«Für mich ist meine Uniform auch ein psychischer Schutz»
Seit 2008 ist Stephan Birchler bei der Einsiedler Feuerwehr. Rund 200 Einsätze hat er geleistet. Nach einem jüngsten Lehrgang darf er sich nun auch Offizier nennen – und selbst Einsätze leiten.
WOLFGANG HOLZ
Herr Birchler, jeder kleine Bub hat wohl zu Hause ein kleines rotes Feuerwehrauto. Hat in Ihrem Fall die Leidenschaft für die Feuerwehr damit begonnen? Ja, das kann man so sagen. Ich hatte sogar mehr als eines der roten Autos mit den blauen Lämpli. Feuerwehrmann zu werden war von kleinauf mein Traum. Aus heutiger Sicht ist es für mich jedesmal eine Herausforderung, aus dem Alltag heraus von null auf hundert auf den Feuerwehrmodus umzuschalten und mit meinen Kameraden jemandem zu helfen. Solche Einsätze machen mir auch nichts aus, wenn sie nachts um drei stattfinden – aber im Idealfall natürlich lieber unter Tag ( grinst). Jetzt sind Sie auch frisch ausgebildeter Feuerwehr-Offizier. Was bedeutet das für Sie und für die Feuerwehr Einsiedeln? Das bedeutet, das ich nun einerseits selbst Feuerwehreinsätze leiten kann und andererseits als Abschnittsoffizier bei verschiedenen Einsätzen meine Feuerwehrkollegen führen kann – beispielsweise bei einem Wohnungsbrand.
Macht Ihnen das Spass, oder sind Sie jetzt schon nervös vor Ihrem ersten Echt-Einsatz nach dem absolvierten Offizierkurs? Nervös nicht gerade. Es ist für mich sicher eine Herausforderung, weil ich so etwas noch nicht in der Praxis gemacht habe. Aber ich bin überzeugt, dass ich das bewältigen kann. Im Kurs wurden wir dafür entsprechend ausgebildet, und von der Feuerwehr Einsiedeln werde ich diesbezüglich auch unterstützt.
Wie lange sind Sie denn schon bei der Feuerwehr? Ich bin seit 2008 dabei und habe inzwischen rund 200 Einsätze geleistet. In Einsiedeln zählen wir derzeit 95 Feuerwehrleute, darunter sind sechs Frauen. Da ich seit drei Jahren bei der Berufsfeuerwehr in Zürich arbeite, kann ich während meiner Arbeitszeit nicht zu Einsätzen in Einsiedeln ausrücken. Während meiner Freizeit bin ich aber immer parat. Gibt es genügend Nachwuchs bei der Einsiedler Feuerwehr?
Ja, derzeit stehen wir nicht so schlecht da. Am 18. November gibt es einen Info-Abend, an dem Interessierte gerne mehr über die Feuerwehr Einsiedeln erfahren können – und sich gerne auch entscheiden dürfen, bei uns mitzumachen. Wie schnell ist die Einsiedler Feuerwehr denn am Einsatzort? Das kommt auf die Topographie an. Im Dorf schaffen wir es meist, in fünf Minuten vor Ort zu sein. In die Viertel brauchen wir zwischen 10 und 15 Minuten.
Wenn es zu einem Unfall kommt, müssen Feuerwehrleute auch Schwerverletzte und Tote bergen. Sind solche Einsätze nicht sehr belastend für Sie? Man macht sich hinterher schon Gedanken, warum so ein Unfall geschehen musste. Aber eigentlich kann ich mit solchen Ereignissen gut umgehen. Für mich ist meine Feuerwehruniform auch ein gewisser psychischer Schutz – wenn ich sie nach dem Einsatz im Lokal wieder ausziehe und nach Hause gehe, lasse ich die Ereignisse dort gedanklich zurück. Ausserdem bin ich ja nicht als Privatperson bei so einem Unfall. Ich mache konzentriert meinen Job. Es wird immer so über die Kameradschaft in der Feuerwehr geschwärmt. Was heisst das? Wir unternehmen viel miteinander. Man trifft sich auch privat an Geburtstagen und Hochzeiten. Neulich war ich mit einem Feuerwehrkollegen wandern. Das Klischee von Kameradschaft gleich Alkohol stimmt gar nicht.
Foto: Wolfgang Holz Stephan Birchler
Jahrgang: 1990 Wohnort: Trachslau Beruf: Berufsfeuerwehrmann Hobbys: Wandern Klettersteig