Bezirksrat bringt Wahl des Landschreibers wieder aufs Tapet
Erst einen Monat zurück liegt das Urnen-Nein zur Wahl des Landschreibers. Doch der Bezirksrat will bereits im Februar nochmals darüber abstimmen lassen. Er hat seine Gründe.
VICTOR KÄLIN
Mit deutlichen 56 Prozent Nein-Stimmen hat der Einsiedler Souverän am 22. September dieses Jahres Nein gesagt zur neuen Bezirksordnung (75/19). Damit hat er auch der Absicht des Bezirksrats eine Abfuhr erteilt, den Landschreiber in Zukunft selbst bestimmen und einstellen zu können. Bei einem Ja zur Bezirksordnung hätte es für den Landschreiber keine Volkswahl mehr gegeben.
An seiner Sitzung vom 16. Oktober hat der Bezirksrat jedoch entschieden, die Stimmbürger erneut zur Landschreiberwahl zu befragen. Die Abstimmung darüber findet bereits am 9. Februar 2020 statt. Alle Ortsparteien stimmten dem Systemwechsel zu Keine fünf Monate nach der ersten Abstimmung dasselbe Anliegen nochmals zur Abstimmung zu bringen, gilt gemeinhin als Sakrileg. «Ich sehe es nicht als Zwängerei », rechtfertigt Bezirksammann Franz Pirker das Vorgehen des Bezirksrates. Ausschlaggebend sind für ihn zwei Gründe.
Der Bezirksrat interpretiert das Nein zur Bezirksordnung in erster Linie als Nein zum Personal- und Besoldungsreglement, und weniger als Nein zur Wahlkompetenz für den Landschreiber. «In dieser Frage spürten wir keine Fundamental-Opposition », erläutert Pirker. Gestärkt fühlt sich der Bezirksrat auch durch die Vernehmlassung bei den Ortsparteien: Keine einzige hat sich damals gegen den Systemwechsel beim Landschreiber ausgesprochen. Im Februar abgestimmt wird nicht über die Bezirksordnung, sondern lediglich über den Systemwechsel bei der Landschreiber-Wahl.
Peter Eberle tritt nicht mehr an
Den zweiten, fast noch dringlicheren Grund für eine rasche Klärung dieser Frage liefert Landschreiber Peter Eberle. «Für die nächsten Wahlen stehe ich nicht mehr zu Verfügung», gab er am letzten Dienstag gegenüber unserer Zeitung bekannt. Sodann läuft seine Amtszeit am 30. Juni 2020 aus. Den Entscheid hätte er unabhängig der offenen Wahlfrage gefällt.
«Im nächsten Sommer werde ich 63 Jahre alt. Zwölf davon war ich Landschreiber. Es stimmt so für mich.» Es sei ein spannendes, aber auch intensives Amt, das er immer gerne ausgeführt habe. «Privat musste ich aber zurückstehen», sagt Eberle. «Ich freue mich, wieder mehr freie Zeit zu haben.» Ob er danach wieder beruflich tätig sein wird, weiss er heute noch nicht.
Bezirksrat will «beste Voraussetzungen schaffen» Bezirksammann Franz Pirker bedauert den angekündigten Abgang auf «fachlicher und menschlicher Ebene». Er lobt die «ausserordentlich gute Zusammenarbeit », teilen doch er und Eberle zwölf Jahre im Rat und im Büro. Einige Bezirksräte sind gekommen und gegangen, doch Peter Eberle sei «immer die verlässliche Konstante» gewesen. «Da fällt», so Pirker, «eine extreme Erfahrung weg.» Umso mehr Gewicht misst der Bezirksrat den besten Voraussetzungen für eine Wahl von Eberles Nachfolger bei. «Eine Volkswahl», so Pirker, «kann sich bei der Rekrutierung geeigneter Kandidaten als sehr hinderlich erweisen.» Potenzielle Kandidaten mit fester Anstellung müssen sich zum Beispiel ihrem Arbeitgeber offenbaren – und im Falle einer Nichtwahl hoffen, beim bisherigen Arbeitgeber bleiben zu können. Etliche Gemeinden bekundeten in den letzten Jahren denn auch Mühe, geeignete Kandidaten zu finden. Wollerau, Unteriberg und Ingenbohl haben den Systemwechsel bereits vollzogen.
Franz Pirker: «Kann es noch nicht sagen» Wie Eberle ist auch Franz Pirker seit zwölf Jahren im Amt – durchgehend im Büro, wovon die letzten vier als Bezirksammann. Ist ein Rücktritt ebenfalls ein Thema? «Die Frage kommt zu früh. Ich weiss es derzeit selbst noch nicht», erklärt Pirker. Seit allerdings bekannt geworden ist, dass der Landschreiber nicht mehr kandidieren wird, «verspüre ich von aussen einen Druck für eine Wiederkandidatur».
Die Bezirksratswahlen finden am 17. Mai 2020 statt. In der ordentlichen Wahl stehen nebst Pirker Statthalter Hanspeter Egli und Säckelmeister Christoph Bingisser sowie die Bezirksräte Markus Kälin und Stefan Kälin. Demissionen sind dem Bezirksammann bisher keine bekannt: «Doch dafür ist es auch noch zu früh.»
«Im nächsten Sommer werde ich 63 Jahre alt. Es stimmt so für mich.»
Peter Eberle
Peter Eberle steht ab Sommer 2020 als Landschreiber nicht mehr zu Verfügung. Foto: Victor Kälin