Es gibt keinen katholischen Zement
Erfrischend und bereichernd erzählte Sr. Laurencia Merz vom Leben im Nordosten Brasiliens
Es gehe nur miteinander, war die wichtigste Botschaft, welche die ehemalige Einsiedlerin, Sr. Laurencia Merz, am letzten Sonntag den Besuchern ihres Vortrags mitgegeben hat. Diese nahmen die Aussage wörtlich und unterstützten sie grosszügig in ihrer Arbeit mit den Ärmsten.
MARLIES MATHIS
Familie, Verwandte, Mitschwestern aus dem Kloster Ingenbohl, Freunde, Bekannte, Jahrgänger und Jahrgängerinnen, eine ehemalige Schülerin, eine gemeinsame Blauringleiterin, aber erfreulicherweise auch ganz einfach Interessierte fanden sich am vergangenen Sonntag in der Alten Mühle des Klosters Einsiedeln zum Vortrag von Sr. Laurencia Merz ein. Bereits zum vierten Mal durfte die Ingenbohler Ordensfrau, welche immer noch voller Energie und Ideen steckt und auch nach unglaublichen 43 Jahren in Brasilien ihren ursprünglichen Dialekt nicht verloren hat, Gastrecht im Kloster ihres Heimatdorfes geniessen.
Sie dankte denn auch als Erstes der Einsiedler Klostergemeinschaft für das unkomplizierte Entgegenkommen, aber ebenso allen Mitmenschen, von welchen sie seit Jahren so viel Wohlwollen und grossartige Unterstützung erfahren dürfe. Sie freute sich aber auch von Herzen darüber, für kurze Zeit all die bekannten Gesichter wieder einmal zu sehen, nach dem Vortrag bei einem gemütlichen Apéro einen Schwatz mit ihnen zu halten, aber auch spontan auf die Einsiedler zuzugehen, die erstmals anwesend waren.
Dies ist wohl typisch für diese unermüdliche und im positiven Sinne neugierige Frau mit ihrem unerschütterlichen Glauben und ihrer Gelassenheit in jeder Lebenslage, schaut sie doch immer vorwärts und betont gleichzeitig, dass es nur miteinander gehe. Diese Offenheit und Vorurteilslosigkeit gegenüber jedem und jeder und die Gabe, aus allen Situationen das Beste zu machen oder herauszuholen, aber auch ihre Frohnatur und nicht zuletzt ihr Schalk und ihr Charme lassen keinen unberührt.
In Brasilien ist die Kirche unterwegs So meinte Sr. Laurencia Merz denn auch verschmitzt, dass sie keine Predigt halten und schon gar keine ablesen werde. In erster Linie wolle sie danken, aber auch informieren, wofür die vielen Spenden, die sie von ihrer Heimatpfarrei schon erhalten habe, eingesetzt worden seien.
Beispielsweise sei damit im Wohnviertel in São Caetano, in der Diözese Caruaru-Pernambuco im armen Nordosten Brasiliens, wo sie seit 13 Jahren lebe, viel Neues entstanden, von der Muttergotteskapelle über ein Haus der Sozialarbeit und eines für die Katechese.
Sie betonte aber auch, dass sie keine Unterschiede zwischen den Menschen machen würden und dass nur gemeinsam etwas Gutes getan werden könne. Schliesslich seien im Himmel auch keine separaten Wohnungen für jede Religion vorhanden und gebe es keinen katholischen Zement oder reformierte Lebensmittel, fügte sie schmunzelnd, aber ganz ernst gemeint, an.
Dass die Kirche in Brasilien wirklich lebendig ist und enorm viele Leute, gerade auch Kinder und Jugendliche, mobilisiert und motiviert, gemeinsam etwas zu bewegen, zeigte sich auch eindrücklich an den zahlreichen anschaulichen Fotos, welche Sr. Laurencia präsentierte und spontan die Geschichten dazu erzählte. So tauchten die Besucher in ihre, für die meisten wohl sehr fremde Welt ein, durften bildlich ihr Wirken miterleben und an ihren Erfahrungen teilhaben. In all ihren Äusserungen war die Begeisterung spürbar, aber auch ihr unbeirrbarer Wille zu helfen und mit kirchlichen Basisgemeinschaften, sprich ausgebildeten Laien, das Leben in dieser, nebst Trockenheit und Armut auch von Arbeitslosigkeit, mangelnder Schulbildung, Prostitution und Drogenabhängigkeit geprägten Region stets ein kleines Stück zu erleichtern oder gar zu verbessern.
Nichts haben und trotzdem alles geben
Unter anderem erzählte die ehemalige Einsiedlerin mit Enthusiasmus von einer Frauengruppe, welche ihr besonders am Herzen liegt und die sie liebevoll «meine Frauen» nennt. Diese können weder lesen noch schreiben, aber ihr Wissen haben sie aus der Natur und von ihren Vorfahren, und sie wenden es an, um beispielsweise natürliche Medikamente herzustellen. Sinnigerweise tragen sie alle symbolisch einen Kaktus als Logo auf ihren Shirts, welcher sagen will, dass man auch mit wenig Wasser irgendwie überleben kann.
Diese Zuversicht und dieser Optimismus, aber ebenso die Eindrücke dieses bescheidenen, ja kargen, aber trotzdem oftmals fröhlichen gemeinsamen Lebens, liessen niemanden kalt. So durfte sich Sr. Laurencia Merz am Schluss auch über die grossartige Solidarität der Zuhörer ihrer berührenden Worte freuen, und sie wird mit den Spenden gewiss ein weiteres kleines Zeichen der Hoffnung in ihrer zweiten Heimat Brasilien setzen können, denkt sie doch nicht im Geringsten daran, sich zur Ruhe zu setzen, sie ist ja schliesslich erst 82 Jahre alt!
Spenden sind mit einem herzlichen Dankeschön auf folgendem Konto willkommen: Schwyzer Kantonalbank, 6431 Schwyz, IBAN-Nr.
CH87 0077 7008 2515 1355 2, Stiftung Maria Theresia Scherer Ingenbohl, Klosterstrasse 10, 6440 Brunnen, Vermerk: Spenden für Sr.
Laurencia Merz.
Die Einsiedlerin Sr. Laurencia Merz, welche seit 43 Jahren in Brasilien wirkt und lebt und zurzeit auf Heimaturlaub weilt, freute sich, nach ihrem Vortrag gemütlich mit Verwandten und Bekannten, hier mit Neffe Anselmo (links) und Andreas zu plaudern. Foto: Marlies Mathis