenstrasse und das Klosterdorf. Das weckt das Interesse der Besucher erst recht. In diesem Buch taucht eine Frauenleiche im Sihlsee auf. Kam derlei jemals vor hier? Ich glaube nicht. Einsiedeln ist vor grossen Verbrechen eher verschont geblieben. Die Autorin thematisiert den Sihlsee vielmehr, um Lokalkolorit zu streuen.

Krimis boomen ungemein. Wieso lassen Mord und Totschlag das Herz höher schlagen? Ich glaube, weibliche Leser interessiert mehr die Unterhaltung, die Krimis bieten, als das eigentliche Verbrechen. Ich selber sehe heutzutage noch immer am liebsten «Columbo» mit Peter Falk: Dieser bietet einfach gute unterhaltsame Geschichten und zeigt kaum je die Tat an sich.

Sehnt sich der Mensch nach einem Blutbad, weil die Kriminalität aus unserem Leben schwindet?

Tatsächlich nimmt die Zahl der Taten im Vergleich zu früher laufend ab. Vielleicht liest der Mensch Krimis, weil sie just so ausserhalb unserer Realität stehen. Wieso greifen Frauen viel seltener zum Messer als Männer? Die Frauen sind vom Wesen her schon ziemlich anders als Männer. Die meisten Frauen sind Mütter und sehen in jedem Menschen zuerst einmal ein Wesen, das es zu schützen gilt.

Im neuen Roman von Götschi verwischt die Grenze zwischen Fiktion und Realität. Leben wir bereits in einer Cyber-Welt? Die Kinder, die in der heutigen Zeit aufwachsen, sind bereits komplett verwoben mit neuen Medien und Smartphones. Die Digitalisierung wird uns alle betreffen, weil durch sie Arbeitsstellen verloren gehen werden. Foto: Magnus Leibundgut

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