Forderungen verachtfacht!
Sempione-Fashion-Schuldenberg beträgt 288 Millionen Franken
Der Umfang der Forderungen an die Sempione Fashion AG ist achtmal grösser als vor einem Jahr angenommen.
ANOUK ARBENZ
Nach nur einem Jahr und Investitionen in der Höhe von 23 Millionen Franken musste die italienische Modekette OVS in der Schweiz das Handtuch werfen. Sie hatte die Gruppe Charles Vögele im Jahr 2016 übernommen, die ihrerseits 40 Millionen Franken in den Umbau der Läden investiert hatte. Doch die Kundschaft blieb aus. Im August 2018 eröffnete das Konkursamt Höfe den Konkurs über die Sempione Fashion AG, die unter der Marke OVS die ehemaligen Charles-Vögele-Läden geführt hatte.
Im September darauf fiel für die Gläubiger der offizielle Startschuss für die Anmeldung von Forderungen. In dieser Zeit wurde auch die Holenstein Rechtsanwälte AG in Zürich als neue Konkursverwaltung eingesetzt – das Konkursamt Höfe war aufgrund der Grösse des Verfahrens an seine Kapazitätsgrenzen gestossen. Am 8. Oktober 2018 endete diese Frist, wobei auch verspätete Konkurseingaben bis zum Schluss des noch laufenden Konkursverfahrens von Gläubigern eingebracht werden können. Zu den 24,7 Millionen kamen noch 263 Millionen dazu An der ersten Gläubigerversammlung vom 25. September 2018 war noch die Rede von flüssigen Mitteln in der Höhe von 14 Millionen Franken, denen Forderungen von 24,7 Millionen Franken gegenüberstanden. Weil aber zu dem Zeitpunkt noch nicht alle Anmeldungen eingegangen waren, rechnete man mit 35 Millionen Franken Schuldgeld.
Heute, über ein Jahr später, zeigt sich, dass der Forderungsbetrag sogar achtmal grösser ist. Dies ist dem aktuellen Schreiben der Konkursverwaltung, dem sogenannten Gläubigerzirkular, das alle Gläubiger am 1. Oktober dieses Jahrs erhielten, zu entnehmen. So gingen bis zu diesem Tag 2074 Forderungsanmeldungen in der Höhe von gesamthaft 288,13 Millionen Franken ein. Davon sind 25,46 Millionen Franken umfassende Erstklassforderungen (Forderungen der Arbeitnehmer aus Arbeitsverhältnissen, Forderungen aus Vorsorge und familienrechtliche Ansprüche), angemeldete Zweitklassforderungen (Ersatz- und Beitragsforderungen) in der Höhe von 1,58 Millionen Franken und Drittklassforderungen von 261,08 Millionen Franken. Dazu kommen pfandgesicherte Forderungen in der Höhe von 68,48 Millionen Franken.
Demgegenüber steht ein Bankguthaben von 15 Millionen Franken. Damit gehen sehr viel mehr Gläubiger leer aus, als vor einem Jahr angenommen.
Kollokationsplan bis Ende Jahr geplant Zu den Forderungen kann Sempione Fashion – respektive deren ehemalige Organe – Stellung nehmen. Die Konkursverwaltung prüft derzeit jede einzelne Forderungsanmeldung und entscheidet, ob und in welchem Umfang sie zugelassen wird. Wann die- se Prüfung abgeschlossen sein wird, «ist aufgrund der hohen Zahl der Forderungsanmeldungen und der Komplexität des Konkursverfahrens schwierig zuverlässig einzuschätzen», informiert die Holenstein Rechtsanwälte AG in ihrem Schreiben. Das Bezirksgericht Höfe hat die Frist auf Ende 2019 festgesetzt, diese kann aber noch weiter erstreckt werden. Nach Prüfung der Anmeldungen wird die Konkursverwaltung einen Kollokationsplan veröffentlichen, der sämtliche von den Konkursgläubigern angemeldeten Forderungen zur Festlegung der Befriedigungsreihenfolge nach Konkursklassen einordnet.
Über ein Jahr später zeigt sich das ganze Ausmass an Forderungen. Die Frist Ende 2019 kann aber noch weiter erstreckt werden.